MoR 04 - Caesars Frauen
Dummkopf! Du hast deinen Triumphzug aufgegeben, und wofür? Bibulus wird dafür sorgen, daß dir die Hände gebunden sind, das schwöre ich! Du hättest bis zum nächsten Jahr warten sollen.«
»Bis dahin gäbe es kein Rom mehr, würde man Bibulus frei schalten und walten lassen. Nein — würde man Bibulus nichts tun, dafür jedoch alles verbieten lassen. So stimmt es eher!«
»Er wird mit dir als Erstem Konsul nicht weniger verbieten.«
»Das soll er nur versuchen.«
Caesar wandte sich ab, legte seinen Arm um Crassus’ Schulter und schritt mit ihm in eine aufgewühlte Menschenmenge, die ebenso betrübt war über den Verlust von Caesars Triumphzug wie außer sich vor Freude über sein Erscheinen in der Stadt.
Für einen Augenblick beobachtete Celer diesen herzlichen Empfang, dann machte er eine schroffe Geste zu seinen Dienern hin. »Die Wahlkabine ist geschlossen«, sagte er und stand auf. »Liktoren, auf zum Haus von Marcus Calpurnius Bibulus — und beeilt euch ausnahmsweise einmal!«
Da es die Nonen waren und deshalb keine Senatssitzung stattfand, war Bibulus zu Hause, als Celer bei ihm eintraf.
»Rate, wer eben seine Kandidatur abgegeben hat?« sagte er zähneknirschend, als er Bibulus’ Arbeitszimmer betrat.
Das hagere, fahl wirkende Gesicht seines Gegenübers wurde noch bleicher. »Das ist doch nicht dein Ernst!«
»Es ist mein voller Ernst«, sagte Celer und ließ sich auf einen Stuhl fallen, wobei er Metellus Scipio mit einem unfreundlichen Blick bedachte. Was hatte dieser trübsinnige Kerl hier verloren?
»Caesar hat die Stadtgrenze überschritten und seine Amtsgewalt niedergelegt.«
»Aber er sollte doch triumphieren!«
»Ich habe ja vorausgesagt«, entgegnete Metellus Scipio, »daß er gewinnen würde. Und wißt ihr auch, warum er stets gewinnt? Weil er nicht ständig innehält, um Vor- und Nachteile abzuwägen. Er denkt anders als wir. Keiner von uns hätte seinen Triumph für das Amt des Konsuls aufgegeben, um das man sich schließlich jedes Jahr neu bewerben kann.«
»Der Mann ist doch verrückt«, kam es finster von Celer.
»Äußerst verrückt oder äußerst gescheit, da bin ich mir nicht sicher«, sagte Bibulus und klatschte in die Hände. Als der Diener erschien, gab er den Befehl: »Schicke nach Marcus Cato, Gaius Piso und Lucius Ahenobarbus.«
»Berufst du den Kriegsrat ein?« fragte Metellus Scipio und seufzte niedergeschlagen, als stehe schon die nächste verlorene Sache ins Haus.
»Ja, ja! Doch ich warne dich, Scipio. Kein Wort davon, daß Caesar stets gewinnt! Wir brauchen keinen Unheilspropheten in unserer Mitte; denn wenn es darum geht, Unheil vorauszusagen, dann überbietest du Kassandra noch.«
»Danke, Tiresias!« sagte Metellus Scipio hölzern. »Ich bin ja keine Frau!«
»Er war es schon, für eine Weile«, kicherte Celer. »Und blind war er auch! Hast du in letzter Zeit einmal kopulierende Schlangen beobachtet, Scipio?«
Als Caesar das Domus Publica betrat, war es schon Nachmittag. Man hatte ihn auf seinem Weg oft aufgehalten, denn die Menschen waren in Scharen zum Forum gekommen, um ihn zu sehen; zudem hatte er auf Balbus Rücksicht nehmen müssen, dem er gern ungeteilte Aufmerksamkeit schenken und den er jedem bekannten Mann, dem sie begegneten, vorstellen wollte.
Dann dauerte es eine Weile, bis Balbus gut in einer der Gästesuiten im oberen Stockwerk des Hauses untergebracht war, und noch ein wenig länger, bis Caesar seine Mutter, seine Tochter und die Vestalinnen begrüßt hatte. Endlich, kurz vor dem Abendessen, gelang es ihm, die Tür seines Arbeitszimmers vor der Welt zu verschließen und zu sich selbst zu kommen.
Der Triumphzug war schon Vergangenheit für ihn, darüber länger nachzudenken wäre Zeitverschwendung. Jetzt war es wichtiger, die nächsten Schritte zu bedenken, die eigenen, doch auch die der boni. Es war ihm nicht entgangen, daß Celer das Forum eilig verlassen hatte; das konnte nur bedeuten, daß die boni umgehend einen Kriegsrat einberufen hatten. Schade um Celer und Nepos, die einst seine treuen Verbündeten gewesen waren! Warum bekämpften sie ihn jetzt so erbittert? Pompeius war schließlich ihre erklärte Zielscheibe; auch gab es keinen Grund für eine Annahme, daß Caesar sich zu dessen Marionette machen lassen würde, wenn er erst Konsul wäre. Zugegeben, er hatte sich im Senat stets für Pompeius eingesetzt, doch waren sie weder vertraut miteinander noch blutsverwandt. Pompeius hatte Caesar während der Eroberung des Ostens
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