MoR 04 - Caesars Frauen
Kandidaten hatte er die wenigsten Stimmen bekommen, kein Wunder bei seiner niedrigen Herkunft; und dann hatte das Los ihn zum Aufseher über alle italischen Häfen bestimmt, mit Ausnahme von Ostia und Brundisium, die ihre eigenen Quästoren hatten. Er war nach Puteoli geschickt worden, um den illegalen Export von Gold und Silber zu unterbinden, und hatte seine Aufgabe mit einigem Geschick gemeistert. Daraufhin hatte der Ex-Prätor Gaius Cosconius, der in Hispania Ulterior regierte, ihn höchstpersönlich als seinen Legaten angefordert.
Er war noch in Rom und wartete auf Cosconius’ Abreise in seine Provinz, als Antonia Cretica bei einem absurden Unfall auf der Via Valeria getötet wurde. Sie hatte die Kinder mit zu den Großeltern nach Alba Fucentia genommen und war auf dem Rückweg nach Rom, als ihre Kutsche von der Straße abkam. Maultiere und Fahrzeug rollten einen tiefen Abhang hinunter, und alles ging zu Bruch.
»Du mußte versuchen, das Gute darin zu sehen, Vatinius«, sagte Caesar, der einer solchen Trauer gegenüber hilflos war. »Die Kinder saßen in einer anderen Kutsche. Du hast sie nicht verloren.«
»Aber sie ist nicht mehr da!« Vatinius weinte hemmungslos. »Ach, Caesar, wie soll ich weiterleben?«
»Indem du nach Spanien gehst und fleißig bist«, sagte sein Patron. »Das ist Schicksal, Vatinius. Ich bin auch nach Spanien gegangen, nachdem ich meine geliebte Frau verloren hatte, und es war meine Rettung.« Er schenkte dem armen Vatinius den Becher noch einmal voll Wein. »Was machst du mit den Kindern? Bringst du sie nach Alba Fucentia zu den Großeltern, oder sollen sie in Rom bleiben?«
»Ich würde sie lieber in Rom lassen«, sagte Vatinius und wischte sich die Augen trocken, »aber ich habe in Rom keine Verwandten, die sich um sie kümmern könnten.«
»Was ist mit Julia Antonia? Sie ist auch ihre Großmutter. Vielleicht keine besonders gute Mutter, aber für solch junge Schützlinge gut geeignet. Dann hätte sie etwas zu tun.«
»Könntst du das in die Wege leiten?«
»Ich glaube schon — jedenfalls solange du in Hispania Ulterior bist. Wenn du dann nach Hause kommst, solltest du ganz schnell wieder heiraten. Nein, Vatinius, ich respektiere deinen Schmerz. Du sollst keinen Ersatz für diese Frau finden, das geht ohnehin nicht. Aber deine Kinder brauchen eine Mutter, und es wäre besser für dich, ein neues Band mit einer neuen Frau zu schmieden, indem du mit ihr noch ein paar zeugst. Zum Glück kannst du dir eine große Familie leisten.«
»Du hast mit deiner zweiten Frau auch keine Kinder mehr gezeugt.«
»Stimmt. Aber im Gegensatz zu dir nehme ich es mit der Treue nicht so genau. Mir ist aufgefallen, daß du ein häuslicher Mensch bist. Und du hast die erfreuliche Fähigkeit, mit einer Frau auszukommen, die dir geistig unterlegen ist. Die meisten Männer können das. Ich anscheinend nicht.« Caesar klopfte Vatinius auf die Schulter. »Breche so bald wie möglich nach Spanien auf, und bleibe mindestens bis zum nächsten Winter dort. Führe dort gegebenenfalls einen kleinen Krieg — Cosconius hat dazu keine Lust, deshalb nimmt er einen Legaten mit. Insbesondere aber mußt du alles über die Situation im Nordwesten herausfinden.«
»Wie du willst«, sagte Vatinius und erhob sich mühselig. »Du hast natürlich recht, ich muß wieder heiraten. Siehst du dich nach jemandem für mich um?«
»Das ist doch selbstverständlich.«
Caesar erhielt einen Brief, den Pompeius ihm geschrieben hatte, nachdem Metellus Nepos bei ihm eingetroffen war.
Ich habe immer noch Ärger mit den Juden, Caesar! Als ich Dir das letztemal geschrieben habe, hatte ich vor, die beiden Söhne der alten Königin in Damaskus zu besuchen. Letztes Frühjahr habe ich es getan. Hyrcanus hat einen besseren Eindruck auf mich gemacht als Aristobolus, aber sie sollten nicht wissen, welchen ich bevorzugte, bis ich den alten Schurken König Aretas von Nabatea unter Kontrolle hätte. Also habe ich die beiden Brüder zurück nach Judaea geschickt, mit der strikten Anweisung, Frieden zu halten, bis ich ihnen meine Entscheidung mitteilen würde. Ich wollte vermeiden, daß der unterlegene Bruder mir beim Marsch auf Petra in den Rücken fällt.
Aber Aristobulus kam dahinter, daß ich beabsichtigte, Hyranus das Ganze zu geben, also machte er sich zum Kampfbereit. Nicht besonders klug von ihm, er hatte wohl keine Vorstellung von meiner Stärke. So habe ich den Feldzug gegen Petra aufgeschoben und bin nach Jerusalem marschiert. Um
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