MoR 04 - Caesars Frauen
Gegensatz zu den anderen hatte er sich nicht an der Verschwörung beteiligt, um sein Vermögen zu vergrößern; er hatte es aus Verpflichtung seinen Freunden gegenüber getan und um das Gefühl ständiger Langeweile zu durchbrechen.
»Er hat Cicero gebeten, ihn zu verteidigen«, kicherte Crassus, »und das bringt Cicero in eine verteufelte Zwangslage.«
»Wenn er das Mandat annimmt, ganz bestimmt«, meinte Caesar.
»Er hat es bereits angenomen, Gaius.«
»Woher weißt du das alles?«
»Unser allseits geschätzter Ex-Konsul war gerade bei mir. Plötzlich hat er das Geld, mein Haus zu kaufen — oder er kann zumindest darauf hoffen.«
»Aha! Wieviel verlangst du?«
»Fünf Millionen.«
Caesar lehnte sich in den Sessel zurück und schüttelte traurig den Kopf. »Weißt du, Marcus, du kommst mir vor wie ein Bauspekulant. Jedesmal, wenn du ein Haus für deine Frau oder deine Kinder baust, dann schwörst du bei allen Göttern, daß sie es auch wirklich behalten dürfen. Und dann kommt jemand mit mehr Geld als Verstand des Weges, bietet dir einen fetten Überschuß und... peng! Weib und Kinder bleiben heimatlos, bis du ihnen das nächste Haus hingestellt hast.«
»Ich habe eine Menge Geld dafür bezahlt«, verteidigte sich Crassus.
»Aber längst keine fünf Millionen!«
»Nun ja«, sagte Crassus, doch dann hellte seine Miene sich auf. »Eigentlich mochte Tertullia das Haus nicht besonders, deshalb bricht es ihr auch nicht das Herz, dort ausziehen zu müssen. Ich kaufe mich auf dem Cermalus ein, auf der Seite des Circus Maximus, gleich neben dem Palast, in dem Hortensius seine Fischteiche untergebracht hat.«
»Und warum mag Tertullia es nicht, nach all den Jahren?« Caesar war skeptisch.
»Nun, es hat einmal Marcus Livius Drusus gehört.«
»Das weiß ich. Ich weiß auch, daß er dort in seinem Atrium ermordet worden ist.«
»Es spukt darin!« flüsterte Crassus.
»Und damit sollen sich lieber Cicero und Terentia herumschlagen, was?« Caesar lachte. »Ich habe damals schon gesagt, es ist ein Fehler, innen schwarzen Marmor zu verwenden. Dabei entstehen viele finstere Ecken. Und da ich weiß, wie wenig du deinen Dienern bezahlst, Marcus, möchte ich wetten, daß sich so mancher von ihnen einen Spaß daraus macht, in den Ecken zu stöhnen und zu grunzen und zu seufzen, wenn es dunkel ist. Und wenn du umziehst, werden deine bösen Geister mit dir ziehen, es sei denn, du ringst dich zu einer soliden Lohnerhöhung durch.«
Crassus brachte die Sprache wieder auf Cicero und Publius Sulla. »Mir scheint«, sagte er, »daß Publius Sulla bereit ist, Cicero die ganze Summe zu >leihen<«, wenn er ihn verteidigt.«
»Und ihn freibekommt«, fügte Caesar leise hinzu.
»Oh, das wird er schon schaffen!« Diesmal lachte Crassus, und das kam sehr selten vor. »Du hättest ihn hören sollen! Er ist fleißig dabei, die Geschichte seines Konsulats neu zu schreiben. Erinnerst du dich an die Sitzungen im September, Oktober und November, als Publius Sulla neben Catilina saß und ihn lauthals unterstützte? Nun, auf einmal sagt Cicero, daß sei gar nicht Publius Sulla gewesen, der dort gesessen hatte! Es sei Spinther gewesen, mit Publius Sullas imago vor dem Gesicht!«
»Ich hoffe, du machst Witze, Marcus.«
»Ja und nein. Cicero besteht inzwischen darauf, daß Publius Sulla den größten Teil dieser vielen nundinae in eigenen Geschäften in Pompei verbracht hat! Er war nur selten in Rom, hast du das gewußt?«
»Du hast recht, es muß Spinther mit dem imago gewesen sein.«
»Zumindest wird er die Geschworenen davon überzeugen.«
In diesem Augenblick steckte Aurelia den Kopf zur Tür herein. »Wenn du Zeit hast, Caesar, hätte ich etwas mit dir zu besprechen«, sagte sie.
Crassus erhob sich. »Ich gehe, ich muß noch ein paar Besuche machen. Apropos Häuser«, sagte er zu Caesar, als sie zur Eingangstür gingen, »ich muß sagen, das Domus Publica ist die beste Adresse in Rom. Egal, woher man kommt und wohin man unterwegs ist, wenn man hier hereinschaut, findet man immer ein freundliches Gesicht und einen guten Tropfen Wein.«
»Den guten Tropfen könntest du dir auch selber leisten, alter Geizhals!«
»Weißt du, ich werde langsam alt«, sagte Crassus, die Beleidigung ignorierend. »Wie alt bist du? Siebenunddreißig?«
»Ich werde dieses Jahr achtunddreißig.«
»Mmh. Und ich vierundfünfzig.« Er seufzte wehmütig. Weißt du, eigentlich könnte ich noch einen schönen Feldzug gebrauchen, bevor ich mich vom
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