MoR 04 - Caesars Frauen
Nepos, aber nur für Leute wie Catulus und Metellus Scipio.«
»Du darfst nicht vergessen, Caesar, daß es das ganze Volk sein muß, und das kann ich nicht einberufen. Dafür brauche ich zumindest einen Prätor.«
»Ich frage mich«, sagte Caesar zu Celer, »welchen Prätor dein Bruder wohl im Auge haben mag.«
»Keine Ahnung«, erklärte Celer feierlich.
»Und nachdem man dich aus dem Amt verbannt hat, Nepos, gehst du nach Osten und schließt dich Pompeius an.«
»Dann gehe ich nach Osten und schließe mich Pompeius an«, bestätigte Nepos. »Und wenn ich mit ebenjenem Pompeius Magnus nach Rom zurückkehre, haben sie nicht mehr den Mut, auf der Verbannung zu bestehen.«
Die Metellus-Brüder verabschiedeten sich herzlich von Caesar und gingen ihres Weges. Caesar blickte ihnen nach. Ausgezeichnete Verbündete! Aber leider, dachte er mit einem Seufzer, als man ihm seine Haustür öffnete, konnte sich das alles sehr schnell ändern. Manchmal waren die Verbündeten des einen Monats die Feinde des nächsten. Das konnte man nie wissen.
Julia war ganz unbefangen. Als Caesar sie rufen ließ, stürzte sie sich in seine Arme.
»Tata, jetzt verstehe ich alles, auch, warum du mich fünf Tage lang nicht sehen wolltest. Du bist ein Genie! Du hast Cicero ein für allemal seine Grenzen gezeigt.«
»Meinst du wirklich? Die meisten Leute kennen ihre Grenzen so wenig, daß sie sie nicht einmal finden, wenn jemand sie ihnen zeigt.«
»Ach«, meinte Julia skeptisch.
»Und was sagst du zu Servilia?«
Sie nahm auf seinem Schoß Platz und küßte seine weißen Krähenfüße. »Was soll ich dazu sagen, tata? Wo wir gerade von Grenzen reden — es ist nicht meine Sache, dich zu verurteilen, und ich kenne meine Grenzen. Brutus denkt so wie ich. Wir wollen so weitermachen, als wenn nichts gewesen wäre.« Sie zuckte mit den Achseln. »Ist ja auch nichts gewesen.«
»Was habe ich für ein kluges Vögelchen in meinem Nest!« Caesar schloß die Arme fester um sie, so fest, daß ihr fast die Luft wegblieb. »Julia, kein Vater könnte sich eine bessere Tochter wünschen! Ich bin ein Glückspilz. Ich würde es nicht zulassen, wenn Minerva und Venus mir einen Ersatz für dich schicken wollten.«
In ihrem ganzen Leben war sie noch nie so glücklich gewesen wie in diesem Augenblick, aber das kleine Vögelchen war klug genug, jetzt nicht zu weinen. Männer mochten keine weinenden Frauen; Männer mochten Frauen, die sie zum Lachen brachten. Es war so schrecklich schwer, ein Mann zu sein, ständig öffentliche Auseinandersetzungen führen, sich mit Zähnen und Klauen verteidigen zu müssen, weil die Feinde überall lauerten. Eine Frau, die den Männern mehr Freude als Schmerz bereitete, mußte keinen Mangel an Liebe leiden, und Julia wußte jetzt, daß es ihr nie an Liebe fehlen würde. Nicht umsonst war sie Caesars Tochter; es gab ein paar Dinge, die Aurelia ihr nicht beibringen konnte, und diese Dinge hatte sie von ganz allein gelernt.
»Dann darf ich also hoffen«, sagte Caesar, die Wange an ihr Haar geschmiegt, »daß ich von Brutus keine Prügel kriege, wenn wir uns das nächstemal begegnen?«
»Natürlich nicht! Wenn Brutus deshalb schlecht von dir denken würde, wie müßte er dann erst über seine Mutter denken!«
»Das stimmt.«
»Hast du Servilia während der letzten fünf Tage gesehen, tata?«
»Nein.«
Nach einem kurzen Schweigen nahm Julia ihren ganzen Mut zusammen: »Junia Tertia ist deine Tochter.«
»Das nehme ich an.«
»Ich würde sie so gern kennenlernen.«
»Das geht nicht, Julia. Nicht einmal ich kenne sie.«
»Brutus sagt, sie ist wie ihre Mutter.«
»Wenn das so ist«, sagte Caesar, schob Julia von seinem Schoß herunter und erhob sich, »dann ist es besser, wenn du sie nicht kennst.«
»Wie kannst du mit jemandem zusammen sein, den du so wenig magst?«
»Servilia?«
»Ja.«
Er ließ sein wunderbares Lächeln für sie erstrahlen, die Falten in den Augenwinkeln verschluckten die weißen Krähenfüße. »Wenn ich das wüßte, mein kleines Vögelchen, dann wäre ich ein so guter Vater, wie du eine gute Tochter bist. Ich weiß es aber nicht. Und manchmal denke ich, daß sogar die Götter es nicht wissen. Vielleicht suchen wir im anderen so etwas wie die Vervollkommnung unserer Gefühle, auch wenn wir sie niemals finden. Hinzu kommt noch, daß unser Körper ständig Forderungen stellt, die der Verstand ihm verweigern will. Und was Servilia betrifft« — er zuckte die Achseln —, »so scheint sie meine
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