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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Ordnung, Gaius Julius. Hispania Ulterior müßte dir eine Dankadresse dafür schicken, daß du Ordnung in ihr Durcheinander gebracht hast.« Er hatte seine Worte mit einem versöhnlichen Lächeln begleitet; Vibius fing an zu begreifen, daß dieser hochmütige Kerl einmal Konsul werden wollte, und mit Leuten dieser Art sollte man es sich nicht verscherzen.
    »Wenn alles seine Ordnung hat, dann mußt du mir das in einem offiziellen Papier bestätigen. Vor Zeugen.«
    »Das wollte ich gerade tun.«
    »Ausgezeichnet!« rief Caesar mit übertriebener Aufgeräumtheit.
    »Und wann trifft das Geld hier ein?« wollte Vibius wissen, als er seinen unangenehmen Besucher zur Tür brachte.
    Caesar zuckte mit den Schultern. »Darauf habe ich keinen Einfluß. Ich denke, der Statthalter wird das Geld mitbringen, wenn seine Amtszeit abgelaufen ist.«
    Ein Anflug von Verbitterung sprach aus Vibius’ Blick. »Das ist doch typisch!« rief er aus. »Eigentlich steht es Rom schon dieses Jahr zu, aber Antistius Vetus behält es noch so lange als Anlage in seinem Namen, bis er seinen Profit daraus gezogen hat.«
    »Das ist ganz legal, und es kommt mir nicht zu, daran Kritik zu üben«, sagte Caesar großzügig und kniff die Augen zusammen, als er in das helle Sonnenlicht des Forums hinaustrat.
    »Ave, Gaius Julius!« knurrte Vibius und schloß die Tür.
    Während der Stunde, die das Gespräch gedauert hatte, war es auf dem unteren Forum ein wenig lebhafter geworden; Menschen liefen geschäftig hin und her, um ihre Angelegenheiten noch vor dem Nachmittag und dem Abendessen zu erledigen. Caesar mußte mit einem tiefen Seufzer feststellen, daß unter den neuen Gesichtern auch jenes des Marcus Calpurnius Bibulus war, den er einst ohne viel Mühe in die Höhe gehoben und vor den Augen seiner Kameraden auf einen Schrank gesetzt hatte. Und dann hatte er ihn auch noch als Floh bezeichnet. Und das nicht ohne Grund! Sie hatten beide auf den ersten Blick eine ausgesprochene Abneigung füreinander empfunden. So etwas kam vor. Bibulus hatte ihn auf eine Weise beleidigt, die nach körperlicher Vergeltung schrie, wohl wissend, daß seine geringe Körpergröße ihn vor Caesars Schlägen bewahren würde. Bibulus hatte Andeutungen gemacht, wonach Caesar sich dem alten König Nikomedes von Bithynien hingegeben habe, um von ihm den Befehl über eine einzigartige Flotte zu erhalten. Vielleicht hätte Caesar sich besser in der Gewalt gehabt, wenn nicht Lucullus kurz zuvor genau die gleichen Anspielungen gemacht hätte. Doch zweimal war einmal zuviel! Bibulus mußte auf den Schrank hinauf, begleitet von ein paar treffenden Bemerkungen. So hatte der Beginn ihres einjährigen Zusammenlebens im selben Militärquartier ausgesehen, zu der Zeit, als Rom der Stadt Mitylene auf Lesbos in der Person des Lucullus demonstrierte, daß sie sich seiner Oberherrschaft nicht entziehen konnte. Und seit dieser Zeit war Bibulus sein Feind.
    Er hat sich nicht verändert in den zehn Jahren, die mittlerweile vergangen sind, dachte Caesar, als die neue Gruppe näher kam, Bibulus ein paar Schritte voraus. Im anderen Zweig der berühmten Familie Calpurnius, der den Beinamen Piso trug, wimmelte es buchstäblich von den hochgewachsensten Burschen Roms, der Zweig mit dem Beinamen Bibulus jedoch war, was das Physische anging, das genaue Gegenteil. Jeder in der römischen Nobilität konnte unschwer erkennen, welchem Zweig der berühmten Familie Bibulus angehörte. Er war nicht nur ein wenig klein geraten, er war winzig, sein Gesicht war nicht nur hell, es war bleich, mit hervortretenden Wangenknochen, farblosem Haar, spärlichen Augenbrauen und zwei silbergrauen Augen. Seine Erscheinung war nicht nur unattraktiv, sondern ein trostloser Anblick.
    Bibulus wurde nicht nur von Klienten begleitet. Neben ihm ging zudem ein außergewöhnlicher Mann, der keine Tunika unter der Toga trug: der junge Cato, der Haarfarbe und der Nase nach zu urteilen. Ja, diese Freundschaft war nur allzu begreiflich. Bibulus war mit einer Domitia verheiratet, einer Cousine ersten Grades von Catos Schwager Lucius Domitius Ahenobarbus. Wie die Kletten klebten diese Widerlinge aneinander, verwandt und verschwägert. Und da Bibulus den boni angehörte, war Cato zweifellos auch einer von denen.
    »Suchst du ein wenig Schatten, Bibulus?« fragte ihn Caesar mit honigsüßer Stimme, als sie sich gegenüberstanden. Sein Blick wanderte von seinem Erzfeind hinauf zu dessen hochgewachsenem Begleiter, der dank der Stellung der Sonne

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