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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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angebrachter Gitterfenster beleuchtet waren, jene Gruppe von Staatsbediensteten, die mit der Verwaltung der öffentlichen Gelder Roms betraut war, von den altehrwürdigen tribuni aerarii, den Zahlmeistern, über weniger ehrwürdige Buchführer bis hin zu den Sklaven im öffentlichen Dienst, die die staubigen Korridore fegen mußten und dabei die Spinnweben an den Wänden geflissentlich übersahen.
    Durch den Zuwachs an Provinzen und Profit war der Tempel des Saturn längst viel zu klein für seine fiskalischen Zwecke geworden, aber die Römer trennten sich nun einmal ungern von Orten, die für die Verwaltung ihres Staatswesens bestimmt waren. Kleinere Vorräte an Münzgeld und Barren waren in die Tresorräume anderer Tempel geschafft worden, die Bücher aus allen Jahren, außer dem laufenden, hatte man in Sullas Tabularium verbannt; infolgedessen war das Heer der Finanzbeamten und ihrer Untergebenen ständig angewachsen. Die Staatsbeamten — auch dies war eines der eher dunklen Kapitel Roms, aber das Schatzamt war nun einmal eine äußerst wichtige Institution; die öffentlichen Gelder wollten ordentlich kassiert, verwahrt und vermehrt werden, selbst wenn das eine fast unerträglich große Zahl an öffentlichen Bediensteten erforderte.
    Während seine Gefolgsleute zurückblieben, schlenderte Caesar, begleitet von ihren bewundernden Blicken, auf die große, geschnitzte Tür zu, die sich in der Seitenmauer der Plattform des Saturn-Tempels befand. Er war in eine makellos saubere, weiße Toga gekleidet, die rechte Schulter seiner Tunika zierte der purpurrote Streifen des Senators. Auf dem Kopf trug er den Kranz aus Eichenlaub, denn ein dienstlicher Anlaß hatte ihn hierhergeführt, und die Bürgerkrone mußte er bei allen öffentlichen Anlässen tragen. Ein anderer Mann hätte vielleicht einen seiner Begleiter aufgefordert, den Türklopfer zu betätigen, aber Caesar tat es selbst und wartete, bis die Tür vorsichtig geöffnet wurde und ein Kopf sich durch den Spalt schob.
    »Gaius Julius Caesar, Quästor der Provinz Hispania Ultenor unter der Statthalterschaft des Gaius Antistius Vetus, wünscht die Haushaltsbücher seiner Provinz vorlegen zu dürfen, wie Gesetz und Brauch es verlangen«, sagte Caesar mit ruhiger Stimme.
    Man ließ ihn ein, und hinter ihm schloß sich die Tür wieder; alle Klienten blieben draußen.
    »Ich nehme an, du bist erst seit gestern wieder zurück«, äußerte Marcus Vibius, der Leiter des Schatzamts, nachdem man Caesar in sein düsteres Büro geführt hatte.
    »Ja.«
    »Eigentlich hatte es damit keine solche Eile.«
    »Soweit es mich betrifft, hat es durchaus Eile. Mein Dienst als Quästor ist nicht beendet, solange ich die Bücher nicht vorgelegt habe.«
    Vibius kniff die Augen zusammen. »Dann leg sie vor!«
    Caesar zog sieben Schriftrollen unter seiner Toga hervor, jede von ihnen doppelt versiegelt, einmal mit Caesars Ring, ein zweites Mal mit dem Ring des Antistius Vetus. Als Vibius das Siegel der ersten Rolle brechen wollte, hielt Caesar ihn zurück.
    »Was ist, Gaius Julius?«
    »Es sind keine Zeugen anwesend.«
    Wieder kniff Vibius die Augen zusammen. »Ach, mit solchen Kleinigkeiten nehmen wir es nicht so genau.«
    Caesars Hand schoß hervor und legte sich um Vibius’ Handgelenk. »Dann solltest du schleunigst anfangen, es mit solchen Kleinigkeiten genauer zu nehmen«, sagte Caesar freundlich. »Das sind die offiziellen Abrechnungen meiner Zeit als Quästor in Hispania Ulterior, und ich bestehe darauf, sie unter Zeugen vorzulegen. Sollte es nicht möglich sein, so kurzfristig Zeugen zu bestellen, dann nenne mir einen günstigeren Termin.«
    Die Atmosphäre in dem Büro wurde frostiger. »Natürlich ist es möglich, Gaius Julius.«
    Aber die ersten vier Zeugen waren nicht nach Caesars Geschmack, und erst nachdem er sich zwölf besehen hatte, waren die vier gefunden, die ihm zusagten. Die weitere Verhandlung vernahm einen für Marcus Vibius geradezu atemberaubenden Verlauf, denn er war es nicht gewöhnt, daß die Quästoren sich mit Buchhaltung auskannten, und schon gar nicht, daß sie ein phänomenales Gedächtnis hatten, welches es ihnen ermöglichte, die Zahlenkolonnen herunterzurattern, ohne auch nur einmal in die schriftlichen Unterlagen sehen zu müssen. Vibius war schweißnaß, als Caesar geendet hatte.
    »Ehrlich gesagt, ich habe noch nie einen Quästor erlebt, der seine Bücher so gut präsentiert hat«, bemerkte Vibius und wischte sich über die Stirn. »Alles hat seine

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