MoR 04 - Caesars Frauen
machbar ist. Und das ist mir gelungen.«
Der Türriegel schnappte zurück; die Gruppe von Frauen — mit Clodius in ihrer Mitte — verließ das Haus. Gerade noch rechzeitig, denn kurz darauf erschien Aurelia und zog mißbilligend die Augenbrauen hoch. »Wer hat sich da eben in aller Eile aus dem Haus geschlichen?«
»Clodia und Clodilla und ein paar andere.«
»Du solltest dir lieber überlegen, was für Milch wir servieren.«
»Milch?« fragte Pompeia erstaunt.
»Ach, Pompeia!« Aurelia blickte ihre Schwiegertochter beinahe mitleidig an. »Hast du denn wirklich nichts außer Schmuck und Kleidern in deinem Kopf?«
Daraufhin brach Pompeia in Tränen aus. Aurelia stieß einen ihrer gemäßigten Kraftausdrücke aus (und das noch mit gedämpfter Stimme) und verließ das Zimmer, bevor sie Lust bekam, Pompeia eine Ohrfeige zu verabreichen.
Draußen eilten die fünf echten Frauen und Clodius die Via Sacra hinauf, anstatt hinunter zum unteren Forum zu gehen; sie befürchteten, einem Mann zu begegnen, den sie alle nur zu gut kannten. Clodius fühlte sich durchaus wohl in seiner Haut, wie er dort entlangflanierte und die Aufmerksamkeit der gutbetuchten Bürgerinnen auf sich zog, die am Porticus Margaritaria und auf dem oberen Forum Einkäufe machten. Die fünf Frauen waren am Schluß heilfroh, ihn nach Hause gezogen zu haben, ohne daß jemand ihn in der Verkleidung erkannt hatte.
»Man wird mich noch tagelang fragen, mit was für einem seltsamen Geschöpf ich heute morgen übers Forum gelaufen bin«, schimpfte Clodia, nachdem die Requisiten abgelegt und die Schminke abgewaschen waren. Publius Clodius hatte es sich auf einer Liege bequem gemacht.
»Es war doch deine Idee!« protestierte er.
»Ja, aber du hättest dich nicht öffentlich in Szene setzen dürfen! Wir hatten ausgemacht, daß du dich auf dem Hin- und Rückweg ruhig verhältst und nicht hinternwackelnd durch die Gegend trippelst!«
»Sei jetzt ruhig, Clodia, ich muß nachdenken!«
»Worüber?«
»Über eine kleine Vergeltungsmaßnahme.«
Fulvia kuschelte sich an seine Seite. Sie spürte die Veränderung. Niemand wußte besser als seine Frau, daß Clodius im Kopf eine Liste mit Opfern führte, und niemand war mehr bereit, ihn zu unterstützen, als sie. In letzter Zeit war die Liste kürzer geworden — Catilina war nicht mehr, und die Araber hatte er gänzlich von ihr gestrichen. Um wen konnte es also gehen?
»Wer?« fragte sie und schnappte nach seinem Ohrläppchen.
»Aurelia«, sagte er zwischen den Zähnen. »Höchste Zeit, daß die einmal jemand in die Schranken weist.«
»Und wie willst du das anstellen?« fragte Palla.
»Fabia wird auch etwas abbekommen«, sagte er nachdenklich. »Die braucht ebenfalls eine Lektion.«
»Was führst du im Schilde, Clodius?« fragte Clodilla mißtrauisch.
»Groben Unfug!« jauchzte er, stürzte sich auf Fulvia und begann, sie gnadenlos durchzukitzeln.
Bona Dea war die Gute Göttin, so alt wie Rom selbst, und deshalb besaß sie weder Gesicht noch Form; sie war numen. Sie hatte einen Namen, aber der durfte nicht ausgesprochen werden, so heilig war er. Was sie römischen Frauen bedeutete, konnte kein Mann verstehen, und auch nicht, warum man sie eine Göttin nannte. Sie wurde abseits der offiziellen Staatsreligion verehrt, und auch wenn das Schatzamt ihr ein wenig Geld gewährte, sprach sie zu keinem Mann und zu keiner Gruppe von Männern. Die Vestalinnen hatten sich ihrer angenommen, denn sie besaß keine eigenen Priesterinnen. Die Vestalinnen stellten auch die Frauen ein, die sich um ihren geheiligten Heilkräutergarten kümmerten, und hatten die daraus gewonnenen Arzneien in ihrer Obhut, die nur an römische Frauen ausgegeben werden durften.
Und sie hatte auch keinen Platz im Rom der Männer. Ihr gewaltiger Tempel lag außerhalb der geheiligten Stadtgrenze, an den Hängen des Aventin, unter einer hervorstehenden Felsnase, dem Saxum Sacrum, dem geheiligten Stein in der Nähe der Wasserspeicher. Kein Mann wagte sich in die Nähe, und dort wuchs keine Myrte. Im Allerheiligsten stand eine Statue, aber es war kein Abbild der Bona Dea, nur etwas, das man dorthin gestellt hatte, um die bösen Kräfte zu täuschen, die von Männern erzeugt wurden. In ihrem Revier wimmelte es von Schlangen. Männer waren Schlangen, so hieß es. Und wo sie so viele Schlangen hatte, was brauchte Bona Dea da noch Männer?
Die Arznei, für die Bona Dea berühmt war, stammte aus einem Garten oben am Tempel. Es gab dort Beete mit den
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