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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Meinung wie die Frauen dieser Stadt: Die Bona Dea soll ihre Vergeltung selbst üben, wenn sie den Zeitpunkt für gekommen hält.«
    Eine Aussage, die bei seinem Kollegen Messala Niger nicht besonders gut ankam. »Ich werde nicht ruhen, bis Publius Clodius vor Gericht steht!« erklärte er und schien es auch so zu meinen. »Wenn das entsprechende Gesetz nicht auf den Tafeln steht, dann sollten wir es schleunigst entwerfen! Es reicht nicht, darüber zu jammern, daß ein Mann nicht verurteilt werden kann, weil wir keine Kriterien für sein Verbrechen haben! Wir werden schon noch eine Kennzeichnung für Publius Clodius finden, und ich verlange, daß wir uns sofort darum kümmern!«
    Das bringt nur ein Mann wie Clodius fertig, dachte Caesar belustigt, auf einer hinteren Bank zu sitzen und so zu tun, als ginge ihn die ganze Sache nicht das geringste an, während sich da vorn Piso Frugi und Messala Niger die Argumente und wohl bald auch die Fäuste um die Ohren schlagen.
    Währenddessen richtete Pompeius der Große sich auf dem Marsfeld ein. Seine Armee hatte er entlassen, weil der Senat erst über seinen Triumphzug beraten konnte, wenn die leidige Bona-Dea- Affäre vom Tisch war. Seine Scheidungserkärung war ihm viele Tage vorausgeeilt, auch wenn niemand Mucia Tertia gesehen hatte. Man erzählte sich überall, Caesar sei der Missetäter! Deshalb bereitete es Caesar besonderes Vergnügen, an einer Sonderberatung im Circus Flaminius teilzunehmen, einer Veranstaltung, auf der Pompeius sogar eine Rede halten durfte. Eine recht armselige Rede, wie Cicero danach in scharfem Ton bemerken sollte.
    Ende Januar, als die neuen Zensoren sich ins Kampfgetümmel stürzten, gab Piso Frugi seinen Widerstand auf und erklärte sich bereit, ein Gesetz einzubringen, daß eine Anklage gegen Publius Clodius wegen einer neuen Form des Religionsfrevels ermöglichte.
    »Eine Farce«, sagte Piso Frugi, »aber die Römer haben nun einmal eine Schwäche für Farcen, und so wird es wohl seine Richtigkeit haben. Was seid ihr doch bloß für Narren! Er wird freigesprochen werden, und hinterher geht es ihm wahrscheinlich besser als unter der schweren Anschuldigung.«
    Als Experte verfaßte Piso Frugi die Gesetzesvorlage selbst, eine ernste Sache, wenn man sie unter dem Aspekt der Strafandrohung betrachtete — lebenslanges Exil und Konfiszierung des gesamten Besitzes —, aber sie enthielt auch eine sonderbare Klausel, die besagte, daß der Prätor, der den Vorsitz über das Sondergericht führen sollte, die Geschworenen persönlich auswählen mußte. Also hatte der Gerichtsvorsitzende Clodius’ Schicksal in der Hand. Ein Clodius wohlgesonnener Prätor würde nachsichtige Geschworene auswählen, ein Befürworter einer Verurteilung die strengsten Geschworenen, die er finden konnte.
    Jetzt saßen die boni in der Klemme. Einerseits wollten sie einen Prozeß gegen Clodius hinauszögern, denn sowie er begonnen hätte, würden die prätorischen Provinzen ausgelost; andererseits wollten sie nicht, daß Clodius veruteilt wurde, denn Catulus war der Meinung, daß die Bona-Dea-Affäre die Männer und den Staat nichts anging.
    »Machen sich Caesars Gläubiger bereits Sorgen?« fragte Catulus.
    »O ja«, sagte Bibulus. »Wenn wir bis März eine Anklage gegen Clodius durch unser Veto verhindern, findet sicher keine Verlosung mehr statt. Und dann werden sie handeln.«
    »Können wir noch einen Monat durchhalten?«
    »Ohne weiteres.«

    An den Kalenden des Februar erwachte Silanus aus einem ruhelosen Schlaf und erbrach Blut. Vor vielen Monaten hatte er eine kleine Bronzeklingel neben seinem Bett aufgestellt, aber er hatte sie so selten benutzt, daß das ganze Haus aufwachte, wenn er es einmal tat.
    »So ist Sulla auch gestorben«, sagte er mit müder Stimme zu Servilia.
    »Nein, Silanus«, ermutigte sie ihn, »das geht wieder vorbei. Sulla ist es viel schlechter gegangen. Du wirst wieder gesund. Wer weiß? Vielleicht will dein Körper sich reinigen.«
    »Mein Körper zerfällt. Ich blute auch aus dem Darm, bald habe ich überhaupt kein Blut mehr.« Er seufzte, versuchte zu lächeln. »Wenigstens habe ich es zum Konsul gebracht, und in meinem Haus gibt es ein konsularisches imago mehr.«
    Vielleicht waren die vielen Ehejahre doch nicht ganz ohne Bedeutung. Servilia empfand zwar keinen Schmerz, aber sein Zustand ging ihr so weit zu Herzen, daß sie seine Hand ergriff. »Du warst ein guter Konsul, Silanus.«
    »Das glaube ich auch. Es war kein leichtes Jahr, aber ich

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