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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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keinen Legatenposten angeboten; es gab kein freundschaftliches Verhältnis zwischen ihnen beiden. Hatten sich die Metellus-Brüder etwa verpflichtet, als Preis für den Aufstieg in die höheren Schichten sämtliche Feinde der boni auch zu den ihren zu machen? Höchst unwahrscheinlich angesichts der Macht, die sie besaßen. Sie hatten es nicht nötig, die boni zu umwerben, eher müßten diese auf den Knien angekrochen kommen.
    Als äußerst verwirrend empfand er Nepos’ unflätige Attacke im Senat; sie war ein Zeichen ungeheuren Grolls, einer ganz persönlichen Fehde. Doch was lag ihr zugrunde? Hatten sie ihn etwa schon gehaßt, als sie zwei Jahre zuvor so gut mit ihm zusammengearbeitet hatten? Ganz sicher nicht. Caesar war nicht Pompeius, der in ständiger Unsicherheit und Sorge lebte, ob er geschätzt oder verachtet wurde. Sein Menschenverstand sagte ihm, daß diese Fehde vor zwei Jahren noch nicht in der Welt gewesen war. Doch warum hatten es die Metellus-Brüder dann darauf angelegt, ihn zu vernichten? Warum? Mucia Tertia? Ja, bei den Göttern, das mußte es sein! Was mochte sie ihren Halbbrüdern nur erzählt haben, um ihre Lebensweise während Pompeius’ Abwesenheit zu rechtfertigen? Denn daß sie ihren edlen Körper einem Mann wie Titus Labienus hingegeben hatte, hätten die beiden einfluchreichsten Caecilii Metelli niemals gebilligt; doch hatten sie ihr nicht nur verziehen, sie hatten sie sogar gegen Pompeius verteidigt. Hatte sie etwa die Schuld auf Caesar abgewälzt, den sie schon kannte, als sie damals, vor sechsundzwanzig Jahren, den jungen Marius geheiratet hatte? Hatte sie ihnen erzählt, er, Caesar, sei in Wahrheit ihr Verführer gewesen? Irgendwo mußte das Gerücht doch seinen Ursprung haben. Gab es dafür eine bessere Quelle als Mucia Tertia? Nun gut, dann waren die Metellus-Brüder von jetzt an eben seine erbitterten Feinde. Bibulus, Cato, Gaius Piso, Ahenobarbus und eine ganze Reihe unbedeutenderer boni würden vor keiner Maßnahme — mit Ausnahme von Mord — zurückschrecken, um ihn zu Fall zu bringen. Blieb nur noch Cicero. Es gab so viele Männer auf der Welt, die sich um jede Entscheidung drückten, mal mit diesem Grüppchen liebäugelten, mal jenem schmeichelten und infolgedessen keine Verbündeten und kaum Freunde hatten. Zu diesen Männern gehörte Cicero. Wo Cicero augenblicklich stand, das ließ sich nur vermuten; wahrscheinlich wußte er es selbst nicht. Gerade noch verehrte er seinen Busenfreund Pompeius, kurz darauf war er schon wieder voll des Hasses gegen alles, was mit diesem zu tun hatte oder wofür er eintrat. Hatte da Caesar, der mit Crassus befreundet war, überhaupt eine Chance? Tja, Caesar, auf Cicero brauchst du deine Hoffnung nicht zu setzen...
    Das Vernünftigste würde sein, ein politisches Bündnis mit Lucius Lucceius zu schließen. Caesar kannte ihn gut, da sie häufig im Gericht zusammengearbeitet hatten, wobei Caesar meist Vorsitzender Richter gewesen war. Ein brillanter Advokat, ein glänzender Redner und ein kluger Kopf, der ein höheres gesellschaftliches Ansehen für sich und seine Familie wohl verdient hatte. Lucceius und Pompeius konnten es sich leisten, Bestechungsgelder zu bezahlen, und würden es zweifellos auch tun. Doch ob sie Erfolg damit hätten? Je länger Caesar darüber nachdachte, desto mehr schwand seine Zuversicht. Wenn nur Pompeius im Senat und bei den Achtzehn Männer hinter sich hätte, die ihn unterstützten! Im Grunde erstaunlich, daß dem nicht so war, doch zurückzuführen auf Pompeius’ alte Verachtung gegenüber dem Gesetz und Roms ungeschriebener Verfassung. Er hatte den Senat gezwungen, ihn als Konsul kandidieren zu lassen, ohne je Senator gewesen zu sein. Das hatten sie ihm nie verziehen, keiner der Senatoren aus jenen Tagen, die erst ein Jahrzehnt zurücklagen. Die einzigen loyalen Anhänger, die Pompeius im Senat hatte, waren Landsleute aus Picenum wie Petreius, Afranius, Gabinius, Lollius, Labienus, Lucceius und Herennius, Männer, die keine bedeutende Rolle spielten. Kein Hinterbänkler — es sei denn einer aus Picenum — würde ihm seine Stimme geben. Mit Geld ließen sich zwar Stimmen kaufen, aber Pompeius und Lucceius würden an den Strategien der Verteilung von Bestechungsgeldern scheitern.
    Die boni andererseits würden bestechen. O ja, ohne Frage. Und da Cato die Bestechung akzeptieren würde, gäbe es keine Chance, sie zu enthüllen, es sei denn, Caesar bediente sich der gleichen Techniken wie Cato. Das aber stand für

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