MoR 04 - Caesars Frauen
sich theatralisch.
»Und Terentia war wie gelähmt vor Zorn. Armer alter Cicero! Wieso eigentlich alt? Na ja, arm dran war er jedenfalls. Keinen halben Meter hinter Atticus’ Haustür ist Terentia ihm an die Gurgel gegangen.«
»An was anderes geht sie bei dem bestimmt nicht mehr ran,« gurrte Sempronia Tuditani.
Der brüllende Heiterkeitsausbruch brachte sogar die guten Geister in Fulvias Küche auf der anderen Seite des Gartens zum Lächeln — was war das für ein fröhliches Haus!
Plötzlich wechselte Clodias Belustigung die Tonlage. Sie richtete sich kerzengerade auf und blickte ihren Bruder spitzbübisch an. »Publius Clodius, hättest du Lust auf ein besonders pikantes Schelmenstück?«
»Du kannst mich auch fragen, ob Caesar ein Römer ist!«
Am nächsten Morgen stand Clodia in Begleitung von mehreren anderen Frauen aus dem Clodius-Club vor der Haustür des Pontifex Maximus.
»Ist Pompeia zu Hause?« fragte sie Eutychus.
»Sie ist zu sprechen, domina«, sagte der Verwalter und verbeugte sich, als er sie einließ.
Die kleine Gruppe stieg die Treppe hinauf, und Eutychus eilte wieder zu seiner Arbeit. Er fand es nicht nötig, Polyxena zu rufen; der junge Quintus Pompeius Rufus war nicht in Rom, und andere Männer waren nicht in der Nähe.
Anscheinend hatte Pompeia die Nacht durchgeweint; ihre Augen waren rot und verquollen, und sie war in einem kläglichen Zustand. Als Clodia und die anderen hereingestürzt kamen, sprang sie auf.
»Ach, Clodia, ich war sicher, daß ich dich nie wiedersehen würde!« rief sie.
»Meine Liebe, das würde ich dir niemals antun. Aber du kannst es meinem Bruder nicht verdenken, oder? Polyxena hinterbringt alles Aurelia.«
»Das weiß ich ja! Es tut mir auch leid, aber was kann ich tun?«
»Nichts, meine Liebe, gar nichts.« Clodia setzte sich wie ein prächtiger Vogel in Positur, dann lächelte sie der Gruppe zu, die sie mitgebracht hatte: Fulvia, Clodilla, Sempronia Tuditani, Palla und noch einer Person, die Pompeia nicht kannte.
»Das ist meine Base Claudia«, stellte Clodia sie artig vor. »Sie kommt vom Land und macht bei uns Ferien.«
»Ave, Claudia«, sagte Pompeia Sulla mit dem üblichen nichtssagenden Lächeln. Wenn Claudia vom Land kommt, dachte sie, dann läßt sie sich wohl von Palla und Sempronia Tuditani beeinflussen, so angemalt und blondgefärbt wie sie ist; oder sie kommt aus einer besonders modebewußten Gegend. Pompeia bemühte sich, höflich zu sein. »Die Ähnlichkeit ist unverkennbar«, sagte sie.
»Das will ich doch hoffen«, erwiderte Base Claudia und setzte die phantastische Perücke aus goldenen Haaren ab.
Es hatte kurz den Anschein, als würde Pompeia in Ohnmacht fallen, ihre Kinnlade klappte nach unten, und sie hielt die Luft an.
»Pssst!« zischte Publius Clodius, schritt in gar nicht femininer Manier zur äußeren Tür und schob den Riegel vor. Dann kehrte er an seinen Platz zurück, schürzte die Lippen und klimperte mit den Augendeckeln. »Meine Liebe, was für eine göttliche Wohnung!« flötete er.
»Oh, oh, oh!« quiekte Pompeia. »Oh, das geht doch nicht!«
»Doch, das geht. Hier bin ich«, sagte Clodius mit seiner normalen Stimme. »Und du hast recht, Clodia. Keine Polyxena.«
»Bitte, bitte, ihr müßt wieder gehen!« flüstere Pompeia, händeringend und ganz blaß im Gesicht. »Meine Schwiegermutter!«
»Wie, die spioniert hier auch hinter dir her?«
»Normalerweise nicht, aber bald ist Bona Dea, und das findet hier statt. Ich soll es vorbereiten.«
»Du meinst natürlich, Aurelia wird es vorbereiten«, höhnte Clodius.
»Natürlich ist es so! Aber sie spricht alles sehr genau mit mir ab, weil ich die offizielle Gastgeberin bin, als Frau des Prätors, in dessen Haus die Bona Dea ausgerichtet wird. Ach, Clodius, geht jetzt bitte! Zur Zeit kommt sie ständig hier herein, und wenn sie meine Tür verriegelt findet, rennt sie gleich zu Caesar.«
»Mein armes Kind!« gurrte Clodius und nahm Pompeia in die Arme »Ich gehe, ich versprech’s dir.« Er schlenderte zu dem auf Hochglanz polierten, silbernen Wandspiegel hinüber und setzte sich mit Fulvias Hilfe die Perücke wieder auf.
»Du bist keine Schönheit, Publius«, sagte seine Frau, während sie letzte Hand an seine Frisur legte, »aber du würdest eine passable Frau abgeben.« Sie mußte kichern. »Wenn auch in einem etwas dubiosen Gewerbe!«
»Komm, laßt uns gehen«, sagte Clodius, zu den restlichen Besucherinnen gewandt. »Ich wollte Clodia bloß beweisen, daß es
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