Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
Es wird uns nie gelingen, ihn nach Rom zurückzuholen, sein Schicksal dient allen zukünftigen Volkstribunen als Warnung: Sie sehen, was geschehen kann, wenn sich ein Volkstribun den boni zu sehr widersetzt. Celer hat Lucius Flavius in die Knie gezwungen, weshalb dein Gesetz zur Landreform scheitern mußte, bevor es überhaupt zur Abstimmung kam. Du hattest es auf die gewohnt Art versucht. Doch heutzutage lassen sich die boni nichts mehr vormachen. Von jetzt an, Magnus, zählt nur noch rohe Gewalt. Und drei Männer sind nun einmal stärker als zwei. Verbündet können wir uns gegenseitig Vorteile verschaffen, und mit mir als Erstem Konsul haben wir den mächtigsten Gesetzgeber der Republik in unserer Mitte. Unterschätze nicht die Befugnisse eines Konsuls, nur weil er für gewöhnlich nicht als Gesetzgeber agiert. Ich habe vor, gesetzgebender Konsul zu werden, und weiß schon einen guten Mann für den Posten meines Volkstribuns — Publius Vatinius.«
    Den Blick fest auf Pompeius’ Gesicht gerichtet, machte Caesar eine Pause, um den Erfolg seiner Argumente einzuschätzen. Ja, doch, seine Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Pompeius war bei all seiner Sucht, geliebt zu werden, kein Dummkopf.
    »Bedenke nur, wie lange du und Crassus vergeblich gekämpft habt. Hat Crassus es nach annähernd einem Jahr erreicht, daß seine asiatischen Steuerverträge geändert werden? Nein. Hat man nach anderthalb Jahren deine Besiedelung des Ostens genehmigt oder dir Land für deine Veteranen zuerkannt? Nein. Beide habt ihr mit ganzer Kraft versucht, den boni-Berg zu versetzen, und seid beide gescheitert. Gemeinsam hättet ihr vielleicht Erfolg gehabt. Doch wenn Pompeius Magnus, Marcus Crassus und Gaius Caesar sich verbünden, dann können sie die Welt verändern.«
    »Ich gebe zu, da hast du recht«, sagte Pompeius schroff. »Es setzt mich immer wieder in Erstaunen, wie sehr du in der Lage bist, die Dinge zu durchschauen, Caesar. Schon damals, als ich noch der Meinung war, Philippus würde für mich das erreichen, was ich wollte, warst du es dann, dem es gelang. Bist du Politiker, Mathematiker oder Magier?«
    »Ich habe einen sehr guten Menschenverstand«, lachte Caesar.
    »Dann laß uns jetzt mit Crassus sprechen.«
    »Nein, ich spreche mit Crassus«, sagte Caesar freundlich. »Nach der Tracht Prügel, die wir heute im Senat bezogen haben, wird es niemanden überraschen, daß wir gemeinsam unsere Sorgen ertränken. Doch als Verbündete kennt man uns nicht, und dabei sollte es auch bleiben. Marcus Crassus und ich hingegen sind seit vielen Jahren Freunde, und niemand wird sich daran stören, wenn ich mit ihm ein Bündnis schließe. Nicht mal die boni werden sonderlich beunruhigt sein. Von jetzt an bis zum Ende dieses Jahres ist deine Teilnahme an unserem Triumvirat — das Wort gefällt mir! — ein Geheimnis, das nur uns dreien bekannt ist. Die boni sollen denken, sie hätten schon gesiegt.«
    »Ich hoffe, daß ich mich beherrschen kann, wenn ich ab jetzt mit Crassus verkehren soll«, seufzte Pompeius.
    »Du mußt gar nicht wirklich mit ihm verkehren, Magnus. Das ist der Vorteil, wenn sich drei zusammentun. Ich bin das Bindeglied zwischen dir und Crassus; ihr braucht euch gar nicht allzuoft zu sehen. Ihr seid keine Konsulatskollegen, ihr seid privati.«
    »Nun schön, wir alle wissen, was ich will. Wir wissen auch, was Crassus will. Doch was erhoffst du dir von diesem Triumvirat, Caesar?«
    »Das italische Gallien und Illyricum.«
    »Afranius hat heute erst erfahren, daß seine Amtszeit dort verlängert worden ist.«
    »Sie wird nicht verlängert werden, Magnus, soviel steht fest.«
    »Er ist mein Klient!«
    »Und spielt die zweite Geige neben Celer.«
    Pompeius runzelte die Stirn. »Das italische Gallien und Illyricum für ein Jahr?«
    »Oh, nein. Für fünf Jahre.«
    Die lebhaften blauen Augen wandten sich plötzlich ab; der Löwe, der sich wohlig in der Sonne geräkelt hatte, sah eine Wolke aufziehen. »Worauf willst du hinaus?«
    »Auf ein Oberkommando, Magnus. Gönnst du es mir nicht?«
    Das wenige, was Pompeius über Caesar wußte, war blitzschnell aufgezählt: vor Jahren irgendeine Schlacht in der Nähe von Trallis, die Bürgerkrone für Tapferkeit, eine gute, wenn auch ruhige Amtszeit als Quästor, ein brillanter Feldzug im nordwestlichen Iberia, der soeben abgeschlossen war — aber nichts Herausragendes! Und wohin würde Caesar jetzt wohl ziehen? In das Danubiusbecken vermutlich. Nach Dacia? Moesia? Ins Land der Roxolani?

Weitere Kostenlose Bücher