MoR 04 - Caesars Frauen
glückliche Braut, Antonius?«
»Onkel Lucius weigert sich, meine Schulden zu bezahlen. Und er ist jetzt unser pater familias, weil Onkel Hybrida nichts mit uns zu tun haben will. Das Vermögen meines Stiefvaters ist eingezogen worden, und vom Besitz meines Vaters ist nichts mehr übrig. Also muß ich so ein schreckliches Mädchen heiraten, das aus dem Mund riecht.«
»Wen?« wollte Clodius wissen.
»Sie heißt Fadia.«
»Fadia? Ich habe ich noch nie von einer Fadia gehört«, sagte Clodilla, zur Zeit glücklich geschieden. »Erzähl uns mehr von ihr, Antonius.«
Die gewaltigen Schultern hoben und senkten sich. »Mehr weiß ich auch nicht, ehrlich gesagt. Niemand kennt sie.«
»Es ist leichter, Blut aus einem Stein herauszuquetschen, als Informationen aus dir«, sagte Celers Frau Clodia. »Wer ist Fadia?«
»Ihr Vater ist ein stinkreicher Kaufmann aus Placentia.«
»Sie ist Gallierin?« stieß Clodius hervor.
Ein anderer Mann hätte sich verteidigt, doch Antonius grinste bloß. »Onkel Lucius schwört, daß sie es nicht ist. Makellose Römerin, sagt er. Dann wird sie es wohl auch sein. Mit Stammbäumen kennen die Caesars sich aus.«
»Erzähl weiter!« forderte Curio ihn auf.
»Da gibt’s nicht viel zu erzählen. Der alte Titus Fadius hat einen Sohn und eine Tochter. Der Sohn soll einmal Senator werden, und der Alte meint, das geht am besten, wenn er für die Tochter einen aristokratischen Ehemann findet. Der Sohn muß so grauenhaft sein, daß ihn so leicht keine nimmt. Da sind sie auf mich gekommen.« Antonius lächelte Curio an, und dabei kamen erstaunlich kleine, aber regelmäßige Zähne zum Vorschein. »Beinahe wärst du dran gewesen, aber dein Vater sagt, lieber würde er seine Tochter auf den Strich schicken, als in so etwas einzuwilligen.«
Curio brach kichernd züämmen. »Der hat Nerven! Scribonia ist so häßlich, nur Appius Claudius der Blinde hätte an der Interesse.«
»Ach, halt doch die Klappe, Curio!« sagte Pompeia. »Wir alle kennen Scribonia, aber Fadia kennen wir nicht. Ist sie ansehnlich, Marcus?«
»Ihre Mitgift ist ansehnlich.«
»Wieviel?« fragte Decimus Brutus.
»Der augenblickliche Preis für den Enkel von Antonius Orator beträgt dreihundert Talente!«
Curio pfiff durch die Zähne. »Sollte Fadius meinen tata ein zweites Mal fragen — dann trage ich eben im Bett eine Augenbinde! Das ist ja anderthalbmal soviel wie Ciceros fünf Millionen! Da bleibt sogar noch etwas übrig, wenn du deine Schulden bezahlt hast.«
»So schlimm wie mit Vetter Gaius steht es bei mir noch nicht, Curio!« erwiderte Antonius kichernd. »Ich habe bloß eine halbe Million Schulden.« Er wurde wieder ernst. »Außerdem hat niemand von denen die Absicht, mir Bargeld in die Hand zu drücken. Onkel Lucius und Titus Fadius setzen den Ehevertrag so auf, daß Fadia die Kontrolle über ihr Vermögen behält.«
»Ach, Marcus, wie schrecklich!« rief Clodia.
»Ja, das habe ich auch gesagt, nachdem ich mich geweigert hatte, sie unter diesen Bedingungen zu heiraten«, sagte Antonius selbstzufrieden.
»Du hast dich geweigert?« fragte Palla, und ihre roten Backen arbeiteten wie bei einem Eichhörnchen, das Nüsse kaut.
»Ja.«
»Und dann?«
»Sie sind mir entgegengekommen.«
»Ganz?«
»Nicht ganz, aber weit genug. Titus Fadius hat eingewilligt, meine Schulden zu bezahlen und mir außerdem eine Million in bar zu geben. Also heirate ich in zehn Tagen, und keiner von euch ist zur Hochzeit eingeladen. Onkel Lucius will, daß ich einen anständigen Eindruck mache.«
»Bei Geilheit keine Gallierin!« heulte Curio.
Sie hielten sich die Bäuche vor Lachen.
Das Beisammensein ging noch eine Weile fröhlich weiter, auch wenn nichts von Belang mehr gesagt wurde. Nur zwei Anstandsdamen kauerten hinter der Liege, auf der Pompeia zusammen mit Palla lag, und beide waren mit Pompeia gekommen. Die Jüngere war ihr eigenes Mädchen Doris, die ältere der beiden war Aurelias bewährter Wachhund Polyxena. Sämtliche Mitglieder des Clodius-Clubs waren sich darüber im klaren, daß jedes Wort, das hier gesprochen wurde, brühwarm an Aurelia weitergegeben würde, sobald Pompeia ins Domus Publica zurückgekehrt war. Ärgerlich. Deshalb fand so manches Treffen ohne Pompeia statt, entweder weil der Unfug, der dort ausgeheckt wurde, nicht für die Ohren der Mutter des Ponlifex Maximus geeignet war, oder weil wieder einmal jemand den Antrag stellen wollte, Pompeia endgültig auszuschließen. Es gab jedoch einen guten Grund,
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