MoR 04 - Caesars Frauen
unserem Clodius zu Tode ängstigt. Clodius ist eine Naturgewalt, nicht wirklich verrückt, doch auch nicht ganz normal. Trotzdem ist Herennius im Unrecht, wenn er die Volksversammlung für seine Zwecke nutzt. Ein Patrizier kann nur durch Adoption Plebejer werden.«
Minicius betrat geschäftig den Raum, um das Geschirr abzutragen, und es entstand eine Gesprächspause, die Caesar nicht ganz unwillkommen war, weil er auf diese Weise zum eigentlichen Thema überwechseln konnte.
»Zögert denn der Senat die Sache mit den Steuerpächtern immer noch hinaus?« fragte er.
»Dank Cato wohl endgültig. Aber sobald Celer seine Wahlkabine schließt, werde ich meinen Volkstribun Flavius mit dem Gesetzentwurf zur Landversorgung meiner Veteranen zur Plebejischen Versammlung schicken. Mit einem verwässerten Gesetzentwurf allerdings, was ich diesem Narr Cicero zu verdanken habe! Nicht nur, daß es ihm gelungen ist, jeden ager publicus, der älter ist als das Tribunal des Tiberius Gracchus, daraus zu streichen, nein, er verlangt auch noch, daß Sullas Veteranen — genau dieselben, die sich mit Catilina verbündet haben! — in ihrer Landzuweisung bestätigt werden und daß man Volaterrae und Arretium gestattet, ihr Gemeinland zu behalten. Der größte Teil des Landes für meine Veteranen wird deshalb gekauft werden müssen, und das Geld dafür soll aus den erhöhten Abgaben der östlichen Provinzen kommen — was meinen Ex-Schwager Nepos auf eine glänzende Idee brachte! Er schlug vor, ganz Italien von allen Hafenzöllen sowie Steuern zu befreien, und der Senat war begeistert. Nepos brachte einen Senatsbeschluß durch und verabschiedete sein Gesetz in der Volksversammlung.«
»Schlau!« sagte Caesar anerkennend. »Das heißt, die Staatseinkünfte aus Italia beschränken sich nunmehr auf lediglich zwei Posten: auf fünf Prozent Steuern, die auf die Freilassung aus der Sklaverei gezahlt werden, und auf die Pachtgelder aus dem Gemeinland.«
»Verschafft mir ein glänzendes Ansehen, nicht wahr? Zieht man den Verlust der Hafeneinnahmen und des an meine Veteranen überschriebenen Gemeinbesitzes sowie die Ausgaben für den Erwerb zusätzlichen Landes in Betracht, so wird das Schatzamt letztendlich keinen Sesterz aus meiner Arbeit zu Gesicht bekommen.«
»Weißt du, Magnus«, sagte Caesar bitter, »ich gebe die Hoffnung nicht auf, daß diesen trefflichen Männern irgendwann einmal das Vaterland wichtiger sein wird als die Rachegelüste gegenüber Feinden. Jeder politische Kunstgriff richtet sich zur Zeit gegen ein Individuum oder dient dem Schutz der Privilegien einzelner, anstatt dem Wohle Roms und seiner Gebiete. Du hast dich nach Kräften bemüht, Roms Machtbereich zu erweitern und seinen Staatssäckel aufzufüllen. Und sie bemühen sich nach Kräften, dich in deine Schranken zu weisen — auf Kosten des armen Rom. In deinem Brief hast du geschrieben, daß du mich brauchst. Hier bin ich — und stehe zu deiner Verfügung.«
»Minicius!« brüllte Pompeius.
»Ja, Gnaeus Pompeius?« fragte der Gastwirt, der beflissen herbeigeeilt kam.
»Bring uns Schreibzeug.«
»Ich halte es für sinnvoller«, meinte Caesar beiläufig, nachdem er seinen kurzen Brief geschrieben hatte, »daß Marcus Crassus meinen Antrag, in absentia für das Amt des Konsuls zu kandidieren, übergibt. Ich werde ihm das Schreiben durch einen Boten zukommen lassen.«
»Weshalb soll ich den Antrag denn nicht einreichen?« fragte Pompeius verärgert, weil Caesar Crassus den Vorzug gab.
»Ich möchte bei den boni nicht den Eindruck erwecken, daß es zwischen uns beiden irgendeine Form der Übereinkunft gibt«, entgegnete Caesar geduldig. »Du hast sie bereits dadurch verblüfft, daß du den Senat blitzartig verlassen und verkündet hast, du werdest mich auf dem Marsfeld willkommen heißen. Unterschätz sie nicht, Magnus. Sie können sehr wohl ein Radieschen von einem Rubin unterscheiden. Unser Bündnis sollten wir tunlichst eine Zeitlang für uns behalten.«
»Nun gut, das sehe ich ein«, sagte Pompeius besänftigt. »Ich will nur nicht, daß du dich Crassus gegenüber mehr verpflichtet fühlst als mir. Es ist mir einerlei, wenn du ihn bei den Steuerpächtern oder den Bestechungsgesetzen gegen die Ritter unterstützen willst; doch weitaus wichtiger sind das Land für meine Soldaten und die Genehmigung für meine Besiedlung des Ostens.«
»Das sehe ich genau wie du«, sagte Caesar gelassen. »Schick Flavius zur Plebs, Magnus. Das wird ein wenig Sand in viele Augen
Weitere Kostenlose Bücher