MoR 04 - Caesars Frauen
an Lärm gewöhnt, selbst die Leute, die in den großzügigen Häusern auf dem Palatin und dem Carinae wohnten — Sklaven lärmten und sangen, lachten und zankten während der Arbeit, kleine Kinder brüllten, Frauen schwatzten unaufhörlich miteinander, wenn sie nicht gerade nörgelten oder herumjammerten. Das war alles so normal, daß es die meisten männlichen Haushaltsvorstände nicht weiter störte. Aber Caesar empfand es als lästig, denn er hatte ein tiefes Bedürfnis nach Zurückgezogenheit und wenig Geduld für alles, was ihm belanglos erschien. Als echter Römer hatte er gar nicht den Versuch gemacht, seine häusliche Umgebung nach seinem Geschmack zu organisieren, und den Lärm sowie die ständigen Störungen durch die Frauen zu untersagen. Statt dessen hatte er sich einen Ort gesucht, an den er sich zurückziehen konnte.
Er mochte schöne Dinge; vielleicht täuschten die drei Räume, die er gemietet hatte, auch deshalb über die Gegend hinweg, in der das Mietshaus stand. Sein einziger wirklicher Freund, Marcus Licinius Crassus, war ein leidenschaftlicher Aufkäufer von Nachlässen, und einmal hatte er einer großzügigen Anwandlung nachgegeben und Caesar für wenig Geld genug Mosaik verkauft, um damit die beiden Räume auslegen zu können, die Caesar selbst benutzte. Als Crassus dem Marcus Livius Drusus das Haus abgekauft hatte, war ihm der antiquierte Bodenbelag ein Graus gewesen; Caesar jedoch hatte einen untrüglichen Sinn für schöne Dinge und wußte, daß in den letzten fünfzig Jahren kaum etwas Schöneres hergestellt worden war. Zudem war es Crassus sehr recht gewesen, Caesars Wohnung als Übungsplatz für ganze Scharen von ungelernten Sklaven nutzen zu können, die er in so einträglichen Techniken wie dem Verputzen von Wänden, dem Vergolden von Zierleisten und Pilastern sowie dem Anfertigen von Wandmalereien ausbilden ließ.
Und so seufzte Caesar zufrieden auf, als er seine Wohnung betrat und das perfekt renovierte Arbeitsund Empfangszimmer sowie das Schlafzimmer in Augenschein nahm. Ausgezeichnet! Lucius Decumius hatte seine Anordnungen exakt befolgt und einige neue Möbelstücke genau dort aufgestellt, wo Caesar sie haben wollte. Caesar hatte sie in Hispania Ulterior entdeckt und bereits vor Ablauf seiner Amtszeit nach Rom schicken lassen. Es waren ein wunderschöner Spieltisch aus rötlichem Marmor mit Löwenpfoten als Beinen, ein vergoldeter Diwan, bezogen mit einem Stoff, der in tyrischem Purpur gehalten war, sowie zwei herrliche Sessel. Belustigt stellte er fest, daß auch das neue Bett, von dem Lucius Decumius gesprochen hatte, bereits an seinem Platz stand, ein geräumiges Möbel aus Ebenholz mit Goldauflage und einer purpurnen Überdecke. Wer hätte beim Anblick dieses Lucius Decumius gedacht, daß sein Geschmack sich durchaus mit dem Caesars messen konnte? Caesar ersparte sich die Besichtigung des dritten Raumes, der eigentlich nur ein Teil des Balkons war, welcher den inneren Lichthof säumte. An beiden Seiten war eine Wand gezogen worden, um ihn von den Nachbarn abzugrenzen, und vor dem Fenster zum Lichthof befand sich ein schwerer hölzerner Laden, der zwar Luft zum Atmen, aber keine neugierigen Blicke durchließ. Dort waren die sanitären Anlagen untergebracht, von der mannsgroßen Bronzebadewanne bis zu der Zisterne, in der das Spülwasser für den Nachttopf gesammelt wurde. Kochgelegenheiten gab es keine, und es wohnte auch kein Diener in Caesars Räumen. Das Putzen oblag Aurelias Hausangestellten, die Eutychus regelmäßig vorbeischickte, damit sie das Badewasser ausleerten, die Zisterne gefüllt und den Nachttopf sauberhielten, die Leinenwäsche reinigten, die Böden fegten und alle anderen Oberflächen abstaubten.
Lucius Decumius war bereits da. Er saß auf dem Diwan, seine Füße baumelten über der wunderschönen, bunten Maserung des Fußbodens. Er war in eine Schriftrolle vertieft.
»Nun, vergewisserst du dich, daß die Bücher des Kollegiums der Prüfung durch den Stadtprätor standhalten?« fragte Caesar und schloß die Tür.
»Hmm«, machte Lucius Decumius. Mit einem Zungenschnalzen schnappte die Rolle zu.
Caesar las den Zylinder der Wasseruhr ab. »Nach unserem Freund hier zu urteilen, solltest du allmählich hinuntergehen, Papa. Vielleicht ist sie unpünktlich. Wer weiß, ob Silanus ein Freund von Chronometern ist? Aber sie hat nicht den Eindruck einer Frau gemacht, für die Zeit keine Rolle spielt.«
»Du brauchst mich hier oben ja nicht, Pavo. Ich bringe sie
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