MoR 04 - Caesars Frauen
Ostia bringen. Kannst du mich für ein paar Tage bei dir aufnehmen, Magnus?«
»Mit Freuden, Caesar.«
»Du scheinst also nicht zu glauben, daß ich Mucia verführt habe?«
»Ich weiß längst, wer der Schuldige war«, erwiderte Pompeius grimmig. »Labienus, der Undankbare! Ein unverbesserlicher Lüstling!« Er bot Caesar einen bequemen Sessel an. »Hast du mich deshalb noch nicht besucht? Und im Circus Flaminius hattest du auch nicht mehr als ein kurzes ave für mich übrig.«
»Magnus, ich bin nur ein kleiner Ex-Prätor! Und du bist der größte Held unseres Zeitalters; es stehen ständig vier Reihen von Konsularen um dich herum.«
»Sicher, aber mit dir kann ich wenigstens reden, Caesar. Du bist ein richtiger Soldat, kein Salonstratege. Und wenn deine Zeit kommt, dann weißt du, wie du zu sterben hast, das Gesicht und die Schenkel bedeckt. Der Tod wird nichts bloßlegen, das nicht schön ist an dir.«
»Homer. Gut gesagt, Magnus!«
»Ich habe viel gelesen im Osten, und ich habe die Bücher liebengelernt. Vergiß nicht, ich hatte Theophanes von Mitylene bei mir.«
»Ein großer Gelehrter.«
»Ja, und das hat mir mehr bedeutet als die Tatsache, daß er reicher als Krösus ist. Ich habe ihn mit nach Lesbos genommen und ihn in der Agora von Mitylene vor seinen Leuten zum Römer gemacht. Das ist bei den Einheimischen gut angekommen.«
»Das will ich glauben. Soviel ich weiß, ist Theophanes ein naher Verwandter von Lucius Balbus aus Gades.«
»Ihre Mütter waren Schwestern. Du kennst Balbus, nicht wahr?«
»Sehr gut sogar. Wir haben uns kennengelernt, als ich Quästor in Hispania Ulterior war.«
»Er war mein Kundschafter beim Feldzug gegen Sertorius. Ich habe ihm die Staatsbürgerschaft zuerkannt und seinem Neffen auch, aber es waren so viele, daß ich sie zwischen meinen Legaten aufgeteilt habe. Der Senat sollte nicht glauben, daß ich allein halb Spanien das Wahlrecht gebe. Balbus Major und Balbus Minor haben einen Cornelius bekommen — Lentulus, glaube ich, aber nicht den, den sie heute Spinther nennen.« Er lachte fröhlich. »Ich liebe kluge Spitznamen. Lustig, wenn einer nach einem Schauspieler genannt wird, der für seine Nebenrollen berühmt ist! Das sagt viel darüber, was die Leute von einem Mann halten, findest du nicht?«
»Das stimmt. Ich habe Balbus Major zu meinem praefectus fabrum gemacht.«
Er blinzelte mit den blauen Augen. »Gar nicht dumm!«
Caesar musterte Pompeius unverhohlen von oben bis unten.
»Für einen alten Mann bist du recht gut in Form, Magnus«, stellte er grinsend fest.
»Vierundvierzig«, sagte Pompeius und schlug sich selbstzufrieden auf den flachen Bauch.
Er schien wirklich gut in Form zu sein. Die Sonne im Osten hatte seine Sommersprossen beinahe verschwinden lassen und das goldene Haar, das noch so dicht war wie eh und je, wie Caesar wehmütig feststellen mußte, noch heller gebleicht.
»Du mußt mir ausführlich berichten, was während meiner Abwesenheit in Rom alles passiert ist.«
»Und ich dachte, du hättest längst taube Ohren von dem Getöse, das sie hier veranstaltet haben.«
»Wie, von Ciceros eingebildetem Gequake? Pah!«
»Wart ihr nicht mal gute Freunde?«
»In der Politik hat ein Mann keine wirklichen Freunde«, stellte Pompeius fest. »Man kultiviert das Zweckmäßige.«
»Absolut richtig«, sagte Caesar lachend. »Du hast sicher gehört, wie ich Cicero mit dem alten Rabirius zugesetzt habe.«
»Ich bin froh, daß du ihm das Messer an die Kehle gesetzt hast. Der würde heute noch verkünden, daß seine Catilina-Geschichte wichtiger war als die Eroberung des Ostens! Cicero hat zweifellos seine Meriten. Aber er scheint immer noch zu glauben, daß wir alle die Zeit haben, so wie er tausend Seiten lange Briefe zu schreiben. Er hat mir letztes Jahr geschrieben, und ich habe ihm mit ein paar sehr persönlichen Zeilen geantwortet. Und was tut er? Regt sich darüber auf und behauptet, ich würde ihm die kalte Schulter zeigen! Der müßte mal in die Welt hinausgehen und eine Provinz regieren, dann würde er vielleicht lernen, was es für einen Mann alles zu tun gibt. Statt dessen lümmelt er hier in Rom auf seinem Sofa herum und gibt uns Militärs kluge Ratschläge, wie wir unsere Arbeit zu machen haben. Was hat er denn schon Großes geleistet, Caesar? Ein paar Reden im Senat und auf dem Forum gehalten und Marcus Petreius losgeschickt, damit er Catilina bezwingt.«
»Du sagst es, Magnus.«
»Na ja, und jetzt, wo sie entschieden haben, was mit
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