MoR 04 - Caesars Frauen
warten müssen, vorher kann er nicht in seine Provinz gehen; doch ich glaube kaum, daß er Einwände haben wird. Der arme Bursche hat bisher immer eine untergeordnete Rolle gespielt, die boni haben verächtlich die Nase über ihn gerümpft. Doch es zahlt sich niemals aus, Männer zu übersehen, die einmal wichtig werden könnten.«
»Ich traf Celer gestern auf dem Forum«, sagte Crassus und blähte sich zufrieden auf, »und ich fand, daß er entsetzlich krank aussah.«
Caesar mußte lachen: »Er hat kein körperliches Leiden, Marcus. Seine Frau öffnet sich — in jeder nur möglichen Hinsicht — Catullus, dem Dichterknaben aus Verona. Der scheint übrigens mit den boni zu liebäugeln. Ich habe überzeugende Beweise dafür, daß er es war, der das Märchen von Publius Servilius’ Weinberg für Bibulus erfunden hat. Das klingt plausibel, denn Bibulus ist durch und durch Stadtmensch. Man muß schon aus der Provinz kommen, um sich so gut mit Vieh und Weinbergen auszukennen.«
»Dann hat sich Clodia also verliebt.«
»Heftig genug, um Celer zu beunruhigen.«
»Er täte gut daran, Pomptinus aus dem Amt zu entlassen und frühzeitig in seine Provinz zu ziehen. Für einen Soldaten hat Pomptinus seine Sache in Gallia Transalpina nicht besonders gut gemacht.«
»Unglücklicherweise liebt Celer seine Frau, Marcus; am liebsten würde er Rom gar nicht verlassen.«
»Nun, Clodia und Celer scheinen sich gegenseitig zu verdienen«, lautete Crassus’ Urteil.
Falls irgendwer es für bedeutsam hielt, daß es Pompeius war, den Caesar sich als Augur für die Neujahrsnachtwache auf dem Kapitol auserwählt hatte, so drang dies nicht an die Öffentlichkeit. Von Mitternacht bis zu dem Zeitpunkt, an dem das erste Licht am östlichen Himmel erstrahlte, standen Caesar und Pompeius in ihren scharlach- und purpurrotgestreiften Togen Rücken an Rücken, die Augen auf die himmlischen Gefilde gerichtet. Welches Glück für Caesar, daß das neue Jahr den Jahreszeiten um vier Monate voraus war; bedeutete dies doch, daß die Sternschnuppen im Sternbild des Perseus ihre Funken über das schwarze Himmelsgewölbe sprühten. Omen und Auspizien gab es viele, darunter auch einen Blitz aus einer Wolke, die von der linken Seite kam. Eigentlich hätten auch Bibulus und sein augurischer Helfer anwesend sein sollen; doch selbst in diesem Fall war Bibulus darauf bedacht gewesen, zu demonstrieren, daß er mit Caesar nicht zusammenarbeiten würde. Statt dessen stellte er die Auspizien in seinem eigenen Haus an, was ungewöhnlich, doch durchaus korrekt war.
Anschließend begaben sich der Erste Konsul und sein Freund in ihre Häuser, um die Gewänder für den Tag anzulegen: Pompeius sein Triumphgewand, das er nun auch zu allen festlichen Gelegenheiten, nicht bloß bei den Spielen, tragen durfte; und Caesar eine frisch gewebte, strahlend weiße toga praetexta, die nicht mit tyrischem, sondern mit dem gleichen, schlichten Purpur verbrämt war wie in den Anfangszeiten der Republik; damals waren die Julier so berühmt gewesen, wie sie es nun, fünfhundert Jahre später, wieder waren. Pompeius trug den goldenen Ring der Senatoren, Caesars Ring war aus Eisen, wie der der Julier in den alten Zeiten. Er trug seinen Kranz aus Eichenblättern und die Scharlach- und purpurrotgestreifte Tunika des Pontifex Maximus.
Es war wahrhaftig kein Vergnügen, mit Bibuius an seiner Seite den Clivus Capitolinus zu erklimmen, denn der wurde nicht müde, ihm keuchend zu versichern, er werde nichts erreichen; und wenn es ihn das Leben koste, er werde dafür sorgen, daß Caesars Konsulat als Meilenstein der Passivität, ja der Trivialität in die Geschichte einginge. Es war auch kein Vergnügen, mit Bibulus an seiner Seite auf dem Elfenbeinstuhl Platz zu nehmen, während die Senatoren und die Ritter, die Familie und die Freunde ihnen zujubelten und sie priesen. Doch Caesar hatte wieder Glück: sein makelloser, weißer Bulle gab sich der Opferung willig hin, wogegen Bibulus’ Bulle schwerfällig niederfiel, wieder hochzukommen suchte und die Toga des Zweiten Konsuls Bibulus mit Blut bespritzte. Ein schlechtes Omen!
Anschließend, im Tempel des Jupiter Optimus Maximus, war es Caesar, der als Erster Konsul eine Sitzung des Senats einberief, Caesar, der als Erster Konsul die feriae Latinae festlegte, Caesar, der als Erster Konsul die Provinzen der Prätoren ausloste. Kein Wunder, daß Lentulus Spinther unter diesen Umständen Hispania Citerior als Provinz erhielt.
»Es wird noch
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