MoR 04 - Caesars Frauen
streuen.«
In diesem Augenblick betraten Balbus und Burgundus das Gastzimmer. Pompeius begrüßte den Bankier aus Gades voller Freude, während Caesar sich dem erschöpft wirkenden Burgundus zuwandte. Seine Mutter hätte ihm Rücksichtslosigkeit vorgeworfen, weil er von einem Mann in Burgundus’ Alter gefordert hatte, sich zwölf Tage lang je zwölf Stunden am Ruder abzuplagen.
»Ich muß jetzt gehen«, sagte Pompeius schließlich.
Caesar begleitete ihn zur Tür des Gasthofes. »Verhalte dich unauffällig und tu so, als kämpftest du noch immer an einsamer Front.«
»Crassus wird es nicht gefallen, daß du nach mir geschickt hast.«
»Wahrscheinlich weiß er nicht einmal davon. War er auch im Senat?«
»Nein«, antwortete Pompeius grinsend. »Er sagt, es sei seiner Gesundheit nicht zuträglich. Wenn er Cato anhören muß, bekommt er Kopfschmerzen.«
Als der Senat am vierten Tag des Juni eine Stunde nach Sonnenaufgang zusammenkam, bat Marcus Crassus um das Wort. Lucius Afranius nahm Caesars Antrag, in absentia für das Amt des Konsuls zu kandidieren, wohlwollend entgegen.
»Es handelt sich um ein durchaus sinnvolles Anliegen Caesars«, sagte Crassus am Ende seiner wortgewandten Rede, »dem dieses Haus stattgeben sollte. Jeder einzelne von euch weiß nur zu gut, daß es auf Unregelmäßigkeiten bei der Verwaltung seiner Provinz keinerlei Hinweis gibt; Unregelmäßigkeiten aber waren der Anlaß für Marcus Ciceros Gesetzgebung. Ich spreche hier von einem Mann, der stets und in jeder Hinsicht korrekt gehandelt hat. Er hat sogar ein heftig umstrittenes Problem, unter dem Hispania Ulterior seit Jahren litt, gelöst: Gaius Caesar hat die beste und gerechteste Schuldengesetzgebung eingeführt, die mir bekannt ist, und nicht ein einziger — weder Schuldner noch Gläubiger — hat sich bislang beklagt.«
»Wie sonderbar, daß dich das überrascht, Marcus Crassus«, sagte Bibulus gedehnt. »Wenn jemand weiß, wie man mit Schulden umzugehen hat, dann Gaius Caesar. Vermutlich hat er selbst in Spanien Schulden gemacht.«
»Das solltest du ihn einmal selber fragen, Marcus Bibulus«, entgegnete Crassus in seiner gleichmütigen Art. »Sollte es dir je gelingen, zum Konsul gewählt zu werden, wärest du aufgrund all der Bestechungsgelder, die du den Wählern zahlen müßtest, bis über beide Ohren verschuldet.« Er räusperte sich und wartete auf eine Gegenbemerkung; da diese ausblieb, fuhr er fort: »Ich wiederhole noch einmal, es handelt sich um ein durchaus sinnvolles Anliegen, das dieses Haus Caesar gewähren sollte.«
Afranius erkundigte sich, ob weitere Redner das Wort ergreifen wollten, doch alle gaben zu erkennen, daß sie mit Crassus einer Meinung waren. Schließlich erhob sich Metellus Nepos.
»Weshalb«, fragte er, »sollte dieses Haus einem allseits bekannten Homosexuellen einen Gefallen erweisen? Habt ihr denn alle hier vergessen, auf welche Weise unser glänzender Gaius Caesar seine Unschuld verloren hat? Mit dem Gesicht nach unten auf einer Couch in dem Palast des Königs Nicomedes, den königlichen Penis bis zum Ansatz zwischen seinen Hinterbacken! Tut, was ihr wollt, versammelte Väter, doch wenn ihr einem Schwulen wie Gaius Caesar das Privileg gewähren wollt, Konsul zu werden, ohne sein hübsches Gesicht in Rom zu präsentieren, dann mache ich nicht mit! Ich denke nicht daran, einem Mann mit erweitertem Anus besondere Gefälligkeiten zu erweisen!«
Vollständige Stille erfüllte den Raum, niemand wagte einen Atemzug zu tun.
»Nimm das sofort zurück, Quintus Nepos!« herrschte Afranius ihn an.
»Schieb’s dir den eigenen Arsch hinauf, Sohn des Aulus!« rief Nepos und verließ mit großen Schritten die Curia Hostilia.
»Schreiber, ihr werdet Quintus Nepos’ Äußerungen streichen«, gab Afranius Anweisung, rot vor Zorn über die Beleidigungen, die Nepos ihm ins Gesicht geschleudert hatte. »Es ist mir nicht entgangen, daß sich die Umgangsformen der römischen Senatsmitglieder merklich verschlechtert haben im Laufe all der Jahre, die ich nun einer einst ehrwürdigen und angesehenen Institution angehöre. Hiermit erteile ich Quintus Nepos das Verbot, an den Senatsversammlungen teilzunehmen, solange ich die Geschäfte führe. Möchte noch jemand das Wort ergreifen?«
»Ja, ich, Lucius Afranius«, sagte Cato.
»Dann sprich, Marcus Porcius Cato.«
Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis Cato die notwendigen Vorkehrungen für seine Rede getroffen hatte; er trat von einem Fuß auf den anderen,
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