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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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habe es überlebt.« Er drückte ihre warmen, trockenen Finger. »Dich habe ich nicht überlebt, Servilia.«
    »Du warst bereits krank, als wir geheiratet haben.«
    Er schwieg, seine unbeschreiblich langen Wimpern legten sich wie Fächer auf die eingesunkenen Wangen. Wie gut er aussieht, dachte seine Frau, und wie gut er mir damals gefallen hat, als wir uns kennenlernten. Jetzt werde ich zum zweitenmal Witwe.
    »Ist Brutus zu Hause?« fragte er eine Weile später und hob die müden Augenlider. »Ich möchte mit ihm reden.« Als Brutus hereinkam, blickte der Kranke an seinem dunklen, traurigen Gesicht vorbei auf Servilia. »Geh jetzt, meine Liebe, hol die Mädchen und warte. Brutus wird euch dann rufen.«
    Sie haßte es, fortgeschickt zu werden. Aber sie gehorchte, und Silanus wartete, bis sie wirklich gegangen war, dann wandte er sich seinem Sohn zu.
    »Setz dich auf mein Bett, Brutus.«
    Brutus gehorchte, im flackernden Kerzenlicht glitzerten Tränen in seinen schwarzen Augen.
    »Weinst du um mich?« fragte Silanus.
    »Ja.«
    »Weine um dich selber, mein Sohn. Du wirst es schwerer mit ihr haben, wenn ich nicht mehr bin.«
    »Ich glaube kaum, daß noch eine Steigerung möglich ist, Vater.« Brutus unterdrückte ein Schluchzen.
    »Sie wird Caesar heiraten.«
    »Ja, sicher.«
    »Vielleicht ist es gut für sie. Ich kenne keinen stärkeren Mann als ihn.«
    »Es wird nur Krieg zwischen ihnen geben«, erwiderte Brutus.
    »Und Julia? Wie werdet ihr damit zurechtkommen, wenn sie heiraten?«
    »Wir schaffen es schon.«
    Silanus zupfte kraftlos an den Bettüchern, schien in sich zusammenzusinken. »Brutus, meine Zeit ist gekommen«, seufzte er. »Ich wollte dir noch soviel sagen, aber ich habe zu lange gewartet. Ist das nicht kennzeichnend für mein ganzes Leben?«
    Brutus lief weinend hinaus und rief seine Mutter und seine Schwestern herein. Silanus brachte noch ein Lächeln für sie zustande, dann schloß er die Augen und starb.
    Auch wenn das Begräbnis nicht auf Staatskosten stattfand, war es beeindruckend; allerdings hatte es eine pikante Note: Die Aufsicht über die Bestattung des Ehemanns führte der Liebhaber der Witwe, und obendrein hielt er noch eine schöne Trauerrede von der Rostra herab, so als hätte er die Witwe nie im Leben gesehen und sei der beste Freund des Toten gewesen.
    »Wer hat dafür gesorgt, daß Caesar die Trauerrede hält?« wollte Cicero von Catulus wissen.
    »Was glaubst du wohl?«
    »Aber das kommt Servilia nicht zu!«
    »Meinst du etwa, das kümmert sie?« »Ein Jammer, daß Silanus keine Söhne hatte.«
    »Wohl eher ein Segen.«
    Sie waren auf dem Rückweg vom Grab des Junius Silanus, der im Süden der Stadt an der Via Appia seine letzte Ruhe gefunden hatte.
    »Catulus, was machen wir jetzt mit Clodius’ Frevel?«
    »Wie denkt deine Frau darüber, Cicero?«
    »Sie ist hin- und hergerissen. Wir Männer hätten uns nicht einmischen sollen, aber wir haben es nun einmal getan, und jetzt muß Publius Clodius auch verurteilt werden.« Cicero blieb stehen. »Ich muß dir sagen, Quintus Lutatius, daß ich mich in einer äußerst unangenehmen und heiklen Situation befinde.«
    Jetzt blieb auch Catulus stehen. »Du, Cicero? Weshalb?«
    »Terentia glaubt, daß ich eine Liebesaffäre mit Clodia habe.«
    Einen Augenblick lang starrte Catulus ihn fassungslos an, dann warf er den Kopf in den Nacken und lachte so laut, daß ein paar Trauergäste sich neugierig nach ihnen umdrehten. Sie boten einen grotesken Anblick — beide in schwarzer Trauertoga mit dem purpurroten Streifen der Ritter auf der rechten Schulter der Tunika, eine Kleidung, die sie für den Toten angelegt hatten, doch der eine wieherte vor Belustigung, und der andere stand zu Tode beleidigt daneben.
    »Was findest du daran so komisch?« fragte Cicero drohend.
    »Du! Du!« keuchte Catulus und wischte sich die Tränen aus den Augen. »Cicero, das ist nicht wahr... du... und Clodia?«
    »Dann laß dir sagen, daß Clodia mir schon seit einiger Zeit schöne Augen macht«, erwiderte Cicero steif.
    »Diese Dame«, sagte Catulus und ging weiter, »ist schwerer zu erobern als Nola. Warum, glaubst du, läßt sich Celer das von ihr gefallen? Er weiß, wie sie vorgeht! Gurrt und kichert und klimpert mit den Augendeckeln, bis die armen Männer sich zu Narren machen, und dann zieht sie sich hinter die Mauern zurück und verriegelt das Tor. Sag Terentia, sie soll sich nicht so anstellen. Wahrscheinlich macht Clodia sich nur über dich lustig.«
    »Sag du es

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