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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Ostia los, zusammen mit Burgundus, ein paar tüchtigen Dienern und Schreibern, Fabius und seinen elf Liktoren in blutroten Togen, die Axt im Rutenbündel, und — versteckt in einer Sänfte — Prinz Masintha. Er hatte sich ein Segelschiff gemietet, das dem Gepäck, den Maultieren und den Pferden ausreichend Platz bot. Diesmal würden sie keinen Piraten begegnen. Pompeius der Große hatte sie von den Meeren gejagt.
    Pompeius der Große... Caesar lehnte an der Heckreling zwischen den beiden riesigen Ruderstöcken und sah zu, wie die Küste Italiens langsam hinter dem Horizont verschwand; er war in Aufbruchstimmung, seine Gedanken entfernten sich immer mehr von der Heimat und den Menschen dort. Pompeius der Große. Caesar hatte eine nützliche, fruchtbare Zeit mit ihm verbracht; kein Zweifel, seine Zuneigung zu diesem Mann war mit den Jahren gewachsen. Oder war etwa Pompeius gewachsen?
    Nein, Caesar, nur keinen Groll. Er verdiente keinen Groll, für nichts was er getan hatte. Ganz egal, wie schwer es ihm gefallen war, Pompeius die halbe Welt erobern zu sehen — er hatte nun einmal die halbe Welt erobert. Gib dem Mann, was ihm gebührt. Das Problem beim Wachsen ist: Man läßt alles andere hinter sich — wie die Küste Italiens. Nur wenige Menschen wachsen. Wenn sie einmal Boden unter den Füßen haben, sind sie zufrieden und bleiben, wie sie sind. Aber Caesar vertraute dem Boden nicht, auf dem er stand, und über ihm war die Unendlichkeit. Das lange Warten war vorüber. Er fuhr nach Spanien, um endlich eine richtige Armee zu befehligen; er würde eine lebendige Maschine bekommen, eine Maschine, die, wenn sie erst in den richtigen Händen — in seinen Händen — wäre, niemand aufhalten, zerstören und aufreiben könnte. Nach einem großen militärischen Kommando hatte er sich gesehnt, seit er als kleiner Junge zu Füßen des alten Gaius Marius gekauert und wie gebannt den Geschichten dieses hervorragenden Meisters der Kriegskunst gelauscht hatte. Aber bis zu diesem Moment war ihm nicht bewußt gewesen, wie sehnsüchtig, mit welcher Leidenschaft er diesem Kommando entgegengefiebert hatte.
    Er würde ein römisches Heer sammeln und die Welt erobern, denn er glaubte an Rom, er glaubte an seine Götter. Und er glaubte an sich selbst. Er war die Seele einer römischen Streitmacht. Und nichts wäre je imstande, ihn aufzuhalten, zu vernichten oder aufzureiben.

Teil VI
    Mai 60 v. Chr. bis März 58 v. Chr.
    An Gaius Julius Caesar, Prokonsul in Hispania Ulterior, von Gnaeus Pompeius Magnus, Triumphator; geschrieben in Rom an den Iden des Mai unter dem Konsulat des Quintus Caecilius Metellus Celer und des Lucius Afranius:
    Hiermit, Caesar, vertraue ich dieses Schreiben den Göttern und den Winden an; mögen erstere ihnen die nötige Geschwindigkeit verleihen, damit Du noch rechtzeitig handeln kannst. Auch andere schreiben Briefe, aber ich bin wohl der einzige, der es sich leisten kann und will, das schnellste verfügbare Schiff anzuheuern, nur um einen Brief zu befördern.
    Die boni sind an der Macht, und unsere Stadt ist in Auflösung begriffen. Mit einer vor den boni dominierten Regierung könnte ich ja noch leben, wenn sie wenigstens handeln würde; eine boni- Regierung aber strebt nur ein einziges Ziel an: nichts zu tun und alle Faktionen zu blockieren, die diesen Zustand ändern wollen.
    Sie haben meinen Triumphzug auf die letzten beiden Septembertage verschoben, und das auf durchaus elegante Weise. Verkündeten einfach, ich hätte so viel für Rom geleistet, daß ich es verdiene, meinen Triumph an meinem Geburtstag feiern zu können! Und so habe ich mir neun Monate lang auf dem Marsfeld die Beine in den Bauch gestanden. Der Grund für ihre Haltung ist mir ein Rätsel; aber eine Vermutung, worin ihre Bedenken mir gegenüber gründen könnten, hege ich schon: Man hat mir so viele Sonderkommandos in meinem Leben übertragen, daß ich nun endgültig als Gefahr für diesen Staat gesehen werde. Angeblich sei es mein Ziel, König von Rom zu werden! Was für ein Unsinn!
    Sie wissen natürlich, daß es Unsinn ist, aber das hält sie nicht davon ab, ihn zu verbreiten.
    Ich weiß nicht, Caesar, aber ich werde nicht schlau aus ihnen. Wenn es hier je eine Stütze der Gesellschaft gegeben hat, so war und ist es Marcus Crassus. Ich kann wohl verstehen, daß sie mich den picentischen Emporkömmling nennen, den Möchtegernkönig von Rom und so fort, aber Marcus Crassus? Warum ihn zur Zielscheibe machen? Er stellt nun wirklich keine

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