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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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die ganze Stadt herum haben wir unsere Lager bezogen. Jerusalem ist sehr gut befestigt und für eine Verteidigung günstig gelegen — von felsigen Tälern umgeben.
    Kaum hatte Aristobulus dieses phantastisch aussehende Heer auf den umliegenden Hügeln erblickt, kam er auch schon herausgelaufen, um uns die Kapitulation anzubieten. Zusammen mit ein paar Eseln, die er mit schweren Taschen voller Goldmünzen beladen hatte. Sehr nett, sie mir anzubieten, aber ich gab ihm zu verstehen, daß er meine Kriegspläne durcheinandergebracht und Rom eine viel größere Stange Geld gekostet hätte, als seine Esel tragen könnten. Ich erklärte mich bereit, ihm alles zu vergeben, wenn er mir nur die Kosten ersetzte, die bei der Verlegung so vieler Legionen nach Jerusalem entstanden wären. Dann müßte ich die Stadt auch nicht erobern, sagte ich zu ihm, um mir das Geld selber zu holen. Frohgemut erklärte er sich damit einverstanden. Ich habe Aulus Gabinius losgeschickt, der das Geld holen und die Öffnung der Tore anordnen sollte, aber Aristobulus’ Anhänger hatten sich zum Widerstand entschlossen. Sie wollten Gabinius die Tore nicht öffnen, und dann haben sie oben auf den Mauern ein paar häßliche Dinge getan, um deutlich zu machen, daß sie nicht gewillt waren, sich mir zu beugen. Ich mußte Aristobulus festnehmen und die Armee aufmarschieren lassen. Daraufhin ergab sich die Stadt, aber dort, wo der große Tempel steht, gibt es eine Art Zitadelle. Ein paar tausend der Hartnäckigsten haben sich dort verbarrikadiert und wollten nicht herauskommen.
    Schwer einzunehmen, dieser Ort, und für Belagerungen hatte ich noch nie etwas übrig. Aber sie wollten es nicht anders, also habe ich es ihnen gezeigt. Drei Monate lang haben sie durchgehalten, dann verlor ich die Geduld und habe den Tempel gestürmt. Faustus Sulla ist als erster über die Mauer — ein feiner Zug für einen Sohn Sullas, findest Du nicht? Überhaupt ein feiner Bursche. Ich will ihn mit meiner Tochter verheiraten, wenn wir nach Hause kommen. Sie ist dann alt genug. Ist doch schön, einen Sohn Sullas zum Schwiegersohn zu haben! Ich hab ’s ganz schön weit gebracht im Leben.
    Der Tempel ist ein interessanter Ort, ganz anders als unsere Tempel. Keine Standbilder und dergleichen. Mir wurde da drinnen direkt unheimlich zumute. Lenaeus und Theophanes (Varro vermisse ich schrecklich) wollten hinter den Vorhang gehen und einen Blick auf das Allerheiligste werfen. Gabinius und ein paar andere auch. Es ist sicher voll Gold, haben sie gesagt. Ich habe darüber nachgedacht, Caesar, aber schließlich habe ich nein gesagt. Ich hatte mir inzwischen ein Bild von denen gemacht. Seltsame Leute. Auch bei ihnen ist die Religion ein Teil des SStaates, aber sie ist ganz anders als unsere. Für mich sind das religiöse Fanatiker. Also habe ich den Befehl gegeben, daß niemand ihre religiösen Gefühle verletzen dürfe. Von den einfachen Legionären bis hinauf zu meinen höchsten Legaten. Warum ein Hornissennest anstechen, wenn ich doch vom einen Ende Syriens bis zum anderen Frieden, Ordnung und gehorsame Könige brauche? Wieso sollte ich die örtlichen Gewohnheiten auf den Kopf stellen wollen? Jedes Land hat sein mos maiorum .
    Ich habe Hyrcanus als König und als höchsten Priester eingesetzt und Aristobulus gefangengenommen. Und bei dieser Gelegenheit bin ich in Damaskus Antipater begegnet, dem idumäischen Prinzen. Ein höchst interessanter Bursche. Hyrcanus ist nicht sehr beeindruckend, aber ich verlasse mich darauf, daß Antipater ihn beeinflußt — natürlich im Sinne Roms. O ja, ich habe Hyrcanus unmißverständlich klargemacht, daß er nicht durch die Gnade seines Gottes dort sitzt, sondern durch die Gnade Roms, daß er nichts anderes als Roms Marionette ist und daß er unter der Herrschaft des Statthalters von Syrien steht. Antipater hat vorgeschlagen, ich sollte ihm den sauren Apfel doch ein wenig versüßen, indem ich ihm rate, den Großteil seiner Energien in das Amt des höchsten Priesters fließen zu lassen. Kluger Antipater! Ich frage mich, ob er weiß, daß ich weiß, wieviel zivile Macht er sich angeeignet hat, ohne auch nur einmal mit dem Finger zu drohen. Ich habe Judaea nicht ganz so groß gelassen, wie es war, bevor die beiden törichten Brüder mich auf diesen lächerlichen Flecken Erde aufmerksam machten. Alle Gebiete, in denen die Juden in der Minderheit waren, habe ich Syrien als Teile der römischen Provinz einverleibt — Samaria, die Küstenstädte von

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