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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Kerl hätte bis zum Sonnenuntergang weitergeredet.«
    »Servilias Schuld, daß er es nicht getan hat.« Einen Augenblick lang herrschte Stille. Lucius Caesar hatte das Unaussprechliche in Worte gefaßt.
    »Keine Sorge, das habe ich nicht vergessen«, erwiderte Caesar mit schmalen Lippen.
    »Wenn du sie dafür umbringen willst«, warf Celer ein und grinste, »solltest du es ihr nicht in einem Brief mitteilen. Die Absicht reicht heutzutage völlig aus.«
    »Genau das meine ich ja. Cicero hat das Senatus Consultum Ultimum in ein Ungeheuer verwandelt, das sich gegen jeden von uns wenden kann.«
    »Ich weiß nicht recht, was wir jetzt noch dagegen machen sollen«, sagte Labienus.
    »Wir können das Ungeheuer gegen Cicero wenden. Der ist im Augenblick sicher damit beschäftigt, auszuhecken, wie er den Senat dazu bringt, ihm den Titel pater patriae zu verleihen«, sagte Caesar und kräuselte die Lippen. »Er spielt sich als Retter des Vaterlandes auf, aber ich behaupte, das Vaterland ist in keiner ernsthaften Gefahr, trotz eines Catilina und seiner Armee. Wenn je eine Revolution zum Scheitern verurteilt war, dann diese. Lepidus’ Versuch war schon kläglich genug, aber was Catilina da vorhat, ist der größte Witz — einmal abgesehen von den braven römischen Soldaten, die bei seiner Niederwerfung ihr Leben lassen werden.«
    »Was hast du vor?« wollte Labienus wissen.
    »Ich will das gesamte Konzept des Senatus Consultum Ultimum in Verruf bringen. Ich will versuchen, einen Mann, der unter seinem Schutz gehandelt hat, wegen Hochverrats vor Gericht zu stellen«, erklärte Caesar.
    »Cicero!« stieß Lucius Caesar hervor.
    »Ganz bestimmt nicht Cicero, und auch nicht Cato. Es wäre viel zu früh, jetzt schon Rechenschaft von den Männern zu fordern, die diesen jüngsten Fall von Rechtsbeugung zu verantworten haben. Der richtige Zeitpunkt kommt noch, Vetter. Nein, wir gehen gegen einen prominenten Mann vor, der unter einem früheren Senatus Consultum Ultimum verbrecherisch gehandelt hat. Cicero selber war so freundlich, den Namen im Hause zu erwähnen: Gaius Rabirius.«
    Die drei Männer machten große Augen, aber zunächst sagte keiner etwas.
    Celer fand als erster Worte: »Zweifellos redest du von Mord. Gaius Rabirius gehörte zu den Männern auf dem Dach der Curia Hostilia, aber das war damals kein Hochverrat. Das war Mord.«
    »Das Gesetz sieht das anders, Celer. Denk doch einmal nach. Ein Mord wird dann zum Hochverrat, wenn man sich mit seiner Hilfe die Privilegien des Staates aneignen will. Deshalb ist der Mord an römischen Bürgern, denen Hochverrat vorgeworfen wird, seinerseits ein verräterischer Akt.«
    »Ich verstehe langsam, worauf du hinauswillst«, sagte Labienus mit glänzenden Augen. »Aber vor Gericht kommst du damit nicht durch.«
    »Perduellio ist keine Straftat, die vor Gericht verhandelt wird. Sie wird in der Zenturiatsversammlung verhandelt«, sagte Caesar.
    »Auch dorthin würdest du nicht damit kommen, nicht einmal mit Celer als Stadtprätor.«
    »Da bin ich anderer Meinung. Es gibt einen Weg, die Sache vor die Zenturien zu bekommen. Wir setzen ein Verfahren in Gang, das wesentlich älter ist als die Republik, aber deshalb keineswegs weniger römisch als jedes Gesetz der Republik. Es ist alles in alten Dokumenten belegt, mein Freund. Selbst Cicero wird es nicht gelingen, die Legalität unseres Vorgehens in Zweifel zu ziehen. Er kann es höchstens an die Zenturien verweisen, das ist alles.«
    »Das mußt du mir erklären, Caesar. Ich bin kein Rechtsgelehrter«, sagte Celer und lächelte.
    »Du giltst als Stadtprätor, der sich genau an seine Erlasse hält«, sagte Caesar, der seine Zuhörer noch ein bißchen zappeln lassen wollte. »Einer deiner Erlasse besagt, daß du bereit bist, jeden Mann anzuklagen, solange sein Ankläger im Einklang mit den Gesetzen handelt. Morgen bei Sonnenaufgang wird Titus Labienus vor deinem Tribunal erscheinen und verlangen, daß man Gaius Rabirius wegen des Mordes an Saturninus und Quintus Labienus hochverräterischer Aktivitäten anklagt, und zwar nach einem Prozedere, das bereits während der Regentschaft des Königs Hostilius entworfen wurde. Du wirst diesen Fall prüfen, lieber Celer, und ganz zufällig liegt auf deinem Schreibtisch eine Abschrift meiner Abhandlung über frühe juristische Verfahrensweisen in Fällen von perduellio. Diese Abhandlung wird beweisen, daß Labienus’ Antrag, Rabirius wegen dieser beiden Morde als Hochverräter anzuklagen, mit den

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