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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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der seine ganze Willenskraft benötigte, um nicht laut loszulachen, »aber auf diese Weise könnte man die Tribus daran hindern, mehrere Male hindurchzutrotten, besonders die durchs Ohr gebrannten Vorstädter vom Esquilinus und aus der Subura.«
    »Was würde das schon ausmachen?« fragte Crassus gelangweilt, »Schafe, Caesar, Schafe. Wähler sind Schafe. Määhh!«
    Caesar verschwand hinter der Tür. Noch immer war ihm zum Lachen zumute; das würde ihn lehren zu glauben, Männer wie Crassus wüßten die Feierlichkeit eines solchen Anlasses zu würdigen!
    Das Verdikt der Junioren von Clustumina lautete DAMNO, und die Tradition deutete darauf hin, daß es dabei bleiben würde, als die Zenturien, immer schön paarweise, sich in den Korridoren zwischen den Palisaden aufreihten und über die beiden Brücken gingen, um ihre Tafeln mit dem Buchstaben D zu hinterlegen. Caesar wurde bei der Aufsicht über die Abstimmung von seinem custos Metellus Celer unterstützt; nachdem beide Männer sich davon überzeugt hatten, daß der Urteilsspruch tatsächlich Damno lauten würde, übergab Celer seine Brücke an Cosconius und verließ die saepta.
    Es folgte eine bedrohlich lange Wartezeit — hatte Celer seinen Spiegel vergessen, war die Sonne von Wolken verdeckt, oder war sein Komplize auf dem Janiculum womöglich eingeschlafen? Los, Celer, es wird Zeit!
    »ZU DEN WAFFEN! INVASOREN NÄHERN SICH DER STADT! ZU DEN WAFFEN! INVASOREN NÄHERN SICH DER STADT! ZU DEN WAFFEN!«
    Gerade noch rechtzeitig war der Ruf ertönt.
    Und somit endete die Berufung des alten Gaius Rabirius in der wilden Flucht der Wähler hinter den sicheren Schutz der Servianischen Mauer, um sich zu bewaffnen und sich auf die militärischen Zenturien zu verteilen.
    Aber Catilina und seine Armee kamen nicht.
    Wenn Cicero eher nach Hause trottete als lief, dann gab es dafür gute Gründe. Hortensius hatte sich stöhnend zu seiner Sänfte geschleppt, nachdem er mit seiner Rede fertig war, doch dem nicht so selbstbewußten und längst nicht so hochwohlgeborenen Cicero verbot es der Stolz, sich einen solchen Luxus zu leisten. Mit unbewegtem Gesicht hatte er auf die Abstimmung seiner Zenturie gewartet; auf seiner Tafel stand das L für LIBERO, ein L, das an diesem scheußlichen Tag Seltenheitswert hatte. Nicht einmal die Mitglieder seiner eigenen Zenturie hatte er dazu überreden können, für einen Freispruch zu stimmen. Und so mußte er mit eigenen Augen mitansehen, welcher Meinung die Männer der ersten Klasse waren: Auch siebenunddreißig lange Jahre sollten nicht vor Verurteilung schützen.
    Der plötzliche Ruf zu den Waffen war ihm wie ein Wunder erschienen, auch wenn er wie alle anderen beinahe damit gerechnet hatte, daß Catilina die Armeen, die gegen ihn im Felde standen, umgehen und direkt nach Rom stoßen würde. Und trotzdem trottete er jetzt gemächlich weiter. Der Tod erschien ihm plötzlich wünschenswerter als das Schicksal, das Caesar für ihn vorgesehen hatte. Eines Tages, wenn Caesar oder irgendeiner seiner Lakaien unter den Volkstribunen den richtigen Zeitpunkt für gekommen hielt, würde Cicero dort stehen, wo Gaius Rabirius heute gestanden hatte — des Verrats angeklagt; er konnte nur hoffen, daß die Anklage maiestas und nicht perduellio lauten würde. Exil und Konfiszierung seines gesamten Besitzes sowie die Entfernung seines Namens aus dem Verzeichnis römischer Bürger standen ihm bevor, Sohn und Tochter wären für immer gebrandmarkt, als stammten sie aus einer besudelten Familie. Er hatte mehr als nur eine Schlacht verloren, er hatte den Krieg verloren. Er war Carbo, nicht Sulla.
    Aber ich darf es niemals zugeben, sagte er sich, während er die schier endlose Treppe zum Palatin hinaufstieg. Ich darf es nicht zulassen, daß Caesar oder sonst irgend jemand mich für einen gebrochenen Mann hält. Niemals. Ich habe mein Vaterland gerettet, und daran werde ich bis zum letzten Atemzug festhalten! Das Leben geht weiter. Nach außen hin muß ich so tun, als könnte nichts und niemand mir etwas anhaben, und ich muß selbst daran glauben.
    Und so begrüßte er Catulus am nächsten Morgen auf dem Forum mit betont fröhlicher Stimme; sie hatten sich dort eingefunden, um dem ersten Auftritt der neuen Volkstribunen beizuwohnen. »Ich danke den Göttern für diesen Metellus Celer!« sagte er lächelnd.
    »Ich frage mich«, antwortete Catulus, »ob Celer die rote Fahne aus eigener Initiative oder auf Befehl Caesars heruntergelassen hat.«
    »Auf Befehl

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