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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Enkeltochter des Sulla ist ein Hauptgewinn für jemanden, dessen Großeltern Italiker waren.«
    Aurelia dachte kurz darüber nach, dann nickte sie. »Das ist eine ausgezeichnete Idee, Caesar. Vatinius war Antonia Cretica ein treusorgender Mann, und sie war mindestens so dumm wie Pompeia. O ja, wunderbar! Und als Italiker wird er sie an der kurzen Leine halten. Dann ist sie viel zu beschäftigt, um noch Zeit für den Clodius-Club zu haben.«
    »Nun geh endlich, Mater«, sagte Caesar und seufzte.
    Das zweite Fest der Bona Dea verlief ohne Zwischenfälle, aber es dauerte noch lange, bis das weibliche Rom sich wieder beruhigt hatte. Viele schwangere Frauen der Stadt folgten dem Beispiel derjenigen, die an der ersten Zeremonie teilgenommen hatten; die Vestalinnen gaben die Roggenarznei aus, bis ihre Vorräte nahezu erschöpft waren. Noch nie zuvor waren so viele männliche Neugeborene auf den Scherben des Mons Testaceus ausgesetzt worden, und zum erstenmal kamen keine kinderlosen Ehepaare, um sie sich zu holen und sie aufzuziehen; sie blieben unerwünscht und mußten sterben. Die Stadt weinte und trug Trauer bis zum ersten Mai, und das um so mehr, als der Kalender so wenig im Gleichklang mit den Jahreszeiten war, daß die Schlangen ihren Winterschlaf noch nicht beendet hatten und niemand so recht wußte, ob die Gute Göttin nun verziehen hatte oder nicht.
    Publius Clodius, der eigentliche Urheber des Unglücks, wurde gemieden und bespuckt. Die Zeit würde die religiöse Krise beheben, aber der Anblick von Publius Clodius war eine ständige Erinnerung daran. Er tat nicht einmal das Naheliegendste, nämlich die Stadt zu verlassen, sondern behauptete steif und fest, er sei unschuldig und an dem besagten Abend ganz woanders gewesen.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis Fulvia ihm verzieh; es war ihr erst möglich, nachdem der Schmerz über die abgebrochene Schwangerschaft abgeklungen war und sie spürte, daß ihn die Trauer darüber mindestens ebensosehr quälte wie sie selbst. Warum hatte er es getan?
    »Ich habe nicht darüber nachgedacht, einfach nicht darüber nachgedacht!« Er weinte in ihren Schoß. »Ich hielt es für einen tollen Jux.«
    »Es war ein schwerer Frevel!«
    »Ich habe mir nichts dabei gedacht!« Er hob den Kopf und sah sie aus rotgeränderten, verquollenen Augen an. »Ich meine, es ist doch nur ein albernes Frauenbesäufnis — wenn ihr alle stockbetrunken seid, dann masturbiert ihr oder treibt es miteinander. Ich habe nicht darüber nachgedacht, Fulvia!«
    »Clodius, die Bona Dea ist etwas ganz anderes. Etwas Heiliges! Ich darf dir nicht verraten, was es genau ist, weil ich sonst schrumpfen und bis an mein Lebensende nur noch Schlangen zur Welt bringen würde! Aber die Bona Dea ist für uns allein! Alle anderen Göttinnen der Frauen sind auch für die Männer — Juno Lucina und Juno Sospita und die anderen —, aber die Bona Dea gehört nur uns. Sie kümmert sich um all die weiblichen Dinge, von denen die Männer nichts wissen, gar nichts wissen wollen. Wenn sie sich nicht ordentlich schlafen legt, kann sie nicht ordentlich aufwachen, und Rom besteht nicht nur aus Männern, Clodius. Rom, das sind auch die Frauen!«
    »Sie werden mich vor Gericht stellen und verurteilen, oder?«
    »Es sieht so aus, auch wenn keine von uns das will. Es würde bedeuten, daß die Männer sich wieder einmal in etwas einmischen, was sie nichts angeht. Sie eignen sich Bona Deas Göttlichkeit an.« Fulvia erschauerte heftig. »Es ist nicht der Prozeß, vor dem ich Angst habe, Clodius. Es ist das, was die Bona Dea mit dir machen wird, und du kannst dich nicht davon freikaufen wie von ein paar Geschworenen.«
    »Es gibt in ganz Rom nicht genug Geld, um mich von diesen Geschworenen freizukaufen.«
    Aber Fulvia lächelte nur. »Wenn es soweit ist, wird schon genug Geld da sein. Wir Frauen sind dagegen. Wenn wir es verhindern, wird Bona Dea uns vielleicht vergeben. Aber einer Männerwelt, die sich ihre Vorrechte anmaßt, wird sie ganz sicher nicht vergeben.«

    Kaum aus Spanien zurück, stürzte sich Publius Vatinius auf die Gelegenheit, Pompeia Sulla zu heiraten.
    »Caesar, ich bin dir sehr dankbar«, sagte er lächelnd. »Natürlich durftest du sie nicht als dein Eheweib behalten, das verstehe ich. Aber ich weiß auch, daß du sie mir nicht angeboten hättest, wenn sie an dem Frevel beteiligt gewesen wäre.«
    »Könnte sein, daß Rom nicht so nachsichtig ist, Vatinius. Es gibt viele, die davon überzeugt sind, daß ich sie

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