MoR 04 - Caesars Frauen
Joppa bis Gaza und die griechischen Städte der Decapolis haben sämtlich ihre Autonomie bekommen und sind syrisch geworden.
Ich bin immer noch beim Ordnen der Verhältnisse, aber langsam ist ein Ende abzusehen. Ende des Jahres kehre ich nach Hause zurück. Und damit wäre ich bei den beklagenswerten Ereignissen des letzten Jahres — in Rom, meine ich. Caesar, ich kann dir nicht genug dafür danken, daß du Nepos geholfen hast. Du hast alles versucht. Aber was will man gegen einen scheinheiligen Kerl wie diesen Cato ausrichten? Er hat alles kaputtgemacht. Und du weißt ja, daß ich jetzt keinen einzigen Volkstribun mehr habe, der auch nur einen Pfifferling wert ist. Und für nächstes Jahr weiß ich auch noch keinen!
Ich bringe sehr viel Beute mit. Die Schatzkammern werden für Roms Anteil daran viel zu klein sein. Allein an meine Truppen hab ich sechzehntausend Talente an Prämien ausgezahlt. Und deshalb denke ich nicht daran, das zu tun, was ich sonst immer getan habe: nämlich meinen Soldaten etwas von meinem eigenen Land zu geben. Diesmal kann Rom ihnen Land geben. Sie haben es sich verdient, Rom ist es ihnen schuldig. Und wenn es mich den Tod kostet, ich werde dafür sorgen, daß sie Staatsland erhalten. Ich verlasse mich darauf, daß Du mich unterstützt, und solltest Du einen Volkstribun an der Hand haben, der so denkt wie Du, dann will ich mich gern an seinen Unterhaltskosten beteiligen. Nepos sagt, daß es eine große Auseinandersetzung um Land geben wird. Das sehe ich genauso. Zu viele einflußreiche Männer pachten öffentliches Land für ihre eigenen Latifundien. Sehr kurzsichtig vom Senat.
Ich habe übrigens ein Gerücht gehört, und ich frage mich, ob es Dir auch zu Ohren gekommen ist: Mucia soll mir untreu geworden sein. Ich habe Nepos gefragt, und der hat sich ganz fürchterlich darüber aufgeregt. Nun ja, Brüder und Schwestern halten nun einmal zusammen, deshalb ist es wohl ganz natürlich, daß ihm die Frage nicht gepaßt hat. Ich lasse jedenfalls Ermittlungen anstellen. Wenn etwas dran sein sollte, heißt es »auf Wiedersehen, Mucia«. Sie war eine gute Frau und Mutter, aber ich kann nicht sagen, daß ich sie hier im Osten sehr vermißt hätte.
»Ach, Pompeius«, seufzte Caesar, als er den Brief zur Seite legte. »Einen wie dich findet man so schnell nicht wieder!«
Er runzelte die Stirn und dachte zuerst über den letzten Teil von Pompeius’ Brief nach. Titus Labienus hatte nach der Niederlegung seines Amtes Rom verlassen und war nach Picenum zurückgekehrt, und wahrscheinlich hatte er dort sein Verhältnis mit Mucia Tertia wieder aufgenommen. Schade. Ob er Labienus schreiben und ihn davor warnen sollte, was auf ihn zukam? Nein. Briefe konnten leicht von den falschen Leuten geöffnet werden, und es gab ein paar große Experten in der Kunst des Wiederversiegelns. Wenn Mucia Tertia und Labienus in Gefahr waren, dann mußten sie selbst damit fertig werden. Pompeius der Große war jetzt wichtiger; am Horizont zeigten sich Caesar die verschiedensten Möglichkeiten für die Zeit nach der Rückkehr des großen Mannes auf, der Berge von Kriegsbeute mitbringen würde. Aus seinen Wünschen nach Land würde wohl nichts werden; seine Soldaten mußten auf ihre gerechte Entlohnung verzichten. Aber in weniger als drei Jahren würde Gaius Julius Caesar Erster Konsul sein und Publius Vatinius sein Volkstribun. Welch einzigartige Gelegenheit, den Großen in die Schuld eines noch Größeren zu stellen!
Servilia und Marcus Crassus hatten recht gehabt: Nach dem aufsehenerregenden Tag auf dem Forum hatte Caesar ein ruhiges Jahr als Stadtprätor. Nach und nach wurde der Rest von Catilinas Anhängern vor Gericht gestellt und verurteilt, auch wenn Lucius Novius Niger längst nicht mehr Richter des Sondergerichts war. Nachdem die ersten fünf zu Exil und Konfiszierung des Besitzes verurteilt worden waren, übergab der Senat nach einigen Debatten die weiteren Prozesse an Bibulus’ Gerichtshof.
Und dann erfuhr Caesar von Marcus Crassus, daß Cicero endlich sein neues Haus hatte. Der größte von allen catilinarischen Fischen — Publius Sulla — war von keinem der Informanten jemals namentlich genannt worden. Aber die meisten Leute wußten: Wenn Autronius dabeigewesen war, dann auch Publius Sulla. Als Neffe des Diktators und Ehemann von Pompeius’ Schwester hatte Publius Sulla zwar ein gewaltiges Vermögen geerbt, aber weder das politische Geschick seines Onkels noch dessen Sinn für Selbsterhaltung. Im
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