MoR 04 - Caesars Frauen
Publius Sulla — der Neffe des Diktators —, sein treuer Freund Antonius, Quintus Annius Chilo, beide Söhne des toten Cethegus, die beiden Brüder des Sulla, die nicht der Sippe des Diktators angehörten, aber trotzdem gute Beziehungen zu ihm hatten, der geistreiche Volkstribun Lucius Calpurnius Bestia und Marcus Porcius Laeca. Ob die alle dazugehören? fragte sich Cicero. Stehe ich der neuen Regierung Roms gegenüber? Dann ist nicht viel davon zu halten. Diese Männer sind samt und sonders Halunken.
Er holte tief Luft und begann...
»Und deshalb bin ich es leid, mir immer wieder an dem Ausdruck senatus consultum de re publica defendenda die Zunge abzubrechen«, verkündete er eine Stunde und viele sorgsam gewählte Worte später, »und deshalb werde ich einen neuen Namen für diesen letzten und äußersten Beschluß prägen, mit dem der Senat alle verpflichten kann: die Komitien, die Körperschaften der Regierung, die Institutionen und Bürger Roms. Ich werde diesen Erlaß von nun an Senatus Consultum Ultimum nennen. Und ich fordere euch auf, versammelte Väter, einen Senatus Consultum Ultimum zu erlassen.«
»Gegen mich, Marcus Tullius?« fragte Catilina lächelnd.
»Gegen eine Revolution, Lucius Sergius.«
»Aber du hast keinen einzigen Beweis, Marcus Tullius. Wir wollen Beweise, keine leeren Worte!«
Er würde erneut scheitern.
»Vielleicht wären wir eher geneigt, an eine Revolution in Etruria zu glauben, Marcus Tullius, wenn du mit deinen persönlichen Angriffen gegen Lucius Sergius aufhören würdest«, sagte Catulus. »Deine Beschuldigungen sind nicht in Tatsachen verankert, und das wiederum wirft einen langen Schatten des Zweifels auf jeden Verdacht ungewöhnlicher Unruhe nordwestlich des Tiber. Über Etruria gibt es nichts Neues zu berichten, und Lucius Sergius soll wohl als dein Sündenbock dienen. Nein, Marcus Tullius, wir glauben dir kein Wort, wenn du nicht weitaus schlüssigere Beweise lieferst als deine klugen Reden.«
»Ich habe den felsenfesten Beweis!« dröhnte es mit Donnerstimme vom Eingang her, und herein kam der Ex-Prätor Quintus Arrius.
Mit weichen Knien ließ Cicero sich auf seinem elfenbeinernen Stuhl nieder und starrte Arrius, der noch die verstaubte Reiterkleidung am Leib trug, mit offenem Mund an.
Gemurmel breitete sich aus, und die Blicke der Senatoren wanderten zu Catilina, der fassungslos zwischen seinen Freunden saß. »Komm aufs Podium und erzähle uns, was du weißt, Arrius!«
»In Etruria herrscht ein Aufstand«, sagte Arrius einfach. »Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Sullas Veteranen haben ihre Höfe verlassen und sind eifrig dabei, Freiwillige auszubilden — größtenteils Männer, die in diesen harten Zeiten Haus und Eigentum verloren haben. Ich habe das Lager ein paar Meilen vor den Toren von Faesulae selbst gesehen.«
»Wie viele Männer stehen unter Waffen, Quintus Arrius?« wollte Caesar wissen.
»Etwa zweitausend.«
Das sorgte für einen Seufzer der Erleichterung, aber die Gesichter wurden sogleich wieder länger, als Arrius dem Haus mitteilte, daß es auch bei Arretium, Volaterrae und Saturnia ähnliche Lager gab und daß sehr wahrscheinlich auch Clusium beteiligt sei.
»Und ich, Quintus Arrius?« fragte Catilina mit lauter Stimme. »Ich soll der Anführer sein, obwohl ich hier in Rom sitze?«
»Soviel ich erfahren konnte, Lucius Sergius, ist ihr Anführer ein Mann namens Gaius Manlius, einer von Sullas Zenturios. Dein Name wurde nicht genannt, und ich habe keine belastenden Beweise gegen dich.«
Daraufhin brachen die Männer um Catilina herum in Jubel aus, und der Rest des Hauses wirkte erleichtert. Der Erste Konsul ließ sich seinen Verdruß nicht anmerken, dankte Quintus Arrius und bat das Haus noch einmal darum, ihm und seiner Regierung zu erlauben, gegen die rebellischen Truppen in Etruria vorzugehen.
»Ich verlange eine Abstimmung«, sagte er. »Alle, die für den Erlaß eines Senatus Consultum Ultimum stimmen, um die Rebellion in Etruria niederzuwerfen, mögen sich rechts von mir aufstellen. Und alle, die dagegen stimmen, mögen bitte nach links gehen.«
Alle gingen nach rechts, selbst Catilina und seine Anhänger, Catilina mit einem Blick, als wollte er sagen: Und nun mach, was du willst, du Emporkömmling aus Arpinum!
Nachdem alle an ihren Platz zurückgekehrt waren, ergriff der Prätor Lentulus Sura das Wort: »Konzentrationen von Truppen müssen allerdings nicht unbedingt bedeuten, daß ein ernsthafter Aufstand bevorsteht,
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