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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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und sie sind jünger als Julia.«
    »Julias Mitgift wird sehr gering ausfallen.«
    »Das ist mir bekannt, Gaius Julius. Aber mein Sohn hat ein großes Vermögen. Er ist nicht auf eine reiche Braut angewiesen. Sein leiblicher Vater hat ihn außerordentlich gut versorgt, und er wird auch Silanus beerben.«
    »Möglich, daß du Silanus noch einen Sohn schenkst.«
    »Möglich.«
    »Aber nicht wahrscheinlich, was?«
    »Silanus zeugt nur Töchter.«
    Caesar lehnte sich wieder vor. Er wirkte noch immer gleichgültig. »Sag mir, warum ich mich auf die Sache einlassen sollte, Servilia.«
    Sie hob die Augenbrauen. »Das versteht sich doch von selbst! Siehst du irgendwo einen würdigeren Mann für Julia? Von meiner Seite ist Brutus ein patrizischer Servilius, von väterlicher Seite zählt Lucius Junius Brutus, der Gründer der Republik, zu seinen Vorfahren. Das alles weißt du. Er hat ein beträchtliches Vermögen, in seiner politischen Karriere wird er mit Sicherheit einmal das Amt eines Konsuls übernehmen, und vielleicht wird er sogar einmal Zensor, falls man auch dieses Amt wieder einführt. Er ist über die Rutilii, die Servilii Caepiones und die Livii Drusi mit euch blutsverwandt. Und durch Brutus’ Großvater und seine treue Ergebenheit gegenüber deinem Onkel Gaius Marius sind die Familien auch freundschaftlich verbunden. Ich weiß, daß du eng mit Sullas Familie verwandt bist, aber weder meine eigene Familie noch die meines Gatten hatten je irgendwelchen Streit mit Sulla. Mit einem augenfälligen Familienzwist, wie er bei euch zwischen Marius und Sulla schwelt, ist Brutus nicht belastet.«
    »Du argumentierst wie ein Advokat!« lobte Caesar und lächelte jetzt sogar.
    »Ich nehme das als Kompliment!«
    »So war es auch gemeint.«
    Caesar erhob sich, ging um den Schreibtisch herum und streckte die Hand aus, um ihr aus dem Sessel zu helfen.
    »Bekomme ich denn keine Antwort, Gaius Julius?«
    »Du bekommst eine Antwort, aber nicht heute.«
    »Wann?« fragte sie und ging zur Tür.
    Ein leiser, aber betörender Duft von Parfüm wehte ihm in die Nase, als er ihr folgte. Er wollte sagen, daß er ihr nach den Wahlen eine Antwort geben würde, doch plötzlich faszinierte ihn etwas an ihr so sehr, daß er sie früher wiederzusehen wünschte. Sie war züchtig gekleidet, wie ihre Herkunft und ihr Status es verlangten, und doch war ihr das Kleid auf dem Rücken ein wenig nach unten gerutscht und hatte die Haut im Nacken und zwischen den Schulterblättern entblößt, wo sich ein zarter Flaum wie eine feingefiederte Spur über ihr Rückgrat zog, um sich in den Tiefen ihres Kleides zu verlieren. Er schien weich und seidig, nicht borstig zu sein, und schmiegte sich an ihre weiße Haut, und doch lag er nicht so, wie er hätte liegen müssen, denn wer auch immer ihr den Rücken abgetrocknet haben mochte, hatte nicht dafür Sorge getragen, daß die Härchen sich glatt in die schmalen Mulden entlang der wohlgeformten Rückenwirbel fügten. Und dabei lechzten sie förmlich nach dieser kleinen Aufmerksamkeit!
    »Komm morgen wieder, falls du es einrichten kannst«, schlug Caesar vor und streckte die Hand aus, um ihr die Tür zu öffnen.
    Kein Begleiter wartete auf dem schmalen Treppenabsatz, also brachte er sie hinunter ins Vestibül. Doch als er sie auch noch nach draußen führen wollte, hielt sie ihn zurück. »Danke, Gaius Julius, das ist weit genug.«
    »Bist du sicher? Es ist nicht gerade die feinste Gegend.«
    »Ich habe eine Eskorte. Also dann, bis morgen.«
    Er stieg wieder hinauf. Oben erwartete ihn der letzte zarte Hauch ihres raffinierten Parfüms, und irgendwie kam ihm die Wohnung auf einmal leer vor. Servilia... Sie war tiefgründig, und jede Schicht war von anderer Härte — Eisen, Marmor, Basalt, adamas. Nicht unbedingt eine Schönheit. Auch nicht übermäßig weiblich, trotz ihrer großen, spitzen Brüste. Vielleicht war es gefährlich, ihr den Rücken zuzuwenden, denn in seiner Phantasie besaß sie zwei Köpfe, wie Janus: den einen, um zu sehen, wohin sie ging, den anderen, um zu sehen, wer ihr folgte. Ein Ungeheuer. Kein Wunder, daß alle Welt sagte, Silanus sehe von Tag zu Tag kränker aus. Kein pater familias würde sich für Brutus einsetzen, das hätte sie ihm nicht erklären müssen. Natürlich nahm Servilia ihre Angelegenheiten selber in die Hand, und dazu gehörte auch ihr Sohn, ganz gleichgültig, was das Gesetz dazu sagte. War das Werben um Julia ihre eigene Idee, oder stammte sie tatsächlich von Brutus?

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