MoR 04 - Caesars Frauen
schlimmer.«
»Man müßte ihn töten.«
»Und was soll ich ohne meine gefährlichsten Feinde tun? Meine liebe Servilia, ich wünsche weder Cato noch Bibulus den Tod. Je mehr Gegner ein Mann hat, desto besser funktioniert sein Verstand. Ich brauche Widerstand. Nein, was mir wirklich Sorgen macht, ist mein aufbrausendes Temperament.«
»Du hast ein sonderbares Temperament, Caesar«, sagte Servilia und streichelte sein Bein. »Die meisten Männer werden durch Zorn blind, aber du wirst hellsichtiger. Das ist einer der Gründe, weshalb ich dich so liebe. Ich bin nämlich auch so.«
»Unsinn!« sagte er lachend. »Du bist kaltblütig, Servilia, aber du bist zu starken Gefühlen fähig. Du bildest dir ein, klaren Kopf zu behalten, wenn man dich reizt, aber deine Gefühle machen dir einen Strich durch die Rechnung. Eines Tages wirst du einen Plan entwerfen, um dein Ziel zu erreichen, und wenn du es erreicht hast, dann wirst du plötzlich feststellen, daß die Konsequenzen katastrophal sind. Man muß so weit wie möglich gehen, aber keinen Millimeter weiter. Das ist die Kunst. Wenn die ganze Welt vor dir zittert, dann zeige dich großzügig und gerecht. Damit machst du es deinen Feinden schwer.«
»Ich wollte, du wärst Brutus’ Vater.«
»Er wäre nicht Brutus, wenn ich sein Vater wäre.«
»Das meine ich ja.«
»Laß ihn in Ruhe, Servilia. Du mußt ihn etwas mehr loslassen. Er zittert wie ein Kaninchen, wenn du in der Nähe bist. Dabei ist er gar kein Schwächling. Gut, es schlummert nicht gerade ein Löwe in ihm, aber vielleicht ein Wolf oder ein Fuchs. Warum sollte man ihn als Kaninchen sehen, nur weil er in deiner Gegenwart eines ist?«
»Julia ist jetzt vierzehn«, sagte sie, um das Thema zu wechseln.
»Stimmt. Ich muß Brutus einen Brief schreiben, um mich für das Geschenk zu bedanken. Es hat ihr so gut gefallen.«
Servilia reckte verblüfft den Hals. »Ein Manuskript von Plato?«
»Du hältst das wohl für ein unpassendes Geschenk, was?« Er grinste und kniff sie so fest, wie sie ihn gekniffen hatte. »Ich habe ihr Perlen geschenkt, und die haben ihr gut gefallen, aber nicht halb so gut wie Brutus’ Plato.«
»Bist du eifersüchtig?«
Jetzt mußte er laut lachen. »Eifersucht«, sagte er und wurde wieder ernst, »ist ein Fluch. Sie frißt an dir und zerstört dich. Nein, Servilia, man kann mir sicher vieles nachsagen, aber eifersüchtig bin ich nicht. Ich habe mich mit ihr gefreut, und ich bin ihm sehr dankbar. Nächstes Jahr schenke ich ihr auch ein philosophisches Werk.« Er musterte sie belustigt. »Ist außerdem billiger als Perlen.«
»Brutus hegt und pflegt sein Vermögen.«
»Ein ausgezeichneter Zug für den reichsten Jüngling Roms.«
Kurz nach diesem denkwürdigen Tag war Marcus Crassus von einer langen Geschäftsreise nach Rom zurückgekehrt. Er betrachtete Caesar mit neuem Respekt.
»Ich kann nicht sagen, daß ich es bedaure, fortgegangen zu sein, nachdem Tarquinius mich im Senat beschuldigt hatte«, sagte er. »Es war sicherlich ein interessantes Zwischenspiel, aber ich gehe nach einer ganz anderen Taktik vor, Caesar. Du fährst ihnen an die Gurgel, ich dagegen ziehe langsam meine Furchen, wie der Ochse, dem ich angeblich so ähnlich sehen soll.«
»Du hast das Heu auch schon in der Scheune.«
»Richtig.«
»Ja, das ist sicher eine gute Taktik. Nur ein Narr könnte versuchen, dich zu stürzen, Marcus.«
»Es gibt Narren, die dich stürzen wollen, Gaius.« Crassus hustete. »Wie hoch sind deine Schulden?«
Caesar runzelte die Stirn. »Außer meiner Mutter weißt nur du es. Aber wenn du die Zahl noch einmal hören möchtest: Ungefähr zweitausend Talente. Das sind fünfzig Millionen Sesterzen.«
»Ich weiß, daß du weißt, daß ich weiß, wie viele Sesterzen in zweitausend Talenten stecken«, erwiderte Crassus grinsend.
»Worauf willst du hinaus, Marcus?«
»Daß du nächstes Jahr eine lukrative Provinz brauchen wirst. Darauf will ich hinaus. Man wird dir nicht die Gelegenheit geben, die Lose zu manipulieren. Dazu bist du viel zu umstritten. Besonders Cato wird über dir lauern wie der Geier über einem Kadaver.« Crassus hob die Augenbraue. »Ganz ehrlich, Gaius, mir ist nicht ganz klar, wie du es schaffen kannst, selbst wenn du Losglück haben solltest. Alles ist befriedet! Magnus hat den Osten unterworfen, Africa ist seit Jugurthas Zeiten keine Bedrohung mehr. Beide Spanien kranken noch immer an Sertorius. Und die beiden Gallien haben auch nicht viel zu bieten.«
»Und
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