MoR 04 - Caesars Frauen
Pompeia immer wieder den Zutritt zu gewähren: Manchmal konnte es ganz nützlich sein, an einen alten strengen Stützpfeiler der Gesellschaft mit sehr großem Einfluß, gezielt Informationen weiterzugeben.
Doch heute war Publius Clodius am Ende seiner Geduld. »Pompeia«, sagte er mit harter Stimme, »die alte Spionin in deinem Rücken ist mir ein Graus! Hier geht nichts vor sich, was nicht ganz Rom wissen dürfte, aber ich habe etwas gegen Spitzel, und deshalb habe ich etwas gegen dich! Geh nach Hause und nimm deinen elenden Spitzel mit!«
Pompeias leuchtende und verblüffend grüne Augen füllten sich mit Tränen. Ihre Lippen begannen zu zittern. »O bitte, Publius Clodius! Bitte!«
Clodius wandte ihr den Rücken zu. »Geh nach Hause!« sagte er.
Es entstand ein betretenes Schweigen, während Pompeia sich von der Liege erhob, in ihre Schuhe schlüpfte und den Raum verließ. Polyxena folgte mit dem gewohnten hölzernen Ausdruck auf dem Gesicht, Doris schluchzte.
»Das war nicht nett, Publius«, sagte Clodia, nachdem sie gegangen waren.
»Nettigkeit gehört nicht zu den Tugenden, die ich schätze!« fauchte Clodius.
»Sie ist Sullas Enkeltochter!«
»Und wenn sie Jupiters Enkeltochter wäre! Ich ertrage diese Polyxena nicht mehr!«
»Vetter Gaius ist kein Narr«, sagte Antonius. »Niemand nähert sich seiner Frau, ohne es mit einem Drachen wie Polyxena zu tun zu kriegen, Clodius.«
»Das weiß ich, Antonius.«
»Und dabei ist er selber so reich an Erfahrungen«, erklärte Antonius und grinste. »Ich bezweifle, daß es noch irgendeine Methode gibt, die er nicht kennt, wenn es darum geht, Ehemännern Hörner aufzusetzen.« Er seufzte vergnügt. »Er ist kalt wie der Nordwind, aber die einzige Zierde unserer langweiligen Familie, und er hat mehr Eroberungen als Apollo aufzuweisen.«
»Ich will Caesar keine Hörner aufsetzen, ich will mir nur diese Polyxena vom Hals schaffen!« knurrte Clodius.
Plötzlich begann Clodia zu kichern. »Nun, jetzt, da die Augen und Ohren von Rom sich verabschiedet haben, kann ich euch ja erzählen, was neulich abends auf Atticus’ Essenseinladung passiert ist.«
»Huch, muß das aufregend gewesen sein, Clodia-Schatz«, feixte der junge Poplicola. »So richtig schön züchtig und sittsam!«
»Und ob. Vor allem, weil Terentia dabei war.«
»Und warum willst du uns das erzählen?« fragte Clodius grantig, immer noch erzürnt über Polyxena.
Clodias Stimme wurde leiser und bedeutungsschwer. »Ich saß Cicero gegenüber!« verkündete sie.
»Wie hast du diese Ekstase bloß ausgehalten?« fragte Sempronia Tuditani.
»Du meinst wohl, wie hat er sie ausgehalten?«
Jetzt wandten sich ihr alle Köpfe zu.
»Clodia, er hat doch nicht.. .!« schrie Fulvia.
»Und ob er hat«, erwiderte Clodia selbstzufrieden. »Er hat sich wahnsinnig in mich verliebt.«
»Vor Terentias Augen?«
»Nun ja, sie saß um die Ecke, dem lectus imus gegenüber, deshalb hat sie uns den Rücken zugekehrt. Ja, dank meinem Freund Atticus hat Cicero die Maske fallenlassen.«
»Und was ist passiert?« fragte Curio.
»Ich habe ihm vom Anfang bis zum Ende des Mahls schöne Augen gemacht, das ist passiert. Und er fand es wunderbar! Er hat gesagt, er kennt in Rom keine belesenere Frau als mich! Weil ich diesen neuen Dichter zitiert habe, diesen Catullus.« Sie wandte sich an Curio. »Hast du ihn gelesen? Göttlich!«
Curio wischte sich die Augen. »Nie von ihm gehört.«
»Ganz neu. Erscheint natürlich bei Atticus. Kommt aus dem italischen Gallien, von jenseits des Padus. Atticus sagt, daß er bald nach Rom kommt. Ich kann es kaum erwarten, ihn kennenzulernen.«
»Zurück zu Cicero«, drängte Clodius, der Möglichkeiten auf dem Forum witterte. »Wie ist er so als verliebter Gockel? Hätte ich ihm nicht zugetraut, ehrlich.«
»Ach, ziemlich albern und kindisch«, sagte Clodia ein wenig gelangweilt. Sie rollte sich auf den Rücken und streckte die Beine. »Alles an ihm verändert sich. Der pater patriae wird zur plautischen Witzfigur. Deshalb war es ja auch so lustig. Ich habe ihn dazu gebracht, sich immer mehr zum Narren zu machen.«
»Du bist ein niederträchtiges Weib!« sagte Decimus Brutus.
»Das fand Terentia auch.«
»Aha! Sie ist also doch dahintergekommen?«
»Irgendwann ist der ganze Saal dahintergekommen.« Clodia zog ihr Näschen kraus und sah dabei bezaubernd aus. »Je mehr er sich in mich verknallte, desto lauter und alberner wurde er. Atticus war wie gelähmt vor Lachen.« Sie schüttelte
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