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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Gefahr für die boni dar, ist er doch selbst fast einer. Von bester Herkunft, ungeheuer wohlhabend und mit Sicherheit kein Demagoge. Crassus ist harmlos! Und das sage ich als ein Mann, der ihn nicht schätzt, nie geschätzt hat und auch nie schätzen wird. Sich mit ihm ein Konsulat zu teilen, war etwa so, als lege man sich gemeinsam in ein Bett mit Hannibal, Jugurtha und Mithridates. Eigentlich war er nur damit beschäftigt, mein öffentliches Ansehen zu zerstören. Deshalb stellt er aber noch längst keine Bedrohnung für den Staat dar. Was haben die boni Marcus Crassus angetan, daß ausgerechnet ich mich veranlaßt sehe, für ihn in die Bresche zu springen? Ich will es Dir sagen: Sie haben eine regelrechte Krise heraufbeschworen. Es fing damit an, daß die Zensoren die Verträge für die Steuerpacht meiner vier Ostprovinzen herausgaben. Ein Gutteil der Schuld liegt freilich bei den publicani selbst! Sie prüften den Umfang der Kriegsbeute, die ich aus dem Osten mitgebracht habe, addierten Zahlen und kamen zu dem Schluß, der Osten sei ertragreicher als jede Goldmine. Sie unterbreiteten daher Angebote für diese Verträge, die bar jeder Vernunft waren. Versprachen dem Schatzamt unzählige Millionen und bildeten sich ein, sie könnten zusätzlich noch einen fetten Gewinn für sich selbst herausschlagen. Verständlicherweise akzeptierten die Zensoren die höchsten Angebote, dazu sind sie ja verpflichtet. Aber es dauerte nicht lange, bis Atticus und die anderen plutokratischen publicani einsahen, daß die Summen, die sie dem Schatzamt eigentlich hatten zahlen wollen, unrealistisch waren. Meine vier Ostprovinzen waren weit davon entfernt, derartige Zahlungen leisten zu können, mochten die publicani sie auch noch so unter Druck setzen.
    Jedenfalls gingen Atticus, Oppius und ein paar andere zu Marcus Crassus und forderten ihn auf, einen Antrag auf Annullierung der Steuerverträge für den Osten beim Senat zu stellen; anschließend sollte er die Zensoren dazu veranlassen, neue Verträge über zwei Drittel der ursprünglich vereinbarten Summe vorzubereiten. So weit, so gut, Crassus stellte den Antrag. Nicht im Traum hätte ich daran gedacht, daß die boni den gesamten Senat zu einem einstimmigen Nein bewegen könnten. Aber genau das geschah. Der Senat lehnte den Antrag einstimmig ab.
    An diesem Punkt, ich muß es Dir gestehen, konnte ich mir eine gewisse Schadenfreude nicht verkneifen; es war einfach zu schön, Marcus Crassus erniedrigt zu sehen — und wie er erniedrigt worden war! Man hatte ihm, dem Ochsen Marcus Crassus, die Hörner abgesägt, und er stand da, gedemütigt und wie gelähmt. Erst dann erkannte ich, wie dumm der Kunstgriff der boni gewesen war, und mir verging die Schadenfreude. Anscheinend hatte man sich entschlossen, den Rittern ein für allemal zu demonstrieren, daß der Senat den höchsten Rang einnimmt, daß der Senat die Stadt Rom regiert und daß die Ritter ihm keine Vorschriften machen können. Schön, soll sich der Senat doch selbst dazu beglückwünschen, daß er es ist, der Rom regiert; Du und ich, wir wissen beide, daß dem nicht so ist. Wenn man Roms Geschäftsleuten nicht erlaubt, profitable Geschäfte zu tätigen, dann ist Rom am Ende.
    Nachdem die Senatoren Marcus Crassus auf diese Weise abgewiesen hatten, holten die publicani zum Vergeltungsschlag aus: Sie weigerten sich, dem Schatzamt auch nur einen Sesterz zu zahlen. Oh, was für eine Welle der Entrüstung das auslöste! Ich weiß wohl, was sich die Ritter von dieser Taktik versprachen. Sie glaubten, der Senat sei nun gezwungen, die Zensoren mit der Annullierung der Verträge zu beauftragen — und neue Angebote würden selbstverständlich erheblich niedrigere Summen beinhalten. Es ist nur leider so, daß die boni die Kontrolle über das Senatshaus haben; und daher wird das Haus auch die Verträge nicht annullieren. Wir befinden uns in einer Sackgasse. Dieser .Schlag gegen Crassus ’ Ansehen wirkte verheerend, sowohl im Hause selbst als auch unter den Rittern. Immerhin war er jahrelang ihr erfolgreichster Redner gewesen, und keinem wäre es in den Sinn gekommen, er könne nicht alles durchsetzen, was er wolle. Ganz besonders in diesem Fall, denn es war zweifellos ein sinnvoller Antrag, die Vertragssummen für die Provinz Asia zu reduzieren.
    Und wen, meinst Du, hatten die boni in dieser Sache als Redner angeheuert? Niemand anderen als meinen Ex-Schwager Metellus Celer! Über viele Jahre gehörten Celer und sein kleiner Bruder Nepos zu

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