MoR 04 - Caesars Frauen
mehr halten darf! Wenn das keine sanfte Justiz ist! Eine Stimme wird für immer zum Schweigen gebracht, einer Macht, die Massen in Bewegung setzen konnte, wird die Potenz genommen! Wollt ihr mir folgen? Wollen wir diese größenwahnsinnigen Ungeheuer ein für allemal mundtot machen?«
Marcus Antonius löste die Lawine des Jubels aus, die über Cicero und Catulus hinwegrollte. Gegen diesen Sturm konnte nur noch Catos Stimme ankommen — und Cato erhob seine Stimme.
»Ich lege mein Veto ein!« blökte er.
»Um deinen eigenen Hals zu retten!« erwiderte Nepos zornig, nachdem der Aufruhr sich so weit gelegt hatte, daß jeder dem Wortwechsel folgen konnte. Er sah Cato mit übertriebenem Erstaunen an. »Dabei ist gar nicht mehr viel von deinem Hals übrig, Cato! Was ist passiert? Hast du vergessen, die Hure zu bezahlen, als du mit ihr fertig warst? Oder mußte sie erst so etwas mit dir anstellen, damit sich unterhalb deines Bauchnabels überhaupt etwas rührte?«
»Wie kann einer wie du sich beim noblen Namen Caecilius Metellus nennen?« fragte Cato. »Geh nach Hause, Nepos, geh nach Hause und wasch dir die Exkremente vom Maul! Wie kommen wir dazu, uns in dieser heiligen Versammlung römischer Männer diese dreckigen Anspielungen anzuhören?«
»Und wie kommen wir dazu, uns einem fadenscheinigen Senatsbeschluß zu unterwerfen, der den Mächtigen das Recht gibt, Männer hinrichten zu lassen, die römischer sind als sie selber? Ich wüßte nicht, daß Lentulus Sura eine Sklavin zur Urgroßmutter hat, oder daß Gaius Cethegus’ Vater noch Schweinedreck hinter den Ohren kleben hatte!«
»Ich werde mich hier nicht auf eine Schlammschlacht einlassen, Nepos! Von mir aus kannst du mich bis zum nächsten Dezember mit Dreck bewerfen, es würde nicht das geringste ändern!« bellte Cato. Die Streifen standen wie dunkelrote Kordeln aus seinem Gesicht hervor. »Ich lege mein Veto ein, und nichts, was du sagst, könnte mich daran hindern!«
»Natürlich legst du dein Veto ein! Wenn du’s nicht tun würdest, Cato, dürftest du dich nie wieder in der Öffentlichkeit äußern! Niemand anderer als du hat den Senat von Rom dazu überredet, statt Nachsicht Barbarei zu üben! Aber ist das ein Wunder? Man erzählt sich, deine Urgroßmutter sei ein hübscher barbarischer Leckerbissen gewesen. Sehr schmackhaft für einen dummen alten Mann aus Tusculum, der besser in Tusculum geblieben wäre und sich mit seinen Schweinen amüsiert hätte, statt nach Rom zu kommen und sich mit einem barbarischen Ferkel zu amüsieren!«
Wenn das nicht zum Kampf führt, dann kann nichts mehr helfen, dachte Nepos. An seiner Stelle würde ich auf einen Zweikampf mit Dolchen bestehen. Die Plebejer schlabbern die Beleidigungen auf wie die Köter ihr Ausgekotztes, das heißt, ich habe so gut wie gewonnen. Schlag auf mich ein, Cato, hau mir eins aufs Auge!
Cato tat nichts dergleichen. Mit stoischer Ruhe, von der nur er selbst wußte, welche heroische Anstrengung sie ihn kostete, wandte er sich ab und zog sich in den Hintergrund zurück. Einen Moment lang war die Menge versucht, ihr Mißfallen über diesen feigen Akt kundzutun, doch Ahenobarbus kam Marcus Antonius zuvor und begann in lauten Jubel über diese großartige Demonstration von Selbstbeherrschung und Verächtlichkeit auszubrechen.
Lucius Calpurnius Bestia rettete den Tag und Nepos den Sieg, indem er eine ungestüme und doch geistreiche Attacke gegen Cicero und sein Senatus Consultum Ultimum ritt. Die Plebs seufzte verzückt auf, und iie Versammlung nahm mit neuem Schwung ihren weiteren Verlauf.
Als Nepos das Gefühl hatte, daß die Zuschauer nichts mehr über die Hinrichtungen hören wollten, änderte er seine Taktik.
»Wo wir gerade über einen gewissen Lucius Sergius Catilina reden«, sagte er im Plauderton, »es ist mir durchaus nicht entgangen, daß an der vordersten Front des Krieges so gut wie gar nichts geschieht. Da stehen sie nun über Etruria, Apulia und Picenum verteilt, durch viele sichere Meilen schön voneinander getrennt — Catilina und seine sogenannten Gegner. Wer war das noch alles?« fragte er und hielt die rechte Hand in die Höhe, alle fünf Finger ausgestreckt. »Richtig, da war doch dieser Hybrida mit seinem entzündeten großen Zeh.« Er knickte einen Finger ein. »Und noch so ein Mann aus Kreide, Metellus von der Faktion der Zicklein.« Der nächste Finger verschwand. »Und sogar einen König haben wir da oben, Rex, den kühnen Feind von... von wem? Na, von wem denn noch?
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