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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Streitigkeiten Recht zu sprechen und zu prüfen, ob Straftatbestände ausreichen, um einen Prozeß anzustrengen«, erwiderte Celer mit der Betonung auf das Wort »Prozeß«.
    Cicero stieg die Zornesröte ins Gesicht. »Versuch nicht, mich auf den Arm zu nehmen!« rief er verärgert. »Ich will wissen, was hier vorgeht!«
    »Mein lieber Cicero, ich kann dir versichern, daß du der letzte Mensch auf dieser Welt bist, den ich auf den Arm nehmen, würde«, sagte Celer.
    »WAS GEHT HIER VOR?«
    »Unser guter Freund, der Volkstribun Titus Labienus, hat eine Beschuldigung gegen Gaius Rabirius vorgebracht. Wegen der Morde an Saturninus und Quintus Labienus vor siebenunddreißig Jahren bezichtigt er ihn des Hochverrats. Er will die Anklage führen, und zwar nach einem Prozedere, wie es während der Regentschaft von König Tullus Hostilius geübt wurde. Nach gründlicher Sichtung der betreffenden Dokumente habe ich gemäß meiner eigenen, zu Beginn meiner Amtszeit als Prätor veröffentlichten Edikte beschlossen, ein solches Verfahren gegen Gaius Rabirius zuzulassen«, antwortete Celer, ohne zwischendurch Luft zu holen. »Im Augenblick warten wir darauf, daß Gaius Rabirius hier vor mir erscheint. Sobald er eingetroffen ist, werde ich ihn anklagen und die Richter für seinen Prozeß benennen, mit dem ich dann sofort beginnen werde.«
    »Lächerlich! Das kannst du gar nicht!«
    »In meinem Edikt und in den maßgeblichen Dokumenten steht nichts, was es mir verbieten könnte, Marcus Cicero.«
    »Das Ganze ist gegen mich gerichtet!«
    Das Erstaunen auf Celers Gesicht war bühnenreif. »Wie soll ich das verstehen, Cicero? Hast du etwa vor siebenunddreißig Jahren auf dem Dach der Curia Hostilia gesessen und mit Dachziegeln geworfen?«
    »Hör endlich auf, dich dumm zu stellen, Celer! Du sitzt hier als Caesars Marionette vor mir. Ich hätte nicht von dir gedacht, daß du dich von Leuten wie Caesar einkaufen lassen würdest!«
    »Erster Konsul, wenn es auf unseren Tafeln ein Gesetz gäbe, das haltlose Beschuldigungen bei hoher Geldstrafe verbieten würde, dann müßtest du jetzt und hier eine hübsche Stange Geld auf den Tisch legen!« erwiderte Celer erbost. »Ich bin der Stadtprätor des Senats und des Volkes von Rom, und ich werde hier meiner Pflicht nachkommen! Und zwar so, wie ich es vorhatte, bevor du hier aufgekreuzt bist, um mir vorzuschreiben, wie ich meiner Pflicht nachzukommen habe!« Er wandte sich an einen der vier verbliebenen Liktoren, die dem Wortwechsel grinsend zugehört hatten, weil sie Celer schätzten und gern für ihn arbeiteten.
    »Liktor, bitte schaffe Lucius Julius Caesar und Gaius Julius Caesar vor dieses Tribunal.«
    In diesem Augenblick kamen seine beiden fehlenden Liktoren aus Richtung des Carinae. Zwischen ihnen kam ein Mann dahergeschlurft, der mindestens zehn Jahre älter aussah als die siebzig Jahre, die er als sein Alter angab, ein runzeliger kleiner Kerl mit häßlichem Gesicht und hagerem Körper. Für gewöhnlich trug er eine Miene säuerlicher, ein wenig verstohlener Zufriedenheit zur Schau, aber als er sich Celers Tribunal jetzt mit seiner offiziellen Eskorte näherte, spiegelte sein Gesicht nur noch ungläubige Verwunderung. Wahrlich kein schöner Mann, dieser Gaius Rabirius, aber trotzdem so etwas wie eine römische Institution.
    Mit verdächtiger Promptheit erschienen kurz darauf die beiden Caesars, ein eindrucksvoller Auftritt, der ein paar der Umstehenden zu Ausrufen der Bewunderung veranlaßte. Beide waren sie hochgewachsen und blond und sahen blendend aus; beide waren in die purpur- und scharlachrot gestreifte Toga der großen religiösen Kollegien gekleidet, aber während Gaius unter der Toga die purpur- und scharlachrot gestreifte Tunika des Pontifex Maximus trug, hatte Lucius den lituus dabei, den gekrümmten, von einer Schnecke gekrönten Stab der Auguren. Die beiden erregten einiges Aufsehen. Und während Metellus Celer den verblüfften Gaius Rabirius wegen der Morde an Quintus Labienus und Saturninus unter dem perduellio des Königs Tullus Hostilius anklagte, standen die beiden Caesars daneben, als ginge sie das Ganze nichts an.
    »Es gibt nur vier Männer, die für diesen Prozeß als Richter in Frage kommen«, verkündete Celer mit lauter Stimme, »und ich werde sie jetzt der Reihe nach aufrufen! Lucius Sergius Catalina möge vortreten!«
    »Lucius Sergius Catilina steht unter Bann«, antwortete der Erste Liktor des Stadtprätors.
    »Quintus Fabius Maximus Sanga möge

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