MoR 04 - Caesars Frauen
Dienst in einer der Provinzen aufnehmen — nach meiner Zeit als Konsul, denn ich werde Konsul! —, dann werde ich gehorchen. Doch warum kann es nicht ein Dienst zum Wohle aller sein? Warum kein stiller Dienst im Hintergrund? Ein notwendiger Dienst, der sich uns einprägt, weil er fachkundig geleistet wurde, und nicht, weil er durch eine Vielzahl von Triumphwagen beeindruckt! Aus diesem Grunde bitte ich das Haus, den Konsuln des nächsten Jahres ein Jahr Statthaltertätigkeit zuzuteilen, in dem sie für die Inspektion und Kennzeichnung der öffentlichen Straßen, Wege und Pfade Italias zuständig sind. Ich kann Publius Servilius’ vernichtete Weinstöcke nicht zu neuem Leben erwecken, noch kann ich hoffen, seine Wut damit zu stillen. Doch wenn ich alle hier Anwesenden zu der Einsicht bewegen könnte, daß Statthaltertätigkeit auch anderes bedeuten kann als Kriegsführung in fremden Ländern, dann werde ich auf bescheidene Weise meinen Freund, den Ritter Publius Servilius, entschädigt haben.«
Bibulus hielt inne, setzte sich aber nicht, weil er ganz offensichtlich noch etwas hinzuzufügen hatte. »Ich habe den Senat niemals um große Gefallen gebeten, seit ich Senator bin. Gewährt mir diese eine Gunst, und es wird meine letzte Bitte sein. Ihr habt darauf das Wort eines Calpurnius Bibulus.«
Die Senatoren applaudierten lange und enthusiastisch; auch Caesars Beifall war aufrichtig, obgleich er weniger Bibulus’ Vorschlag galt. Doch seine Rede war ein Meisterstück gewesen. Welch wirkungsvolle Strategie, freiwillig ein mühevolles, undankbares Amt zu übernehmen und jeden Gegner damit zu beschämen, anstatt bereits im voraus eine Provinz abzulehnen.
Pompeius saß noch immer wie ein Häufchen Elend da; er spürte, wie die Augen vieler Senatoren auf ihn gerichtet waren, verwundert darüber, daß ein vermögender und mächtiger Mann wie Pompeius dem armen Ritter Publius Servilius so grausam hatte mitspielen können. Schließlich war es Lucius Lucceius, der lautstark und energisch gegen eine Aufgabe protestierte, die so lächerlich sei, daß die Zensoren besser daran täten, sie an professionelle Inspektoren zu vergeben. Auch andere Redner ergriffen noch das Wort, die jedoch alle Bibulus’ Vorschlag rühmten.
»Gaius Julius Caesar, du bist ein sehr begünstigter Kandidat bei diesen Wahlen«, sagte Celer süßlich. »Hast du irgend etwas hinzuzufügen, bevor ich zur Abstimmung aufrufe?«
»Nicht ein Wort, Quintus Caecilius«, sagte Caesar lächelnd und nahm damit den boni den Wind aus den Segeln. Der Antrag, den Konsuln des nächsten Jahres die Wege und Pfade von Italias Wäldern und Weideland anzuvertrauen, wurde begeistert angenommen. Sogar Caesar stimmte dafür, ganz offensichtlich sehr zufrieden. Was führte er im Schilde? Warum war er nicht mit Gebrüll aus seinem Käfig ausgebrochen?
»Komm, Magnus, laß den Kopf nicht hängen«, sagte Caesar zu Pompeius, der noch im Senat zurückgeblieben war, nachdem die Menge sich entfernt hatte.
»Noch nie hat jemand mir von diesem Publius Servilius berichtet!« rief er. »Wart nur, bis ich meine Aufseher zu fassen kriege!«
»Magnus, Magnus, sei doch nicht albern! Es gibt keinen Publius Servilius! Bibulus hat ihn erfunden.«
Pompeius stutzte, und seine Augen wurden rund wie sein Gesicht. »Hatihn erfunden ?«brüllte er. »Jetzt habe ich aber endgültig genug! Ich werde diesen Schlappschwanz umbringen!«
»Du wirst nichts dergleichen tun«, sagte Caesar. »Laß uns zu mir nach Hause gehen und einen Becher Wein trinken, von dem ein Publius Servilius nur träumen kann. Erinnere mich doch daran, daß ich König Phraates von Parthien eine Mitteilung über meinen Wein zusende. Ich glaube, er würde ihm munden. Die Weinerzeugung ist wahrscheinlich eine weniger zermürbende Art, Geld zu verdienen, als Roms Provinzen zu regieren — oder seine Warenwege zu inspizieren.«
Caesars heitere Art hob Pompeius’ Stimmung im Nu; er lachte, drückte Caesars Arm und machte sich mit ihm auf den Weg.
»Ich denke, es ist Zeit, daß wir uns unterhalten«, sagte Caesar, als er Erfrischungen reichte.
»Ich habe mich auch schon gefragt, wann wir beide uns endlich einmal unter vier Augen sehen.«
»Das Domus Publica ist ein prachtvolles Haus, doch es hat seine Nachteile. Jedermann kann es sehen — und beobachten —, wer ein und aus geht. Das gleiche gilt für dein Haus; du bist so bekannt, daß ständig Reisende und Spione davor auf der Lauer liegen.« Ein verschmitztes Lächeln
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