MoR 04 - Caesars Frauen
warum wir es tun.«
»Das heißt«, gab Celer zu bedenken, »wenn er klug ist, dann wendet er sich sofort an die Volksversammlung und versucht, die alten Verfahrensweisen für ungültig erklären zu lassen.«
»Ja, ich denke, das wird er versuchen.« Caesar sah Labienus an. »Mir ist aufgefallen, daß Ampius und Rullus gestern im Concordia-Tempel für uns gestimmt haben. Meinst du, sie würden mit uns zusammenarbeiten? Ich brauche ein Veto in der Volksversammlung, aber du bist auf dem Marsfeld mit Rabirius beschäftigt. Wäre Ampius oder Rullus wohl bereit, in deinem Namen das Veto einzulegen?«
»Ampius ganz bestimmt, denn er ist mir verbunden, und wir sind beide Pompeius Magnus verbunden. Wahrscheinlich wäre auch Rullus kooperativ. Er würde alles tun, um Cicero oder Cato Schwierigkeiten zu machen. Er gibt ihnen die Schuld daran, daß sein Gesetz zur Bodenreform nicht durchgekommen ist.«
»Also Rullus, mit Ampius als Unterstützung. Cicero wird die Volksversammlung um eine lex rogata plus quam perfecta bitten, damit er uns dafür bestrafen kann, daß wir ein altes Rechtsverfahren wieder eingeführt haben. Und wenn er schnell ein Gesetz daraus machen will, dann muß er sein hochgeschätztes Senatus Consultum Ultimum bemühen und die öffentliche Aufmerksamkeit schon wieder auf diesen äußersten Beschluß lenken, und das zu einem Zeitpunnkt, wo er ihn am liebsten unter den Teppich kehren würde. Daraufhin werden Rullus und Ampius ihre Vetos einlegen. Und dann soll Rullus Cicero beiseite nehmen und ihm einen Kompromiß vorschlagen. Unser Erster Konsul ist eine ängstliche Seele; ich bin sicher, daß er dankbar für jeden Vorschlag ist, mit dem er Gewalt auf dem Forum verhindern kann — vorausgesetzt, er erreicht wenigstens ein Teil dessen, was er sich vorgenommen hat.«
»Du solltest einmal hören, was Magnus über Ciceros Verhalten im Italischen Krieg zu berichten hat«, sagte Labienus verächtlich. »Unser heldenhafter Erster Konsul ist in Ohnmacht gefallen, als er ein Schwert gesehen hat.«
»Was soll Rullus mit ihm aushandeln?« fragte Lucius Caesar mit bösem Seitenblick auf Labienus, den er als notwendiges Übel betrachtete.
»Erstens darf das Gesetz, das Cicero in Kraft setzt, später nicht gegen uns verwendet werden können. Zweitens muß Rabirius’ Berufung gleich am nächsten Tag verhandelt werden, damit Labienus weiterhin als Ankläger fungieren kann, während er noch im Amt eines Volkstribuns ist. Drittens muß die Berufung nach den Regeln des Glaucius verhandelt werden. Viertens muß die Todesstrafe an die Stelle von Exil und Geldstrafe treten.« Caesar seufzte genüßlich. »Und fünftens will ich zum Berufungsrichter in den Zenturien ernannt werden, mit Celer als meinem persönlichen custos.«
Celer brach in lautes Lachen aus. »Beim Jupiter, Caesar, das hast du klug ausgedacht!«
»Wozu die Mühe, das Urteil zu ändern?« fragte Labienus, noch immer düsterer Stimmung. »Seit Romulus ein kleiner Junge war, haben die Zenturien keinen Mann mehr verurteilt, der des perduellio angeklagt war.«
»Du siehst zu schwarz, Titus.« Caesar faltete die Hände auf der Schreibtischplatte. »Wir müssen nichts weiter tun, als das Feuer der Empörung ein wenig anzufachen, das ohnehin schon in jenen Männern glimmt, die mitansehen mußten, wie der Senat römischen Bürgern das unveräußerliche Recht auf einen Prozeß vorenthalten hat. Bei dem Thema werden erste und zweite Klasse dem Senat nicht folgen, nicht einmal in den Reihen der Achtzehn. So ein Senatus Consultum Ultimum gibt dem Senat einfach zuviel Macht, und es dürfte kaum einen Ritter oder reichen Mann geben, der das noch nicht begriffen hat. Seit den Gracchus-Brüdern herrscht Krieg zwischen den Ständen. Rabirius ist alles andere als beliebt. Er ist ein alter Halunke. Schon deshalb wird den Wählern sein Schicksal nicht halb so wichtig sein wie ihr eigenes, bedrohtes Recht auf einen Prozeß. Ich denke, wir haben gute Aussichten, daß die Zenturien sich dafür entscheiden, Gaius Rabirius zu verurteilen.«
»Und ihn ins Exil zu schicken«, warf Celer ein bißchen unglücklich ein. »Ich weiß, daß er ein Halunke ist, Caesar, aber er ist ein alter Mann. Das Exil wäre sein Tod.«
»Aber nur, wenn das Urteil auch verkündet wird«, sagte Caesar.
»Und wieso sollte es nicht verkündet werden?«
»Das liegt ganz an dir, Celer.« Caesar grinste verschlagen. »Als Stadtprätor bist du bei Versammlungen auf dem Marsfeld für das Protokoll
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