MoR 04 - Caesars Frauen
Ja, das wäre ein großartiger Feldzug, doch nicht vergleichbar mit seiner Eroberung des Ostens. Gnaeus Pompeius Magnus hatte gegen Könige gekämpft, die ernstzunehmende Gegner waren, nicht gegen tätowierte Barbaren in Kriegsbemalung. Gnaeus Pompeius Magnus war an der Spitze von Armeen marschiert, seit er zweiundzwanzig war. Worin bestand da die Gefahr? Er sah keine.
Der Löwe entspannte sich; Pompeius lächelte über das ganze Gesicht.
»Doch, Caesar, doch, ich gönne es dir sogar sehr. Ich wünsche dir viel Glück.«
Gaius Julius Caesar ging an den Ständen, die die primitiven Büsten von Pompeius dem Großen ausstellten, vorbei, überquerte den Macellum Cuppedinis und stieg fünf enge Treppen hinauf, um Marcus Crassus zu besuchen, der heute, wie so oft in letzter Zeit, nicht im Senat gewesen war. Man hatte Crassus’ Stolz verletzt, und sein Dilemma war noch immer ungelöst. Trotz seiner Macht und seines Einflusses sah er sich außerstande, in einer Sache seinen Willen durchzusetzen, die im Grunde eine Bagatelle war. Seine Stellung als hellster und größter Stern am römischen Geschäftshimmel war in Gefahr, sein guter Ruf zerstört. Täglich kamen angesehene Ritter zu ihm, um ihn zu fragen, warum es ihm denn nicht gelungen sei, seine Steuerverträge ändern zu lassen; und täglich bemühte er sich zu erklären, daß ein kleines Grüppchen von Männern den Senat auf eine Weise führe, wie man einen Bullen an einem Nasenring führt. Und man hielt ihn für den Bullen! Doch es schwand nicht nur seine dignitas; viele Ritter verdächtigten ihn schon, etwas im Schilde zu führen, weswegen er die Neuverhandlung dieser elenden Verträge absichtlich hinauszögere. Zu allem Überfluß fiel ihm auch noch sein Haar aus wie einer Katze das Fell im Frühling!
»Komm mir ja nicht zu nahe!« knurrte er Caesar an.
»Warum in aller Welt denn nicht?« fragte ihn Caesar grinsend und ließ sich auf der Ecke von Crassus’ Schreibtisch nieder.
»Ich habe die Räude.«
»Du hast Weltschmerz. Komm, laß den Kopf nicht hängen, ich habe gute Nachrichten.«
»Es sind zu viele Leute hier, aber ich bin zu müde, um auch nur ein paar Schritte vor die Tür zu tun.« Dann brüllte er in den überfüllten Raum hinein: »Geht sofort nach Hause, alle ohne Ausnahme! Beeilt euch! Ich werde euch auch nicht den Lohn kürzen, nun macht schon!«
Alle verließen hocherfreut den Raum; Crassus bestand darauf, daß jede einzelne Sekunde bis Sonnenuntergang hart gearbeitet wurde, und die Tage wurden zum Sommer hin, der noch auf sich warten ließ, immer länger. Jeder achte Tag der Woche war zwar arbeitsfrei, und auch die Saturnalien, Kompitalien und die wichtigsten Spiele galten als Feiertage, doch man erhielt an diesen Tagen auch keinen Lohn. Wer nicht arbeitete, den bezahlte Crassus auch nicht.
»Du und ich«, sagte Caesar, »wir werden uns zusammentun.«
»Das wird auch nicht viel ändern«, antwortete Crassus kopfschüttelnd.
»Doch, wenn wir ein Triumvirat bilden.«
Crassus’ kräftige Schultern verkrampften sich, wenngleich sein Gesicht gelassen blieb.
»Nicht mit Magnus!«
»Doch, mit Magnus.«
»Ohne mich, und damit basta.«
»Dann wirst du Abschied nehmen müssen von deiner jahrelangen Arbeit, Marcus. Wenn wir kein Bündnis mit Pompeius Magnus eingehen, dann verlierst du deinen Ruf als Patron der ersten Klasse.«
»Unsinn! Bist du erst Konsul, wird es dir schon gelingen, die asiatischen Verträge zu reduzieren.«
»Mein lieber Freund, gerade heute hat man mir meine Provinz zugeteilt. Man will, daß Bibulus und ich diejenigen Wege Italias inspizieren, auf denen Viehherden getrieben werden dürfen.«
Crassus blieb der Mund offenstehen. »Das ist ja noch schlimmer, als keine Provinz zu bekommen! Sie machen euch zur Zielscheibe des Spottes! Einen Julius — und einen Calpurnius immerhin! — zwingt man, die Arbeit eines kleinen Beamten zu tun?«
»So ist es, und Bibulus wäre sogar bereit, seine eigene dignitas aufs Spiel zu setzen, nur um mir einen Strich durch die Rechnung zu machen. Es war seine Idee, Marcus! Verstehst du jetzt, wie ernst die Situation ist? Die boni würden ihren Kopf riskieren, Hauptsache, es kostet auch den meinen. Von dir und Magnus ganz zu schweigen.«
»Dann gebe ich dir recht. Wir müssen eine Allianz mit Magnus bilden.«
So einfach war das. Wenn man etwas von Crassus wollte, brauchte man sich nicht in philosophischen Erörterungen ergehen. Solange man ihn mit Fakten konfrontierte, ließ er sich
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