MoR 04 - Caesars Frauen
ihr doch.«
»Nein, danke, Cicero, lieber nicht. Deine Angelegenheiten mußt du schon selber in Ordnung bringen. Ich habe mit Hortensia genug zu tun, da will ich mich nicht auch noch mit Terentia herumschlagen.«
»Ich mich auch nicht«, erwiderte Cicero unglücklich. »Celer hat mir geschrieben, weißt du. Er schreibt mir regelmäßig, seit er da oben in Gallien ist.«
»Und? Behauptet er auch, daß du Clodias Liebhaber bist?«
»Nein, nein! Ich soll Pompeius dabei helfen, Land für seine Soldaten zu beschaffen. Eine schwierige Aufgabe.«
»Aber nur, wenn du dich vor diesen Karren spannen läßt, mein Freund!« erwiderte Catulus grimmig. »Nur über meine Leiche bekommt Pornpeius Land für seine Soldaten, das schwöre ich dir!«
»Ich wußte, daß du das sagen würdest.«
»Und worüber regst du dich auf?«
Cicero knirschte vernehmlich mit den Zähnen. »Ich rege mich ja nicht auf! Aber weiß Celer denn nicht, daß ganz Rom sich das Maul über Clodia und diesen neumodischen Dichterling Catullus zerreißt?«
»Na also«, stellte Catulus zufrieden fest, »wenn ganz Rom über Clodia und einen Poeten redet, dann kann die Sache mit dir und Clodia ja nicht so ernst sein, oder? Sag das Terentia.«
»Mmh!« Cicero spielte den Beleidigten und zog es vor, schweigend weiterzugehen.
Aus Gründen der Pietät ließ Servilia ein paar Tage verstreichen, ehe sie Caesar einen Brief schickte, in dem sie ihn um eine Unterredung bat — in seinen Räumen am Vicus Patricii.
Es war nicht der gewöhnliche Caesar, der zu dieser Verabredung ging, doch nicht die Aussicht auf ein unangenehmes Zusammentreffen hatte die Veränderung bewirkt, sondern das Unbehagen darüber, daß seine Gläubiger plötzlich auf Rückzahlung drängten. Den Clivus Argentarius hinauf und hinunter erzählte man sich, daß es in diesem Jahr keine Provinzen für die Prätoren geben werde, ein Umstand, der aus dem Hoffnungsträger Caesar einen hoffnungslosen Verlierer machte. Natürlich steckten Catulus, Cato, Bibulus und die anderen boni dahinter. Sie hatten schließlich einen Weg gefunden, den Prätoren ihre Provinzen zu verweigern, und Fufius Calenus war ein ausgezeichneter Volkstribun. Verschlimmert wurde die Lage durch die allgemeine wirtschaftliche Situation. Wenn schon ein konservativer Mann wie Cato die Notwendigkeit sah, den Preis für Getreidezuteilungen zu senken, dann mußte Rom in der Tat in großen Schwierigkeiten stecken. Was war plötzlich aus Caesars sprichwörtlichem Glück geworden? Oder wollte die Göttin Fortuna ihn nur auf die Probe stellen?
Servilia begrüßte ihn vollständig bekleidet und ziemlich kühl, dann setzte sie sich und bat um ein Glas Wein.
»Vermißt du Silanus?« fragte er.
»Vielleicht.« Sie drehte das Kelchglas zwischen den Fingern. »Was weißt du über den Tod, Caesar?«
»Nur, daß er unausweichlich ist. Ich habe keine Angst vor ihm, solange er schnell kommt. Aber wenn ich Silanus’ Schicksal erleiden müßte, würde ich mich in mein Schwert stürzen.«
»Ein paar Griechen sagen, es gibt ein Leben nach dem Tode.«
»Ja.«
»Glaubst du daran?«
»Nicht im Sinne eines Bewußtseins. Der Tod ist ein ewiger Schlaf, davon bin ich überzeugt. Wir schweben nicht körperlos davon und bleiben wir selbst. Aber keine Materie löst sich auf, es gibt ganze Welten von Kräften, die wir weder sehen noch begreifen. Unsere Götter gehören einer solchen Welt an. Sie sind immerhin so greifbar, daß sie Verträge und Bündnisse mit uns schließen können. Aber wir werden niemals einer solchen Welt angehören, weder im Leben noch im Tode. Wir sind ihr Gegengewicht. Ohne uns würde ihre Welt nicht existieren. Und genau das meinen die Griechen. Wer weiß, ob die Götter ewig sind? Wie lange währt eine Kraft? Bilden sich neue Kräfte, wenn die alten schwinden? Was passiert mit einer Kraft, wenn sie nicht mehr existiert? Die Ewigkeit ist ein traumloser Schlaf, selbst für die Götter. Das glaube ich.«
»Und doch hat etwas das Zimmer verlassen, als Silanus gestorben ist«, sagte Servilia langsam. »Ich habe es nicht gesehen und auch nicht gehört. Aber es ist hinausgegangen, Caesar. Das Zimmer war leer.«
»Ich glaube, es war eine Vorstellung, die hinausgegangen ist.«
»Eine Vorstellung?«
»Sind wir das nicht alle, eine Vorstellung?«
»Von uns — oder von den anderen?«
»Beides. Auch wenn es nicht die gleiche Vorstellung sein muß.«
»Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, was ich gespürt habe. Was Silanus am Leben
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