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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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in Brutus hervorrief. Sobald sie die Wohnung verlassen hatte, vergrub Caesar das Gesicht in den Kissen und weinte, wie er seit dem Tode seiner geliebten Cinnilla nicht mehr geweint hatte.
    In diesem Jahr trat der Senat nicht mehr zusammen. Das war keineswegs ungewöhnlich, denn ein formaler Zeitplan existierte nicht; der Senat wurde von einem Magistrat zusammengerufen, in der Regel von dem Konsul, der in dem Monat die Amtsgeschäfte führte. Es war Dezember, und eigentlich hätte Antonius Hybrida auf dem Stuhl sitzen sollen, aber er wurde von Cicero vertreten, und Cicero hatte für diesen Monat genug. Aus Etruria kamen auch keine Nachrichten, die geeignet gewesen wären, die Herren Senatoren aus ihrem Bau zu locken. Diese erbärmlichen Feiglinge! Außerdem konnte der Erste Konsul keineswegs wissen, was Caesar noch alles anstellen würde, wenn man ihm Gelegenheit dazu gab. An jedem Versammlungstag in den Komitien versuchte Metellus Nepos, Hybrida zu entlassen, und jedesmal legte Cato sein Veto dagegen ein. Atticus’ und Ciceros ritterliche Gefolgschaft innerhalb der Achtzehn gaben ihr Bestes, um die Leute vom Standpunkt des Senats zu überzeugen, doch von allen Seiten blickten ihnen nur finstere Gesichter entgegen.
    Ein Faktor, den Cicero außer acht gelassen hatte, waren die jungen Männer; ihres heißgeliebten Stiefvaters beraubt, hatten die Antonii sich dem Clodius-Club angeschlossen. Normalerweise hätte ein Mann von Ciceros Alter und Stellung sich nicht weiter um sie gekümmert, aber die Verschwörung des Catilina und ihre Folgen hatten sie aus der Bedeutungslosigkeit ihrer Jugend herausgehoben. Sie hatten einen gewaltigen Einfluß. Nicht in der ersten Klasse, aber auf allen Ebenen darunter.
    Der junge Curio war so ein typischer Fall. Er hatte sich derartig wild gebärdet, daß der ältere Curio ihn sogar in sein Zimmer eingeschlossen hatte, weil er mit der Trinkerei, der Spielerei und den sexuellen Exzessen des Jungen nicht mehr fertig geworden war. Auch das hatte nichts genutzt. Marcus Antonius hatte ihn befreit, und die beiden waren in einer verrufenen Taverne gesehen worden, wo sie getrunken, dem Würfelspiel gefrönt und sich leidenschaftlich geküßt hatten. Doch jetzt hatte Curio ein Anliegen, und plötzlich entdeckte man Seiten an ihm, die so gar nicht zu einem jugendlichen Trunkenbold passen wollten. Der junge Curio war bei weitem intelligenter als sein Vater und außerdem ein großartiger Redner. Jeden Tag erschien er auf dem Forum und machte Ärger.
    Ein anderer war Decimus Junius Brutus Albinus, Sohn und Erbe einer Familie, die schon aus Tradition gegen jede Art von Popularismus eintrat; Decimus Brutus Callaicus war einer der hartnäckigsten Gegner der Gracchus-Brüder gewesen (und verbunden mit dem nicht-gracchischen Zweig der Sempronius-Sippe, die den Beinamen Tuditanus trug). Amicitia setzte sich von einer Generation zur nächsten fort, deshalb hätte der junge Decimus Brutus eigentlich Männer wie Catulus und nicht destruktive Agitatoren wie Gaius Caesar unterstützen sollen. Statt dessen stand er auf dem Forum und stachelte Metellus Nepos an, jubelte Caesar zu, wo immer der sich blicken ließ, und biederte sich bei allen möglichen Leuten an, von Freigelassenen bis hin zu den Männern der vierten Klasse. Ebenfalls ein ungewöhnlich intelligenter und talentierter junger Mann, der für Prinzipien, wie sie von den boni hochgehalten wurden, verloren war und sich in schlechter Gesellschaft bewegte.
    Und was Publius Clodius betraf — nun, seit dem Vestalinnenprozeß vor zehn Jahren war Clodius in Rom als erklärter Feind Catilinas bekannt. Und trotzdem lief er mit einer riesigen Horde von Klienten herum (wie konnte es angehen, daß er mehr Klienten als sein älterer Bruder Appius Claudius hatte?) und machte Catilinas Feinden Ärger. Und für gewöhnlich ließ er sich dabei von seinem elenden Eheweib begleiten — allein das war schon ein ungeheurer Affront! Frauen hielten sich nicht auf dem Forum auf; Frauen standen nicht an auffälligen Plätzen und hörten den Versammlungen in den Komitien zu; Frauen erhoben nicht die Stimme, um lauthals ihren Beifall oder ihr Mißfallen kundzutun. Das alles tat Fulvia — und den Leuten schien es zu gefallen, und wenn auch nur deshalb, weil sie eine Enkeltochter von Gaius Gracchus war, die noch keine männlichen Abkömmlinge in die Welt gesetzt hatte.
    Bis zur Hinrichtung ihres Stiefvaters hatte niemand die Antonii ernst genommen. Oder lag es daran, daß Männer

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