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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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sehr dankbar.«
    »Denk dir nichts dabei. Gut möglich, daß ich dich auch einmal so dringend brauche.« Crassus erhob sich, nahm die Lampe vom Tisch und brachte Caesar an die Haustür. »Wie hast du bei der Finsternis hier heraufgefunden?« fragte er.
    »Es gibt überall Licht, selbst im finstersten Treppenhaus.«
    »Das macht es nur noch schwieriger.«
    »Was?«
    »Weißt du, ich hatte mir gedacht«, sagte der stets Unerschütterliche, »daß ich an dem Tag, an dem du zum zweitenmal Konsul wirst, an einem öffentlichen Platz ein Standbild für dich aufstellen lasse. Ich wollte einen Bildhauer damit beauftragen, ein Tier zu entwerfen, das Teile eines Löwen, eines Wolfs, eines Aals, eines Wiesels und eines Phoenix in sich vereinigt. Aber wenn ich sehe, wie du auf den Füßen landest, im Dunkeln siehst und wie ein Kater durch die Straßen Roms schleichst, werde ich dem Ding wohl noch die Streifen einer Katze verpassen müssen.«

    Da innerhalb der Servianischen Mauer niemand einen Mietstall unterhielt, mußte Caesar die Stadt auf Schusters Rappen verlassen, auf einem Weg jedoch, auf dem ihm so leicht keiner der Wucherer auflauern würde. Er ging den Vicus Patricii hinunter bis zum Vicus ad Malum Punicum, bog in den Vicus Longus ein und verließ die Stadt durch die Porta Collina. Von dort stieg er auf den Collis Hortulorum, wo die Kinder bei schönem Wetter wilde Tiere im Gehege betrachten konnten, und näherte sich Pompeius’ vorübergehendem Domizil von oben. Unter der hochaufragenden Loggia befanden sich die Ställe, also ließ Caesar den Krieger schlafen und machte sich ein Lager aus frischem Stroh. Als die Sonne aufging, lag er noch immer wach.
    Mit stillem Lächeln dachte er, daß seine Aufbrüche in die Provinzen immer ein wenig unkonventionell vonstatten zu gehen schienen. Über seiner ersten Abreise nach Hispania Ulterior hatte der Schleier der Trauer um Tante Julia und Cinnilla gelegen, und diesmal war er auf der Flucht. Ein Flüchtling mit prokonsularischer Amtsgewalt. Im Kopf hatte er sich bereits alles zurechtgelegt — Publius Vatinius hatte sich als gewissenhafter Kundschafter erwiesen, und Lucius Cornelius Balbus Major wartete in Gades auf ihn.
    Balbus langweilte sich, und das hatte er Caesar geschrieben. Im Gegensatz zu Crassus machte das Geldverdienen allein ihn nicht glücklich; Balbus lechzte nach neuen Herausforderungen, jetzt, da er und sein Neffe die reichsten Männer in ganz Spanien waren. Sollte sich doch Balbus Minor um die Amtsgeschäfte kümmern! Balbus Major wollte gern etwas über militärische Logistik lernen. Und so hatte Caesar ihn zu seinem praefectus fabrum ernannt, eine Wahl, die so manchen im Senat überrascht hatte, nur nicht diejenigen, die Balbus Major kannten. Diese Berufung war zumindest in Caesars Augen wichtiger als die Berufung eines Ersten Legaten (den er gar nicht erst angefordert hatte), denn auf einen praefectus fabrum, der für die Ausrüstung und den Nachschub einer Armee zuständig war, mußte der Heerführer sich unbedingt verlassen können.
    Es standen zwei Legionen in der jenseitigen Provinz; beide bestanden aus Veteranen, die es vorgezogen hatten, nicht nach Rom zurückzukehren, nachdem der Krieg gegen Sertorius schließlich ein Ende gefunden hatte. Die Männer mußten inzwischen über dreißig sein und wären einem lohnenden Feldzug sicherlich nicht abgeneigt. Aber zwei Legionen würden nicht reichen; als erstes mußte Caesar nach der Ankunft in seinem neuen Wirkungsbereich Hilfstruppen in Stärke einer vollen Legion anwerben, spanische Soldaten, die für Sertorius gekämpft hatten. Wenn sie sich erst ihr Urteil über ihn gebildet hatten, würden sie für ihn ebenso bereitwillig kämpfen wie für Sertorius. Und dann ging es auf in unbekanntes Territorium! Es war schließlich ein unhaltbarer Zustand, daß Rom Anspruch auf die gesamte Iberische Halbinsel stellte und noch nicht einmal ein Drittel davon unterworfen hatte. Caesar würde das ändern.
    Er stieg die Treppe hinauf, die zur Loggia führte, und dort oben saß Pompeius der Große und bewunderte den Blick über den Tiber, den vatikanischen Hügel und das Janiculum.
    »Holla!« rief Pompeius aus, sprang auf und ergriff beide Hände des unerwarteten Besuchers. »Zu Pferde?«
    »Nein. Ich bin zu Fuß gekommen, so spät, daß ich dich nicht mehr wecken wollte, deshalb habe ich mich mit Stroh begnügt. Möglich, daß ich mir ein oder zwei Pferde von dir borge, wenn ich aufbreche, aber nur, damit sie mich nach

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