Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
und deutete auf den Schrankschlüssel.
    Gaius Cethegus traf als erster ein, er wirkte müde, aber aufsässig, kurz darauf kamen auch Statilius und Gabinius Capito, gefolgt von Pomptinus herein. Auf Lentulus Sura mußten sie länger warten, aber schließlich trat er ebenfalls durch die Tür; Gesicht und Körperhaltung verrieten nichts als Verärgerung.
    »Cicero, das geht wirklich zu weit!« brüllte er, und dann erst sah er die anderen. Er ließ sich seine Verwunderung kaum anmerken, doch Cicero war sie nicht entgangen.
    »Geh nur hinüber zu deinen Freunden, Lentulus«, sagte er.
    Plötzlich hämmerte jemand gegen die Haustür. Pomptinus und Valerius Flaccus — wegen der nächtlichen Mission noch in voller Rüstung — zogen die Schwerter.
    »Öffne die Tür, Tirol« rief Cicero.
    Aber es kamen weder Mörder noch sonst eine Gefahr von der Straße herein, sondern Catulus, Crassus, Curio, Mamercus und Servilius Vatia.
    »Nachdem uns der Erste Konsul per Eilorder in den Tempel der Concordia gerufen hat«, sagte Catulus, »wollten wir lieber erst beim Konsul selber nachfragen.«
    »Seid herzlich willkommen«, erwiderte Cicero dankbar.
    »Was ist los?« fragte Crassus und warf einen Blick auf die Verschwörer.
    Während Cicero es ihm erklärte, klopfte es immer wieder an der Tür; weitere Senatoren drängten sich — beinahe platzend vor Neugier — hinein.
    »Wie konnte sich das so schnell herumsprechen?« fragte Cicero, und er vermochte seine Freude kaum zu verbergen.
    Erst als der Raum zum Bersten voll mit Männern war, kam der Erste Konsul schließlich zur Sache. Er erzählte die Geschichte von den Allobrogern und der Festnahme an der Mulvianbrücke und zeigte ihnen die Briefe.
    Dann wurde er auf einmal förmlich und sagte:»Und nun, Publius Cornelius Lentulus Sura, Gaius Cornelius Cethegus, Publius Gabinius Capito und Lucius Statilius, muß ich euch bis zur endgültigen Klärung eurer Beteiligung an der Verschwörung des Lucius Sergius Catilina in Haft nehmen lassen.« Er wandte sich an Mamercus. »Princeps Senatus, ich gebe dir diese drei Schriftrollen in Verwahrung. Sorge dafür, daß die Siegel unverletzt bleiben, bis der Senat sich vollständig im Tempel der Concordia versammelt hat. Dann wird es deine Aufgabe als Princeps Senatus sein, uns die Briefe zu verlesen.« Den zusammengefalteten Briefbogen hielt er hoch, damit ihn alle sehen konnten. »Diesen Brief werde ich jetzt und hier vor euer aller Augen öffnen. Wenn sein Schreiber, der Prätor Lentulus Sura, sich damit kompromittiert, dann soll uns nichts mehr daran hindern, mit unseren Ermittlungen fortzufahren. Ist der Inhalt jedoch unverfänglich, dann müssen wir entscheiden, was mit den drei Schriftrollen geschehen soll, bevor der Senat zusammentritt.«
    »Nur zu, Marcus Tullius«, sagte Mamercus, ganz gefangen von diesem alptraumhaften Augenblick und immer noch unfähig zu begreifen, daß Lentulus Sura, einst Konsul und zweimal Prätor, tatsächlich zu den Verschwörern gehören sollte.
    Wie gut das tut, alle Blicke auf sich gerichtet zu fühlen, und das in einem so gewaltigen und bedeutungsvollen Drama wie diesem, dachte Cicero, als er — vollendeter Schauspieler, der er war — das gehärtete Wachs, das alle Anwesenden als Lentulus Suras Siegel erkannt hatten, mit lautem Knacken aufbrach. Er schien eine Ewigkeit zu brauchen, um den Bogen auseinanderzufalten, einen Blick darauf zu werfen und den Inhalt in sich aufzunehmen; dann erst begann er, laut vorzulesen:
    Lucius Sergius, ich bitte Dich, Deine Meinung zu ändern. Ich weiß, Du möchtest unsere Unternehmung nicht mit einer Sklavenarmee in Verruf bringen, aber glaube mir, wenn Du Sklaven in die Reihen der Soldaten aufnimmst, dann wird der Sieg in wenigen Tagen unser sein. Rom kann nicht mehr als vier Legionen gegen Dich aufbieten, je eine von Marcius Rex und Metellus Creticus und zwei, die unter dem Kommando des vollgefressenen Faulpelzes Hybrida stehen.
    Es wurde einst prophezeit, daß drei Mitglieder der gens Cornelia Rom regieren würden, und ich weiß, daß ich der dritte Mann mit dem Namen Cornelius sein werde. Ich weiß auch, daß Dein Name, Sergius, viel älter ist als der Name Cornelius, aber Du hast bereits angedeutet, daß Du lieber in Etruria als hier in Rom regieren würdest. Ich bitte Dich, Deine Vorbehalte gegen die Sklaven noch einmal zu überdenken. Ich nehme sie in Kauf. Bitte, gib Deine Zustimmung.«
    Die letzten Worte verhallten in einem tiefen Schweigen, kein Atemhauch schien die

Weitere Kostenlose Bücher