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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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es gibt viele, die derselben Meinung sind, Marcus, glaube mir. Warte, bis die Emotionen sich ein wenig gelegt haben. Im Augenblick sind ein paar echte Experten dabei, diese Emotionen zu schüren, von Caesar bis hin zu Publius Clodius.«
    »Publius Clodius?«
    »O ja, und wie. Er hat eine ansehnliche Gefolgschaft um sich gesammelt, hast du das nicht gewußt? Natürlich ist es seine Spezialität, sich das niedere Volk zu Anhängern zu machen, aber auch unter den kleinen Geschäftsleuten hat er sehr an Einfluß gewonnen. Er bewirtet sie großzügig und verschafft ihnen Vergünstigungen — Geschenke für die Armen, zum Beispiel«, sagte Atticus.
    »Aber er gehört noch nicht einmal dem Senat an!«
    »In zwölf Monaten ist es soweit.«
    »Fulvias Geld dürfte ihm eine Hilfe sein.«
    »Und ob.«
    »Wieso bist du so gut über Publius Clodius informiert? Wegen deiner Freundschaft zu Clodia? Weshalb bist du eigentlich mit Clodia befreundet?«
    »Clodia ist eine von diesen Frauen«, gab Atticus bereitwillig Auskunft, »die ich als berufsmäßige Jungfrauen bezeichnen möchte. Sie werden ganz nervös und kriegen Herzklopfen, wenn sie einem fremden Mann begegnen, aber wehe, er hat es auf ihre Tugend abgesehen, dann laufen sie schreiend davon — meistens zu einem ziemlich trüben Ehemann. Vielleicht tun sie sich deshalb gern mit Männern zusammen, die keine Gefahr für ihre Tugend sind — mit Homosexuellen wie mir, zum Beispiel.«
    Cicero schluckte, bemühte sich vergebens, nicht rot zu werden, und wußte nicht recht, wohin er schauen sollte. Er hatte Atticus dieses Wort noch nie aussprechen hören, und schon gar nicht, wenn er von sich selbst sprach.
    »Das ist kein Grund, verlegen zu werden, Marcus«, sagte Atticus und lachte. »Heute ist eben ein ungewöhnlicher Tag, das ist alles. Vergiß, was du gerade gehört hast.«

    Terentia nannte die Dinge stets beim Namen, aber sie bediente sich dabei einer Sprache, die Frauen ihres Standes angemessen war.
    »Du hast dein Vaterland gerettet«, stellte sie kurz und bündig fest, nachdem sie mit ihrer Tirade fertig war.
    »Erst wenn Catilina im Felde besiegt ist.«
    »Meinst du etwa, daß es nicht so kommt?«
    »Nun, meine Armeen scheinen im Moment nicht sehr aktiv zu sein! Hybrida hat nach wie vor nichts anderes im Kopf als seine Gicht, Rex hat in Umbria ein komfortables Quartier gefunden, und nur die Götter wissen, was Metellus Creticus da unten in Apulia treibt. Und Metellus Celer ist fest entschlossen, Öl in Caesars Feuer hier in Rom zu gießen.«
    »Du wirst sehen, im neuen Jahr ist es damit vorbei.«
    Am liebsten hätte Cicero seinen Kopf an den sehr hübschen Busen seiner Frau gelegt und sich ausgeweint, aber er wußte sehr wohl, daß es ihm nicht gestattet war. Also riß er sich zusammen und holte tief Luft. Er vermied Terentias Blick, aus Angst, sie könnte das Glitzern der Tränen in seinen Augen kommentieren.
    »Hat Tiro dir Bericht erstattet?« wollte sie wissen.
    »Ja. Die beiden Caesars haben nach der schamlosesten Zurschaustellung parteiischer Bigotterie, die Rom je erlebt hat, das Todesurteil über Rabirius verhängt. Labienus wurde jede Schweinerei gestattet — er hatte sogar Schauspieler engagiert, die in den Masken von Saturninus und Onkel Quintus herumliefen, auch wenn sie eher vestalischen Jungfrauen als Hochverrätern glichen. Und Quintus’ Söhne — sie sind beide über vierzig! — haben geweint wie kleine Kinder, weil Rabirius ihnen den tata weggenommen hat! Das Publikum hat vor Mitleid geheult und Blumen geworfen. Zweifellos eine ideenreiche Inszenierung. Die beiden Caesars hatten dann auch ihren Spruch parat: >Geh, Liktor, feßle ihm die Hände! Geh, Liktor, binde ihn an den Pfahl und gib ihm die Geißel! Geh, Liktor, nagle ihn an einen kahlen Baum!< Tja!«
    »Aber Rabirius hat Berufung eingelegt?«
    »Sicher.«
    »Und die wird morgen in den Zenturien verhandelt. Nach den Regeln des Glaucius, habe ich gehört; doch wegen des Mangels an Zeugen und Beweisen soll es nur eine Anhörung geben.« Terentia schnaubte. »Wenn das nicht ausreicht, um den Geschworenen klarzumachen, was für eine Farce die Anklage ist, dann beginne ich am Verstand der Römer zu zweifeln!«
    »Daran zweifle ich schon lange«, sagte Cicero. Er fühlte sich auf einmal ziemlich alt. »Bitte entschuldige mich, meine Liebe, aber ich esse heute nichts. Ich bin nicht hungrig. Die Sonne geht unter, es wird Zeit, Rabirius aufzusuchen. Ich werde ihn verteidigen.«
    »Zusammen mit

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