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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Gaius Piso wie ein korrupter Pfuscher. Celer hat ohne Zweifel seine Qualitäten, doch sogar er verschwendet seine Energie lieber in den Sturz anderer, bevor er persönliche Differenzen vergißt und an Rom denkt.«
    »Willst du damit sagen, sie sehen ihre Unzulänglichkeiten wirklich nicht? Sie halten sich für ebenso fähig wie uns? So eingebildet können sie nicht sein!«
    »O doch! Magnus, ein Mann besitzt ein einziges Instrument, mit dem er Intelligenz messen kann — und das ist sein Verstand. So mißt er einen jeden an dem größten Intellekt, der ihm bekannt ist: nämlich dem eigenen. Wenn du ihm vorführst, wie du unser Meer im Zeitraum eines kurzen Sommers von Piraten säuberst, dann zeigst du ihm damit nur eines: nämlich, daß es machbar ist. Also hätte auch er es tun können. Doch du hast ihn ja nicht zum Zuge kommen lassen. Du hast ihn per Gesetz gezwungen, abseits zu stehen und dir zuzusehen. Die Tatsache, daß er seit Jahren nur Geschwätz von sich gegeben hat, spielt keine Rolle. Du hast ihm gezeigt, daß es möglich ist. Gäbe er zu, daß er es nicht geschafft hätte, so müßte er sich eingestehen, daß er nicht viel wert ist; das aber wird er niemals tun. Es ist nicht reine Eitelkeit, sondern Blindheit, gepaart mit Selbstzweifeln, die er nicht zuzugeben wagt. Mit einem solchen Manne rächen die Götter sich an jenen, die wahrhaft überragend sind.«
    Pompeius wurde langsam unruhig. War er auch sehr wohl in der Lage, abstrakte Gedanken nachzuvollziehen, so hielt er diese Übung für nicht besonders sinnvoll.
    »Alles ganz schön und gut, Caesar, doch reine Spekulation führt uns nicht weiter. Sag mir jetzt lieber, warum wir Crassus einschalten müssen.«
    Eine sowohl logische als auch pragmatische Frage. Ein Jammer nur, daß Pompeius, indem er Caesar unterbrach, das Angebot für eine tiefe, dauerhafte Freundschaft in den Wind schlug. Caesar hatte ihm die Hand gereicht, ein überragender Mann dem anderen. Ein Jammer nur, daß Pompeius’ Überlegenheit, seine Interessen und Talente auf ganz anderer Ebene lagen. Caesar wurde wieder nüchtern.
    »Wir müssen Crassus einschalten, weil weder du noch ich annähernd so viel Einfluß bei den Achtzehn haben wie er«, sagte Caesar geduldig, »und weil wir nicht einmal ein Tausendstel der rangniedrigeren Ritter kennen, die Crassus kennt. Ja, wir beide kennen viele Ritter, ältere wie jüngere, das weiß ich auch. Doch Crassus können wir nicht das Wasser reichen! Ich weiß, daß du vermutlich sehr viel reicher bist als er, aber dein Geld hast du auf völlig andere Weise erworben. Er ist Geschäftsmann durch und durch, er kann nicht anders. Jeder ist Crassus einen Gefallen schuldig. Und deshalb ist er für uns wichtig! Im Grunde ihres Herzens sind alle Römer Geschäftsleute. Warum hätte sich Rom sonst wohl erhoben, um die Welt zu beherrschen?«
    »Wegen seiner Soldaten und Generäle«, sagte Pompeius ohne Zögern.
    »Das auch. Und hier kommen wir ja auch zum Zuge. Aber der Krieg ist ein vorübergehender Zustand. Kriege sind manchmal sinnloser und kostenträchtiger für ein Land als eine Vielzahl von gescheiterten Geschäftsunternehmungen. Stelle dir vor, um wieviel reicher Rom heute sein könnte, wäre es nicht über dreißig Jahre in zahllose Bürgerkriege verwickelt gewesen. Du mußtest erst den Osten erobern, um Rom zu einer neuen und soliden finanziellen Basis zu verhelfen. Aber die Eroberung ist abgeschlossen, jetzt geht es, wie üblich, nur noch um Geschäfte. Du hast, hinsichtlich des Ostens, deinen Beitrag an Rom schon geleistet, wogegen Crassus’ Beitrag gerade erst beginnt. Und daher rührt auch seine Macht. Was durch Eroberungen gewonnen wird, wird durch den Handel erhalten. Du eroberst ganze Reiche, damit Crassus sie wirtschaftlich nutzt und romanisiert.«
    »Nun gut, du hast mich überzeugt«, sagte Pompeius und griff nach seinem Becher. »Stellen wir uns vor, wir drei bildeten ein Triumvirat. Was würden wir damit bewirken können?«
    »Zusammen würden wir die Macht besitzen, die boni zu besiegen. Denn nur so bekämen wir die Stimmen, die wir brauchen, um in den Versammlungen Gesetze zu erlassen. Denn vom Senat, einer Institution, die grundsätzlich von Ultrakonservativen dominiert wird, würden wir keine Billigung erhalten. Die Versammlungen sind die Brutstätte der Veränderung. Du darfst nicht vergessen, daß die boni dazugelernt haben, seit Gabinius und Manilius deine Sonderkommandos durch Gesetzgebung bewirkt haben. Sieh dir Manilius an.

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