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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Buchstaben des Gesetzes in Einklang steht.«
    Seine Zuhörer waren begeistert. Caesar trank den Becher mit dem inzwischen lauwarmen Essigwasser leer, bevor er fortfuhr.
    »Nur ein einziger Prozeß, der Mordprozeß gegen Horatius wegen des Mordes an seiner Schwester, ist uns aus der Zeit des Tullus Hostilius überliefert, und damals erforderte das Verfahren lediglich die Anhörung zweier Richter. Im heutigen Rom gibt es nur vier Männer, die als Richter qualifiziert sind, weil ihre Familien zur Zeit dieses Prozesses bereits zu den Vätern gehörten. Ich bin einer von ihnen, und du, Lucius, bist auch einer. Der dritte ist Catilina — inzwischen offiziell zum Feind des Volkes erklärt. Der vierte ist Fabius Sanga, zur Zeit in Begleitung seiner Klienten auf dem Weg ins Land der Allobroger. Also, mein lieber Celer, wirst du mich und Lucius zu Richtern berufen und anordnen, daß unverzüglich auf dem Marsfeld ein Prozeß stattzufinden hat.«
    »Bist du ganz sicher, was die Tatsachen betrifft?« fragte Celer stirnrunzelnd. »Die Valerii hat es zu jener Zeit schon gegeben, und nach der Zerstörung Alba Longas dürften die Quinctilier und die Servilier den Juliern mit Sicherheit nach Rom gefolgt sein.«
    Lucius Caesar antwortete ihm: »Der Prozeß gegen Horatius hat lange vor der Plünderung von Alba Longa stattgefunden, Celer, also scheiden die Servilier und die Quinctilier aus. Die Julier sind bereits ausgewandert, als Numa Pompilius noch auf dem Thron saß. Cluilius hat sie aus Alba verbannt, nachdem er ihnen das Königreich entrissen hatte. Und was die Valerier betrifft«, Lucius Caesar zuckte die Achseln, »die waren Roms Militärpriester und scheiden deshalb ebenfalls aus.«
    »Ich nehme alles zurück«, kicherte Celer, der sich königlich amüsierte. »Ihr müßt mir zugute halten, daß ich nur ein Caecilius bin!«
    »Manchmal zahlt es sich eben aus, wenn man die richtigen Vorfahren hat, Quintus«, sagte Caesar, dem der Seitenhieb nicht entgangen war. »Caesars Glück, daß niemand — und schon gar nicht ein Cicero oder ein Cato — deine Wahl der Richter anfechten kann.«
    »Es wird einigen Staub aufwirbeln«, sagte Labienus zufrieden.
    »Zweifellos, Titus.«
    »Rabirius wird Horatius’ Beispiel folgen und in die Berufung gehen.«
    »Natürlich. Aber zuerst werden wir ein wunderbares Schauspiel aufführen, mit all dem schönen Firlefanz von früher — dem Kreuz, das aus einem verkrüppelten Baum geformt ist, dem gegabelten Pfahl für das Auspeitschen, den drei Liktoren mit den Rutenbündeln und den Äxten, die die ursprünglichen drei Tribus Roms repräsentieren, dem Schleier für Rabirius’ Kopf und den rituellen Fesseln für seine Handgelenke. Ein phantastisches Theater! Spintrier wird vor Neid erblassen.«
    »Ich fürchte«, sagte Labienus, und seine gute Laune war verflogen, »sie werden sich etwas einfallen lassen, um Rabirius’ Berufung vor den Zenturien hinauszuzögern, bis der öffentliche Zorn sich gelegt hat. Rabirius’ Fall wird nicht verhandelt werden, solange das Schicksal von Lentulus Sura und den anderen nicht vergessen ist.«
    »Das dürfen sie gar nicht«, erwiderte Caesar. »Das alte Recht hat Gültigkeit, also muß eine Berufung sofort verhandelt werden, so wie auch Horatius’ Berufung sofort verhandelt wurde.«
    »Ich habe begriffen, daß wir Rabirius verurteilen lassen wollen«, sagte Lucius Caesar, »aber etwas verstehe ich nicht, Vetter: Was hat das Ganze für einen Sinn?«
    »Zum ersten unterscheidet sich unser Prozeß wesentlich von einem modernen Prozeß, wie er von Glaucia eingeführt wurde. Für den modernen Betrachter ist er eine Farce. Die Richter entscheiden, welche Beweise sie hören wollen, und sie entscheiden auch, wann sie genug gehört haben. Und so werden wir es machen, nachdem Labienus uns seine Meinung kundgetan hat. Wir werden einfach nicht zulassen, daß der Beschuldigte Beweise für seine Unschuld vorträgt. Es geht darum, daß keine Gerechtigkeit geübt wird! Denn was für eine Gerechtigkeit ist den fünf Männern gestern abend widerfahren?«
    »Und zum zweiten?« fragte Lucius Caesar.
    »Zum zweiten wird die Berufung sofort verhandelt, solange es in den Zenturien noch brodelt. Cicero wird in Panik geraten. Wenn die Zenturien Rabirius verurteilen, ist sein eigener Kopf in Gefahr. Cicero ist ja nicht dumm, nur weil sein Urteil manchmal von Eitelkeit und Überheblichkeit getrübt wird. Wenn ihm erst einmal zu Ohren kommt, was wir vorhaben, dann wird er auch begreifen,

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