Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
Caesar, als er das Forum verließ, ein wenig mit dem Gedanken angefreundet, daß er die nächsten Jahre in Rom verbringen würde. Es würde nicht leicht werden, und das gefiel ihm. Catulus, Bibulus und die anderen boni würden ihm das Leben schwermachen. Aber es gab ja auch Freunde; Appius Claudius war an keine Partei gebunden, und als Patrizier hielt er es mit den Patriziern.
    Aber was war mit Cicero? Seit seine Brillanz und sein moderner Geist Gaius Verres lebenslanges Exil eingebracht hatten, kannte ihn jeder, obwohl er den schweren Nachteil hatte, keine nennenswerten Vorfahren zu besitzen. Ein homo novus, ein neuer Mann. Der erste aus einer achtbaren Bauernfamilie, der einen Sitz im Senat hatte. Er kam aus derselben Gegend wie Marius und war mit ihm verwandt, aber etwas in seinem Wesen ließ ihn die Augen vor der Tatsache verschließen, daß die meisten Römer außerhalb des Senats noch immer das Andenken des Gaius Marius verehrten. Deshalb weigerte Cicero sich, Kapital aus dieser Verbindung zu schlagen, vermied es nach Möglichkeiten, über seine Herkunft aus Arpinum zu sprechen, und tat so, als sei er der römischste aller Römer. Es standen sogar die wächsernen Masken vieler Vorfahren in seinem Atrium, aber sie gehörten zur Familie seiner Frau Terentia; wie Gaius Marius hatte er in die höchste Nobilität hineingeheiratet und zählte darauf, daß Terentias Beziehungen ihm den Weg zum Amt des Konsuls ebnen würden.
    Am besten kennzeichnete ihn wohl der Begriff »sozialer Aufsteiger«, etwas, das Gaius Marius nie gewesen war. Marius hatte die ältere Schwester von Caesars Vater geheiratet, Caesars geliebte Tante Julia, aus demselben Grund übrigens, aus dem auch Cicero seine häßliche Terentia geehelicht hatte. Aber Marius hatte das Amt des Konsuls nur angestrebt, um sich einen wichtigen militärischen Posten zu sichern, aus keinem anderen Grund. Für Cicero dagegen war dieses Amt das höchste Ziel. Marius hatte der »Erste Mann in Rom« werden wollen. Cicero wollte einfach nur zur Nobilität gehören. Und das würde er schon noch schaffen! Vor Gericht konnte ihm keiner das Wasser reichen, und so hatte er sich eine eindrucksvolle Schar dankbarer Halunken zugelegt, die im Senat einen kolossalen Einfluß ausübten. Ganz zu schweigen davon, daß er Roms größter Redner war, und so war er auch bei anderen einflußreichen Leuten ein gefragter Mann.
    Caesar schätzte ihn wegen solcher Verdienste und hoffte, Cicero für seine Sache gewinnen zu können. Leider war Cicero unberechenbar; sein wacher Geist erkannte so viele mögliche Stolpersteine, daß er sich schließlich immer wieder von seiner Furchtsamkeit leiten ließ. Und für einen Mann wie Caesar, der keiner Furcht den Sieg über seine Instinkte zugestand, war Furchtsamkeit der schlechteste aller Ratgeber. Trotzdem würde ein Cicero an seiner Seite ihm das politische Leben wesentlich erleichtern. Doch ob Cicero jemals begreifen würde, welche Vorteile ihm eine solche Loyalität brachte? Das wußten nur die Götter.
    Außerdem war Cicero ein armer Mann, und Caesar hatte nicht das Geld, um ihn zu kaufen. Abgesehen von den Ländereien der Familie in Arpinum war seine Frau seine einzige Einkommenquelle; Terentia war unglaublich reich. Leider wachte sie mit Argusaugen über ihr Geld und zeigte keinerlei Verständnis für Ciceros Vorliebe für Kunstwerke und exklusive Landsitze. Ja, das liebe Geld. Damit ließen sich viele Hindernisse aus dem Weg schaffen, vor allem dann, wenn man die Absicht hatte, der »Erste Mann in Rom« zu werden. Man mußte sich nur Pompeius den Großen ansehen. Er war der Herr über unermeßliche Reichtümer. Er machte sich seine Anhänger gefügig, während Caesar trotz seiner erlesenen Vorfahren nicht die Mittel hatte, um sich Anhänger und Stimmen zu kaufen. Das war etwas, was ihn mit Cicero verband. Der Mangel an Geld. Wenn ihn etwas aufhalten konnte, dachte Caesar, dann war es der Mangel an Geld.

    Am nächsten Tag entließ Caesar seine Klienten nach der morgendlichen Begrüßung und ging allein den Vicus Patricii hinauf zu der Wohnung, die er in einem großen Haus zwischen der Färberei Fabricius und dem öffentlichen Bad gemietet hatte. Hier hatte er sich einen Zufluchtsort eingerichtet, nachdem er aus dem Krieg gegen Spartacus zurückgekehrt war. Die Gegenwart seiner Mutter, seiner Frau und seiner Tochter hatten in seinem Haus eine Atmosphäre weiblicher Dominanz entstehen lassen, die er nicht länger ertragen hatte. In Rom war jeder

Weitere Kostenlose Bücher