MoR 04 - Caesars Frauen
jedenfalls nicht sofort. Hast du etwas von einem Termin gehört, Quintus Arrius — fünf Tage vor den Kalenden des November zum Beispiel, jenes Datum, das in den Briefen an Marcus Crassus genannt wird?«
»Ich habe kein Datum gehört«, antwortete Arrius.
»Ich frage nur«, fuhr Lentulus Sura fort, »weil die Staatskasse im Moment nicht in der Lage ist, große Summen für umfangreiche Rekrutierungsmaßnahmen zur Verfügung zu stellen. Darf ich vorschlagen, Marcus Tullius, daß du für den Augenblick dein... äh... >Senatus Consultum Ultimum< in eingeschränkter Form anwendest?«
Cicero erkannte viel Zustimmung in den Gesichtern, deshalb beschied er sich zunächst damit, sämtliche berufsmäßigen Gladiatoren aus Rom zu verbannen.
»Wie, Marcus Tullius, und keine Anweisung, Waffen auszugeben an alle Bürger dieser Stadt, die berechtigt sind, in Zeiten der Gefahr welche zu tragen?« fragte Catilina süßlich.
»Nein, Lucius Sergius, ich beabsichtige keine solche Anweisung, bis ich bewiesen habe, daß du und die Deinen Feinde dieses Staates seid!« fauchte Cicero. »Warum sollte ich Waffen ausgeben an Leute, von denen ich weiß, daß sie sie irgendwann gegen die loyalen Bürger richten werden?«
»Dieser Mann ist gemeingefährlich!« rief Catilina und zeigte auf Cicero. »Er hat nicht den geringsten Beweis, und doch läßt er nicht von seinen bösartigen Verleumdungen gegen mich ab!«
Catulus jedoch erinnerte sich auf einmal daran, wie er und Hortensius sich im Jahr zuvor gefühlt hatten, als sie sich gegen Catilina verschworen und Cicero — als dem geringeren Übel — zu dem Amt verholfen hatten. War Catilina vielleicht doch der Rädelsführer? Gaius Manlius war sein Klient. Ebenso Publius Furius, einer der anderen Aufständischen. Vielleicht sollte man herausfinden, ob Minucius, Publicus und Aulus Fulvius auch Catilinas Klienten waren. Im Grunde war nicht ein einziger der Männer aus diesem Kreis unbescholten und rechtschaffen! Lucius Cassius war ein vollgefressener Dummkopf, und was Publius Sulla und Publius Autronius betraf — waren sie nicht beide ihres Amtes als Konsul enthoben worden, bevor sie es überhaupt antreten konnten? Und kursierten damals nicht die wildesten Gerüchte, die besagten, sie hätten ihre Nachfolger Lucius Cotta und Torquatus ermorden wollen? Catulus beschloß, das Wort zu ergreifen.
»Laß Marcus Tullius in Ruhe, Lucius Sergius!« forderte er ungeduldig. »Wir können uns vielleicht mit eurem kleinen Privatkrieg abfinden, aber wir müssen keineswegs hinnehmen, daß ein privatus dem ordentlich gewählten Ersten Konsul vorschreibt, wie er sein... äh... >Senatus Consultum Ultimum< zu vollziehen hat. Ich bin mit Marcus Tullius einer Meinung. Von heute an werden wir das Geschehen in Etruria genauestens im Auge behalten. Doch zu diesem Zweck müssen an niemanden in dieser Stadt Waffen ausgegeben werden.«
»Du kommst voran, Cicero«, meinte Caesar, als die Versammlung sich auflöste. »Sogar Catulus fängt an, sich Gedanken über Catilina zu machen.«
»Und was meinst du?«
»Ich halte ihn für einen echten Halunken. Was meinst du wohl, warum ich Quintus Arrius nach Etruria geschickt habe?«
»Du hast Quintus Arrius den Auftrag gegeben?«
»Nun, du bist ja nicht weitergekommen, oder? Ich habe Arrius ausgewählt, weil er in Sullas Armee gedient hat und weil er bei Sullas Veteranen äußerst beliebt ist. Es laufen ein paar Gestalten in Roms höheren Kreisen herum, die bei diesen unzufriedenen alten Haudegen nur Mißtrauen wecken würden, aber Arrius betrachten sie als einen von ihnen«, erklärte Caesar.
»Dann bin ich dir sehr verbunden.«
»Denk dir nichts dabei. Wie allen Patriziern fällt es mir schwer, einen von uns fallenzulassen, aber ich bin kein Narr, Cicero. Ich will keinen Aufstand, und noch weniger kann ich es mir leisten, mit einem Patrizier in einen Topf geworfen zu werden, der einen Aufstand plant. Mein Stern ist noch im Aufsteigen. Schade, daß Catilinas Stern bereits gesunken ist, aber es ist nun einmal so. Catilina ist ein erloschenes Licht in der römischen Politik.« Caesar zuckte die Achseln. »Mit erloschenen Lichtern will ich nichts zu schaffen haben. Und vielen von uns geht es genauso, von Crassus bis hin zu Catulus. Das zeigt sich jetzt ganz deutlich.«
»Ich habe Männer da oben in Etruria. Sollte der Aufstand fünf Tage vor den Kalenden beginnen, wird Rom es innerhalb eines Tages erfahren.«
Aber Rom erfuhr es nicht innerhalb eines Tages. Der vierte
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