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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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weigerte sich, mehr als das Wort »sterben« aufzunehmen.
    »Reiß die anderen auf«, verlangte Crassus.
    In den anderen Briefen stand ungefähr das gleiche wie im ersten; sie waren an die vier anderen Männer adressiert, die bereits im ersten Brief erwähnt wurden.
    »Er ist gerissen«, sagte Cicero und schüttelte den Kopf. »Mit nichts von dem, was dort in der ersten Person steht, könnte man Catalina festnageln. Kein Wort über die Männer hier in Rom, die daran beteiligt sind. Wir haben nur die Namen seiner militärischen Handlanger in Etruria, und die stecken bereits bis zum Hals in der Revolution, da spielt es keine Rolle mehr. Sehr klug!«
    Metellus Scipio leckte sich über die Lippen und sagte mit heiserer Stimme: »Wer hat den Brief an Marcus Crassus geschrieben, Cicero?«
    »Quintus Curius, vermute ich.«
    »Curius? Der Curius, den man aus dem Senat geworfen hat?«
    »Genau der.«
    »Können wir ihn nicht dazu bringen, daß er aussagt?« fragte Marcellus.
    Crassus schüttelte den Kopf. »Nein, das sollten wir nicht tun.
    Sie würden ihn töten, und wir wären wieder genau da, wo wir jetzt sind — und hätten keinen Informanten mehr.«
    »Wir können ihn in Schutzgewahrsam nehmen, noch bevor er ausgesagt hat«, schlug Metellus Scipio vor.
    »Und ihn damit zum Schweigen bringen?« fragte Cicero. »In der Schutzhaft macht keiner den Mund auf. Nein, wir müssen Catilina dazu bringen, sich zu erklären.«
    Marcellus zog die Stirn in Falten: »Und wenn Catilina gar nicht der Rädelsführer ist?«
    »Immerhin möglich«, pflichtete Metellus Scipio ihm bei.
    »Was muß ich denn noch tun, damit es endlich in eure Dickschädel hineingeht? Es kann nur Catilina sein!« schrie Cicero und schlug so fest auf die kostbare Oberfläche seines Tisches, daß der mit Gold und Elfenbein verzierte Fuß erzitterte. »Es ist Catilina! Es ist Catilina!«
    »Beweise, Marcus«, sagte Crassus. »Du brauchst Beweise.«
    »Irgendwie werde ich mir Beweise beschaffen«, sagte Cicero, »aber bis dahin müssen wir den Aufstand in Etruria niederschlagen. Ich werde den Senat für die vierte Stunde des morgigen Tages zusammenrufen.«
    »Gut.« Crassus erhob sich. »Dann gehe ich jetzt nach Hause und lege mich schlafen.«
    »Und du?« fragte ihn Cicero, als er zur Tür ging. »Glaubst du wenigstens, daß Catilina der Schuldige ist, Marcus Crassus?«
    »Sehr wahrscheinlich, aber nicht gewiß«, lautete die Antwort.
    »Ist das nicht wieder typisch?« fragte Terentia ein paar Augenblicke später, aufrecht im Bett sitzend. »Der Kerl würde sich nicht einmal zu einem Bündnis mit Jupiter Optimus Maximus verpflichten!«
    »Und ich fürchte, viele andere im Senat auch nicht«, seufzte Cicero. »Trotzdem, mein Schatz, es wird Zeit, daß du Fulvia aushorchst. Wir haben lange nichts mehr von ihr gehört.« Er legte sich wieder hin. »Blas das Licht aus. Ich werde versuchen, noch ein bißchen zu schlafen.«
    Cicero hatte nicht damit gerechnet, daß der Senat noch immer so große Zweifel daran hegte, daß Catilina tatsächlich als der Kopf eines Komplotts fungieren sollte, dessen Ziel ein Umsturz zu sein schien. Skepsis hatte er erwartet, aber keinen offenen Widerstand, und genau der formierte sich, als er die Briefe vorlas. Er hatte gehofft, daß die Geschichte zu einem senatus consultum de re publica defendenda führen würde — dem Erlaß des Kriegsrechts —, wenn er Crassus mit ins Spiel brachte, aber das Haus verweigerte es ihm.
    »Du hättest die Briefe bis zum Beginn der Sitzung ungeöffnet lassen sollen«, kritisierte ihn Cato. Er war jetzt gewählter Volkstribun und hatte das Recht zu reden.
    »Aber ich habe sie vor Zeugen geöffnet, die über jeden Zweifel erhaben sind!«
    »Das spielt keine Rolle«, meinte Catulus. »Du hast ein Privileg des Senats verletzt.«
    Während der ganzen Zeit hatten sich auf Catilinas Gesicht und in seinem Blick die der Situation angemessenen Gefühle widergespiegelt: Entrüstung, Ruhe, Unschuld, milde Erregung, Ungläubigkeit.
    Als Cicero es nicht mehr ertrug, wandte er sich direkt an Catilina: »Lucius Sergius Catilina, gibst du zu, daß du die treibende Kraft hinter all diesen Ereignissen bist?« fragte er, und seine Stimme hallte von den Deckenbalken wider.
    »Nein, Marcus Tullius Cicero, das gebe ich nicht zu.«
    »Ist denn kein Mann im Saal, der mich unterstützt?« wollte der Erste Konsul wissen und ließ dabei den Blick von Crassus über Caesar zu Catulus und Cato wandern.
    »Ich schlage vor«, sagte

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