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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Leidensgeschichten und trug eine feierliche und ernste Miene zur Schau, wenn hehre und ernste Themen angeschnitten wurden; doch niemals wirkte er gelangweilt oder desinteressiert, sondern war immer darauf bedacht, der falschen Person nur ja nie das Falsche zu sagen. Er schüttelte so viele Hände, daß er seine eigene Rechte jeden Abend in kaltem Wasser kühlen mußte.
    Diejenigen seiner Freunde, die bekannt für ihre rhetorischen Fähigkeiten waren, überredete er dazu, die Rostra oder Castors Rednertribüne zu besteigen; sie hatten die Besucher des Forums darüber aufzuklären, welch ein Wunderknabe, was für eine Stütze der Gesellschaft ihr Kandidat sei, und wie viele Generationen von imagines aus seinem Atrium hervorgegangen waren — und was für ein trostloser, verwerflicher, unehrenhafter, korrupter, unpatriotischer, schändlicher, sodomitischer, Kinder verführender, verderbter, fischfressender, fauler, gefräßiger, trunksüchtiger Haufen seine Gegner indessen seien.
    Der Kandidat versprach jedem alles, ganz gleich, wie unmöglich es scheinen mochte, diese Versprechungen wahrzumachen.
    Andererseits gab es zahlreiche Gesetze zur Beschränkung der Kandidaten: Sie durften weder jenen unerläßlichen nomenclator anstellen noch Gladiatorenspiele veranstalten; lediglich engste Freunde und Verwandte durften bewirtet werden; Geschenke waren verboten — und selbstverständlich war es untersagt, Bestechungsgelder zu bezahlen. Einige Verbote (der nomenclator beispielsweise) wurden einfach ignoriert; auf Darbietungen wie die Gladiatorenspiele und Bankette verzichtete man nun, wobei das Geld, das man normalerweise für sie ausgegeben hätte, jetzt für Bestechungen verwendet wurde.
    Das Interessante dabei war, daß ein Römer, ließ er sich einmal kaufen, dies für alle Zeiten tat. Es war eine gewisse Ehre damit verbunden, und ein Mann, von dem man wußte, daß er sein Bestechungsgeld zurückgewiesen hatte, wurde allgemein gemieden. Kaum jemand, der sozial niedriger stand als die Achtzehn, war unempfänglich für Bestechungen, denn diese garantierten eine ansehnliche Summe des dringend benötigten Bargelds. Nutznießer waren hauptsächlich Männer der ersten, seltener der zweiten Klasse. Die dritte, vierte oder fünfte Klasse waren das Bestechungsgeld nicht wert, da man sie selten dazu aufforderte, in den Zenturiatswahlen ihre Stimme abzugeben. Ein Mann, der aus jeder dieser Wahlen siegreich hervorzugehen pflegte, hatte es nicht nötig, die zweite Klasse zu bestechen, so wichtig waren die Zenturien den Wählern der ersten Klasse — sie waren gleichzeitig auch am wohlhabendsten, da die Zenturien nach Vermögensabstufungen ausgerichtet waren.
    Tribuswahlen mit Hilfe von Bestechungen zu beeinflussen, war schon schwieriger, doch nicht unmöglich. Kein Kandidat für das Amt des Ädils oder Volkstribuns gab sich damit ab, die Bürger der vier großen Stadttribus zu bestechen; statt dessen richtete er sein Augenmerk auf die ländlichen Tribus, von denen sich nur wenige Mitglieder zur Wahlzeit in Rom aufhielten.
    Wieviel der einzelne an Bestechungsgeldern offerierte, lag an ihm selbst. Denkbar waren ebenso tausend Sesterzen für jeden einzelnen einer Gruppe von zweitausend Wählern wie fünfzigtausend für jeden einzelnen von vierzig Wählern mit genügend Einfluß, die ihrerseits Scharen von weiteren Wählern manipulierten. Klienten waren eigentlich dazu verpflichtet, für ihre Schutzherren zu stimmen, doch auch hier erwies sich oft ein kleines Geldgeschenk als dienlich. Eine Summe von zwei Millionen Sesterzen war das Maximum dessen, was ein ausnehmend reicher Mann als Bestechungsgeld in Erwägung zog; manche Wahlen waren aber auch berüchtigt für ihre knauserigen Geldgeber und wurden von denjenigen, die Bestechungsgelder erwarteten, scharf kritisiert.
    Die Gelder wurden in der Regel am Tag vor der Stimmabgabe ausbezahlt. Doch die meisten Kandidaten, die große Bestechungssummen aufgewendet hatten, sorgten dafür, daß ihre Wahlhelfer sich so nah wie möglich an den Wahlkörben aufhielten, um kontrollieren zu können, was der Wähler auf seine Wahltafel geschrieben hatte. Es bestand natürlich immer die Gefahr, die falsche Person zu bestechen. Cato zum Beispiel war bekannt dafür, zahlreiche Männer aufzutreiben, die bereit waren, Bestechungsgelder anzunehmen; anschließend benutzte er sie dann als Zeugen in einem Bestechungsprozeß. Das war nicht einmal unehrenhaft, da der Bestochene seine Stimme wie besprochen abgab.

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