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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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tatsächlich einen langen Schatten auf Bibulus warf.
    »Cato wird uns über kurz oder lang alle in den Schatten stellen«, lautete die kühle Antwort.
    »Seine Nase wird ihm dabei eine große Hilfe sein«, erwiderte Caesar.
    Cato rieb sich mit Genugtuung über den markantesten Teil seines Gesichts, nicht verärgert, aber auch nicht gerade belustigt. »So wird man mein Standbild wenigstens nicht mit anderen verwechseln«, sagte er.
    »Das ist wahr.« Caesar sah Bibulus an. »Hast du vor, dich dieses Jahr für ein Amt zu bewerben?«
    »Ich nicht!«
    »Und du, Marcus Cato?«
    »Militärtribun«, lautete Catos knappe Antwort.
    »Da wirst du dich gut machen. Ich habe gehört, daß du als Soldat in Popliculas Armee gegen Spartacus reich dekoriert worden bist.«
    »Richtig, das ist er«, knurrte Bibulus. »Popliculas Armee bestand nicht nur aus Feiglingen!«
    Caesar hob eine blonde Augenbraue. »Das habe ich nie behauptet.«
    »Mußtest du auch nicht. Du hast dir Crassus für deinen Wahlkampf ausgesucht.«
    »Ich hatte gar keine Alternative; ebenso wird es Marcus Cato ergehen, wenn er erst Militärtribun ist. Als militärische Magistrate gehen wir dorthin, wo Romulus uns hinschickt.«
    Das Gespräch kam ins Stocken und wäre wohl beendet worden, wenn nicht ein anderes, Caesar wesentlich sympathischeres Paar aufgetaucht wäre: Appius Claudius Pulcher und Marcus Tullius Cicero.
    Doch Bibulus hatte genug und machte sich zusammen mit Cato davon.
    »Bemerkenswert«, sagte Caesar zu Appius und sah dem abgehenden Cato nach. »Warum trägt er keine Tunika?«
    »Das ist für ihn ein Teil des mos maiorum. Er will uns alle dazu bringen, wieder zu den alten Werten zurückzukehren«, antwortete Appius Claudius, ein typischer Vertreter seiner Familie, dunkel, von mittlerer Größe und außerordentlich gutaussehend. Er gab Cicero einen Klaps auf den Bauch und grinste. »Für Burschen wie ihn und Caesar wär’s ja ganz in Ordnung, aber ich kann mir kaum vorstellen, daß du mit deinem Speck die Geschworenen beeindrucken würdest«, sagte er zu Cicero.
    »Das ist doch bloß eine Marotte«, meinte Cicero. »Die legt er bald wieder ab.« Er sah Caesar mit seinen dunklen, intelligenten Augen an. »Ich weiß noch, wie du mit deinen Kleidermarotten einige boni auf die Palme gebracht hast, Caesar. Diese purpurroten Borten an den langen Ärmeln.«
    Caesar lachte. »Mir war langweilig, und damals konnte man Catulus mit so etwas bis zur Weißglut reizen.«
    »Und ob! Als Führer der boni spielt Catulus sich gern als oberster Hüter der römischen Gebräuche und Traditionen auf.«
    »Apropos Catulus, wann gedenkt er mit dem Tempel des Jupiter Optimus Maximus fertig zu sein? Ich sehe keinerlei Fortschritte.«
    »Vor einem Jahr ist er geweiht worden«, sagte Cicero. »Aber wer weiß, wann wir ihn endlich benutzen können? Mit diesem Auftrag hat Sulla den armen Mann in ernste finanzielle Schwierigkeiten gebracht. Das meiste Geld muß er aus der eigenen Tasche beisteuern.«
    »Er kann es sich leisten. Während Sulla im Exil war, hat er gemütlich hier in Rom gesessen und mit Cinna und Carbo Geld gescheffelt. Dafür hat Sulla sich gerächt und Catulus den Auftrag gegeben, den Jupiter Optimus Maximus zu bauen.« »O ja! Sullas Art, Rache zu nehmen, ist immer noch berühmt, obwohl er schon zehn Jahre tot ist.«
    »Er war der >Erste Mann in Rom<«, sagte Caesar.
    »Und jetzt beansprucht Pompeius Magnus den Titel.« Appius Claudius machte keinen Hehl aus seinem Mißfallen.
    Caesars Kommentar blieb unausgesprochen, denn Cicero ergriff das Wort.
    »Ich bin froh, daß du wieder in Rom bist, Caesar. Hortensius wird langsam alt. Er hat es nicht verwunden, daß ich ihn im Fall Verres besiegt habe. Ein bißchen ernsthafte Konkurrenz vor Gericht wird mir guttun.«
    »Mit siebenundvierzig Jahren schon verbraucht?« fragte Caesar.
    »Er führt ein strapaziöses Leben.«
    »Das ist in seinen Kreisen ganz normal.«
    »Von Lucullus kann man das zur Zeit nicht behaupten.«
    »Richtig, du bist ja erst kürzlich von deinem Dienst bei ihm im Osten zurückgekehrt«, sagte Caesar und bereitete seinen Abgang vor, indem er seinem Gefolge zunickte.
    »Und ich bin heilfroh, daß ich von dort weg bin«, erwiderte Appius Claudius mit Nachdruck. Dann lachte er leise. »Immerhin habe ich Lucullus einen Ersatz geschickt!«
    »Einen Ersatz?«
    »Meinen kleinen Bruder, Publius Claudius.«
    »Oh, das wird ihm gefallen!« sagte Caesar und mußte nun ebenfalls lachen.

Und so hatte sich

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