MoR 04 - Caesars Frauen
Freunden unter den boni. Als die Getreidepreise nach der letzten Ernte ins Unermeßliche gestiegen waren, hatte er dafür gesorgt, daß dem Volk der Scheffel für zehn Sesterzen verkauft wurde — eine Maßnahme, die das Schatzamt weit über tausend Talente kostete. Und im Senat, dem Cato das Gesetz korrekterweise zuerst vorlegte, hatte sogar Caesar dafür gestimmt und obendrein eine elegante Rede gehalten und Cato für seinen Sinneswandel und seine Voraussicht gedankt. Wie unangenehm, zu wissen, daß Männer wie Caesar nur zu gut begriffen, daß seine Gesetzeseingabe von Klugheit und weiser Voraussicht zeugte, während Männer wie Gaius Piso und Ahenobarbus lauter gequiekt hatten als ein Stall voller Ferkel. Sie hatten ihm sogar vorgeworfen, er sei ein noch schlimmerer Demagoge als Saturninus und wolle sich bei der untersten Klasse einschmeicheln!
»Wir müssen Caesar mit seinen Schulden festnageln«, meinte Bibulus.
»Mit Anstand können wir das nicht tun«, sagte Catulus.
»Wir können es, wenn man uns nicht damit in Verbindung bringt.«
»Tagträume, Bibulus!« meinte Gaius Piso. »Wir müßten erreichen, daß die diesjährigen Prätoren keine Provinzen bekommen, und beim bloßen Versuch, die Amtszeit der gegenwärtigen Statthalter zu verlängern, würde man uns niederbrüllen.«
»Es gibt noch eine andere Möglichkeit«, sagte Bibulus.
Cato hob das Kinn von der Hand. »Welche?«
»Die Lose für die prätorischen Provinzen werden am Neujahrstag gezogen. Ich habe mit Fufius Calenus geredet. Er würde mit Freuden sein Veto gegen die Verlosung einlegen, mit der Begründung, daß keine offiziellen Entscheidungen getroffen werden dürfen, solange die Sache mit der Bona Dea nicht erledigt ist. Und da die Frauen darauf drängen, daß nichts unternommen wird, und der halbe Senat nur allzu geneigt ist, dem Drängen der Frauen nachzugeben, kann Fufius Calenus monatelang immer wieder sein Veto einlegen. Und wir müßten nur ein paar Geldverleihern in die Ohren flüstern, daß die diesjährigen Prätoren lange auf ihre Provinzen warten können.«
»Etwas muß man Caesar zugute halten«, sagte Cato. »Er hat es geschafft, deinen Verstand zu schärfen, Bibulus. Früher wäre dir das nicht eingefallen.«
Bibulus lag eine grobe Bemerkung auf der Zunge, aber er hielt sich zurück; statt dessen schenkte er Cato ein müdes Lächeln.
Catulus reagierte ausgesprochen seltsam. »Unter einer Bedingung stimme ich dem Plan zu«, Sagte er. »Metellus Scipio darf nichts davon erfahren.«
»Und warum nicht?« fragte Cato verdutzt.
»Weil ich seine ewige Litanei nicht mehr hören kann — >Caesar hier aufhalten, Caesar dort aufhalten, aber nie gelingt es uns »Diesmal kann es nicht schiefgehen«, sagte Bibulus. »Man wird Publius Clodius nicht vor Gericht stellen.«
»Das heißt, auch er hat darunter zu leiden«, stellte Gaius Piso fest. »Als gewählter Quästor bekommt er keine Aufgabe, wenn keine Verlosung stattfindet.«
Gleich nach dem Neujahrsfiasko im Tempel des Jupiter Optimus Maximus (der sich seit dem letzten Jahr zu seinem Vorteil verändert hatte — Caesars Warnung war bei Catulus nicht auf taube Ohren gestoßen) brach im Senat der Krieg um den Prozeß gegen Publius Clodius aus. Vielleicht der stagnierenden Geschäfte wegen faßte man den Beschluß, neue Zensoren zu wählen; mit Gaius Scribonius Curio und Gaius Cassius Longinus fiel die Wahl auf zwei Konservative, eine gute Voraussetzung für eine fruchtbare Zusammenarbeit, falls sie von den Volkstribunen in Ruhe gelassen würden — bei einem Mann wie Fufius Calenus beileibe keine Selbstverständlichkeit.
Der Erste Konsul war ein Piso Frugi, der vom Calpurniuszweig der Familie in den der Pupius übergewechselt war; er gehörte zu den Männern, die eine nörgelnde Frau zu Hause hatten, und wehrte sich leidenschaftlich dagegen, daß Publius Clodius angeklagt wurde.
»Der Kult der Bona Dea fällt nicht in die Zuständigkeit des Staates«, stellte er rundheraus fest, »und ich bezweifle die Legalität aller Maßnahmen, die über das hinausgehen würden, was bereits geschehen ist — die Erkärung des Kollegiums der Pontifices, daß Publius Clodius einen Religionsfrevel begangen hat. Doch sein Verbrechen ist nicht in den Statuten vermerkt. Er hat weder eine vestalische Jungfrau belästigt, noch hat er die Person oder die Riten einer offiziellen römischen Gottheit beleidigt. Das alles mindert nicht die Ungeheuerlichkeit seiner Tat, aber ich bin der gleichen
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