Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
ich als letzter.«
    Dem alten Grobian stieg die Zornesröte ins Gesicht. »Nur drei?« stieß er hervor. »O nein, so nicht! Ihr wollt wohl den ganzen Ruhm allein einheimsen, was? Ich will sieben Verteidiger. Sieben ist meine Glückszahl.«
    »Dein Richter«, sagte Cicero langsam und deutlich, »wird Gaius Caesar sein, und nach Glaucius’ Regeln gibt es nur eine Verhandlung — es werden keine Zeugen vortreten, um auszusagen, also hat es auch keinen Sinn, zwei Verhandlungen anzusetzen, meint Gaius Caesar. Caesar gibt der Anklage zwei Stunden und der Verteidigung drei Stunden. Aber wenn sieben Verteidiger reden, muß man ja schon wieder aufhören, wenn man gerade in Fahrt gekommen ist!«
    »Beschränkte Zeit schärft die Argumentation«, widersprach Gaius Rabirius. »Das ist das Problem bei euch Möchtegernadvokaten. Ihr seid verliebt in den Klang eurer Stimme. Zwei Drittel eures Geschwafels würdet ihr besser für euch behalten — das gilt auch für dich, Marcus Cicero.«
    Ich will hier raus! dachte Cicero. Am liebsten würde ich ihm ins Gesicht spucken. Soll er doch gleich Apollo engagieren! Wieso habe ich diesen gräßlichen alten Widerling bloß als Beispiel angeführt? Damit habe ich Caesar den Floh ins Ohr gesetzt!
    »Gaius Rabirius, bitte, denk noch einmal darüber nach!«
    »Nein. Das ist mein letztes Wort! Ich will Lucius Lucceius und den jungen Curio, Aemilius Paullus, Publius Clodius, Lucius Cotta, Quintus Hortensius und dich. Ob’s dir nun gefällt oder nicht, Cicero, so wird es gemacht. Sieben ist meine Glückszahl. Alle sagen, daß ich erledigt bin, aber solange ich sieben Leute in meiner Mannschaft habe, gehe ich nicht unter.« Er schnaubte vor Lachen. »Am besten wäre es, jeder von euch würde sich mit dem Siebtel einer Stunde begnügen! Ha, ha!«
    Cicero stand auf und verließ ohne ein weiteres Wort das Haus.

    Die Sieben schien tatsächlich Rabirius’ Glückszahl zu sein. Es gefiel Caesar, sich als perfekter Richter zu präsentieren und der Verteidigung peinlich genau alle Rechte einzuräumen, die ihr zustanden. Sie bekamen ihre drei Stunden Redezeit, Lucceius und der junge Curio verzichteten großzügig auf einen Teil ihrer Zeit, damit wenigstens Hortensius und Cicero eine volle halbe Stunde hatten. Am ersten Tag begann der Prozeß jedoch spät und endete früh, deshalb mußten Hortensius und Cicero die Verteidigung des Gaius Rabirius am neunten Tag dieses entsetzlichen Dezember, dem letzten Tag von Titus Labienus’ Amtszeit als Volkstribun, zu Ende bringen.
    Versammlungen in den Zenturien waren von der Gnade des Wetters abhängig, weil es kein Dach über den Köpfen der Quirites gab, das sie vor Sonne, Regen oder Wind geschützt hätte. Die Sonne war bei weitem das schlimmste Übel, aber ein schöner Tag im Dezember mochte durchaus erträglich sein. Eine Vertagung lag im Ermessen des Vorsitzenden Magistrats; einige bestanden darauf, auch bei Platzregen die Abstimmungen (Strafprozesse waren in den Zenturien äußerst selten) abhalten zu lassen. Gut möglich, daß Sulla deshalb die Wahlen vom oft verregneten November in die pralle Sommerhitze des Juli verlegen ließ, weil dann Trockenheit garantiert war.
    An beiden Tagen des Prozesses gegen Gaius Rabirius war der Himmel strahlend blau, und es wehte ein kühler Wind. Das hätte die Geschworenen — viertausend an der Zahl — eigentlich milde stimmen sollen. Vor allem angesichts dieses Angeklagten, einer jämmerlichen Gestalt in einer viel zu großen Toga; wie er die knochigen Hände krallengleich um die Barriere klammerte, die ein Liktor für ihn errichtet hatte, ähnelte er einem an Schüttellähmung Leidenden. Aber die Stimmung unter den Geschworenen war von Anfang an unheilvoll, und Titus Labienus trug seine Argumente während der für ihn allein anberaumten zwei Stunden mit brillanter Überzeugungskraft vor, unterstützt von Schauspielern in den Masken des Saturninus und des Quintus Labienus, dessen zwei Vettern in der ersten Reihe saßen und die ganze Zeit über herzzerreißend schluchzten. Durch den Lärm drangen außerdem immer wieder flüsternde Stimmen, um die erste und die zweite Klasse daran zu erinnern, daß ihr Recht auf einen Prozeß gefährdet war, daß Rabirius’ Verurteilung Männer wie Cicero und Cato lehren würde, in Zukunft vorsichtiger zu sein, und daß sie Körperschaften wie den Senat lehren würde, sich auf Finanzen, Rechtsstreitigkeiten und Außenpolitik zu beschränken.
    Die Verteidiger kämpften verbissen, aber es

Weitere Kostenlose Bücher