Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
beherrschen wollen, wenn die Männer, die ihn regieren, degeneriert und dekadent sind? Laßt uns nicht länger unsere Kraft an Äußerlichkeiten verschwenden! Wollen wir uns statt dessen die asiatischen publicani zum Vorbild nehmen und ein volles Jahr lang das Unkraut in Roms Sittengarten jäten! Vordringliches Ziel muß sein, Sitte und Anstand wieder einzuführen und neue Gesetze zu erlassen, die es verhindern, daß ein Mann dem anderen Gewalt antut, daß patrizische Übeltäter in aller Offenheit mit ihren inzestuösen Beziehungen prahlen, daß die Statthalter unserer Provinzen Kinder sexuell mißbrauchen! Frauen, die Ehebruch begehen, sollten hingerichtet werden, wie das schon früher üblich war. Frauen, die Wein trinken, sollten hingerichtet werden, wie das schon früher üblich war. Frauen, die bei öffentlichen Veranstaltungen im Forum erscheinen, um Schmährufe und grobe Beleidigungen von sich zu geben, sollten hingerichtet werden — auch wenn dies früher noch nicht üblich war, weil früher keine Frau gewagt hätte, sich derart zu gebärden! Frauen gebären und erziehen Kinder, zu etwas anderem sind sie nicht da! Doch wo sind die Gesetze, die ein angemessenes sittliches Verhalten durchsetzen könnten? Es gibt sie nicht, versammelte Väter! Doch wenn Rom überleben soll, dann müssen sie geschaffen werden!«
    »Man könnte meinen«, flüsterte Cicero Pompeius zu, »er spräche zu den Einwohnern von Platons idealem Staat und nicht zu Männern, die sich in Romulus’ Kot wälzen müssen.«
    »Er wird bis Sonnenuntergang versuchen, die Abstimmung zu boykottieren«, sagte Pompeius aufgebracht. »Welch unerträglichen Blödsinn er daherfaselt! Männer sind Männer, und Frauen sind Frauen. Sie haben unter den ersten Konsuln schon die gleichen Spiele getrieben wie heute unter Celer und Afranius.«
    »Wohlgemerkt«, fuhr Cato grollend fort, »die gegenwärtigen skandalösen Verhältnisse sind darauf zurückzuführen, daß wir uns zu sehr dem Einfluß östlicher Laxheit ausgesetzt haben! Seitdem wir unsere Machtsphäre auf Gebiete wie Anatolien und Syrien erweitert haben, haben wir Römer abscheuliche Gewohnheiten aus diesen Sündenpfuhlen übernommen. Mit jeder Kirsche, jeder Orange, die wir mit nach Hause brachten, um die Fruchtbarkeit unseres geliebten Vaterlandes zu bereichern, haben wir uns gleichzeitig zehntausend Übel eingehandelt. Es ist ein grober Fehler, die Welt erobern zu wollen, und ich habe keine Skrupel, das hier offen zu sagen. Laßt Rom doch weiter das sein, was es früher einmal war: ein sittenstrenger Ort mit disziplinierten, hart arbeitenden Bürgern, die sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmerten und die auch keinen Pfifferling darauf gaben, was in Campania oder Etruria zur gleichen Zeit geschah, von Anatolien oder Syrien ganz zu schweigen! Damals war jeder Römer glücklich und zufrieden. Erst als sich machthungrige und ehrgeizige Männer über allgemeingültige Maßstäbe hinwegsetzten — >wir müssen Campania unter unsere Herrschaft stellen, müssen Gewalt über Etruria haben, jeder Italiener muß Römer werden, und alle Straßen müssen nach Rom führen!< —, erst da begann sich alles zu verändern. Der Wurm begann zu nagen; genügend Geld war jetzt nicht mehr genug, und Macht berauschte die Sinne nachhaltiger als Wein. Bedenkt nur, wie viele Staatsbegräbnisse wir heutzutage miterleben müssen, und erinnert euch, wie selten der Staat früher sein kostbares Geld für Begräbnisse von Männern ausgab, die sehr wohl selbst dafür aufkommen konnten. Manchmal scheint mir, wir haben ein Staatsbegräbnis pro nundinis! Ich war Stadtquästor, und mir ist bekannt, wieviel öffentliche Gelder für Nebensächlichkeiten wie Begräbnisse und Feste vergeudet werden! Warum sollte der Staat zu öffentlichen Banketten beitragen, nur damit die unterste Bürgerklasse sich mit Aalen und Austern vollstopfen und die Reste mit nach Hause tragen kann? Ich will euch sagen, warum! Damit sich irgendein ehrgeiziger Kerl auf diese Weise das Amt des Konsuls kaufen kann. >Aber<, so wird der Betreffende einwenden, >aber die Unterschicht kann mir doch gar keine Stimmen geben! Ich bin römischer Patriot, ich bereite lediglich denjenigen gern eine Freude, die sich Vergnügungen selbst nicht leisten können!< Nein, die Unterschicht kann diesem Mann keine Stimmen geben! Aber all die Händler, die für die Speisen und Getränke bei Banketten sorgen, können es, und sie tun es auch! Erinnert euch an Gaius Caesars Blumen,

Weitere Kostenlose Bücher