MoR 04 - Caesars Frauen
Sizilien, Sardinien oder Korsika sind gar nicht der Rede wert«, sagte Caesar.
»So ist es.«
»Hast du gehört, daß ich per Gesetz gemahnt werden soll?«
»Nein, aber ich habe gehört, daß es Catulus bessergehen soll. Über kurz oder lang wird er wieder im Senat und in der Volksversammlung aufkreuzen, um dir Ärger zu machen. Er will erreichen, daß alle diesjährigen Statthalter ein Jahr länger im Amt bleiben, das heißt, die diesjährigen Prätoren sollen nächstes Jahr keine Provinzen erhalten.«
»Ah, ich verstehe!« Caesar wirkte nachdenklich. »Ja, mit einer solchen Initiative hätte ich rechnen müssen.«
»Er könnte damit durchkommen.«
»Möglich, aber ich bezweifle es. Es gibt da einige unter meinen Kollegen Prätoren, die sich nicht so einfach ihre Provinz wegnehmen lassen würden. Philippus mag ein arbeitsscheuer Epikuräer sein, aber er weiß durchaus, was er wert ist. Von meiner Wenigkeit ganz zu schweigen.«
»Sei gewarnt, das ist alles.«
»Bin ich, vielen Dank.«
»Aber das ändert nichts an deinen Schwierigkeiten, Caesar. Wie willst du mit einer einzigen Provinz deine Schulden zurückzahlen?«
»Mein Glück wird mir helfen, Marcus«, sagte Caesar ruhig.
»Ich möchte gern nach Hispania Ulterior, weil ich dort einmal Quästor war. Dort kenne ich mich aus. Dazu brauche ich nur die Lusitani und die Callaici! Decimus Brutus Callaicus hat das nordwestliche Iberien noch kaum betreten. Und aus dem Nordwesten Iberiens kommt das meiste Gold, das wirst du doch selbst wissen, schließlich warst du auch einmal in Spanien. Salamantica ist längst geplündert, aber Orte wie Brigantium haben noch keinen Römer zu sehen bekommen. Nun, das wird sich ändern, das verspreche ich dir!«
»Du willst also dein ganzes Glück auf das Los setzen.« Crassus schüttelte den Kopf. »Du bist ein seltsamer Kerl, Caesar! Ich glaube nicht an das Glück. Mein Lebtag habe ich der Göttin Fortuna noch kein Opfer gebracht. Ein Mann muß sich sein Glück selber schmieden.«
»Da stimme ich dir uneingeschränkt zu. Und trotzdem glaube ich, daß die Göttin Fortuna unter den Römern ihre Lieblingskinder hat. Sie hat Sulla geliebt. Und mich liebt sie auch. Es gibt Männer, Marcus, die vereinen das Glück der Göttin mit dem Glück, das sie sich selber schmieden. Und niemand hat soviel Glück wie Caesar.«
»Und bei Servilia hast du auch Glück?«
»Das hat dich überrascht, stimmt’s?«
»Du hattest es schon einmal angedeutet. Das ist ein Spiel mit dem Feuer.«
»Ach, Crassus, sie ist wunderbar im Bett!«
»Pah!« knurrte Crassus. Er legte die Füße auf einen Hocker und blickte Caesar finster an. »Was soll man anderes erwarten von einem Mann, der sich in aller Öffentlichkeit mit seinem >Rammbock< unterhält? Immerhin wirst du in den nächsten Monaten mehr Muße haben, deinen Rammbock auszuprobieren. Ich denke, Bibulus, Cato, Gaius Piso und Catulus werden eine Weile brauchen, um ihre Wunden zu lecken.«
»Das sagt Servilia auch«, erwiderte Caesar und zwinkerte ihm zu.
Publius Vatinius war ein Marser aus Alba Fucentia. Sein Großvater, ein einfacher Mann, hatte einst einen sehr weisen Entschluß gefaßt und war lange vor Ausbruch des Italischen Krieges aus dem Land der Marser emigriert. Und deshalb wurde sein Sohn, der damals noch ein junger Mann war, nicht gegen Rom zu den Waffen gerufen und konnte nach Beendigung der Feindseligkeiten beim praetor peregrinus um die römische Staatsbürgerschaft nachsuchen. Der Großvater starb, und sein Sohn zog sich zurück nach Alba Fucentia, im Besitz einer Staatsbürgerschaft, die das Papier nicht wert war, auf dem man sie beglaubigt hatte. Als Sulla Diktator wurde, verteilte er alle neuen Staatsbürger auf die fünfunddreißig Tribus. Vatinius Senior kam zum Tribus Sergia, einem der ältesten. Das Familienvermögen wuchs. Aus einem kleinen Handelsunternehmen wurde ein großes, denn das Land der Marser um den Fucinesee herum war ertragreich, und Rom war nah genug, um die Früchte, das Gemüse und die fetten Lämmer, die auf Vatinius’ Besitzungen gezüchtet wurden, auf den dortigen Märkten zu verkaufen. Später baute Vatinius Senior auch noch Wein an, und er war so klug, viel Geld in teure Weinstöcke zu investieren, die einen köstlichen Weißwein hervorbrachten. Als Publius Vatinius zwanzig war, hatten die Ländereien seines Vaters einen Wert von vielen Millionen Sesterzen und erzeugten nichts anderes mehr als den berühmtem fucentischen Rebensaft.
Publius Vatinius
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